Gladbeck: Karl-Leisner-Haus im Stadtteil Zweckel

Gladbeck Karl-Leisner-Haus 1Eines der ältesten Jugendheime die nach Karl Leisner benannt wurden, ist das Karl-Leisner-Haus am Kardinal-Hengsbach-Platz 9 in Gladbeck-Zweckel[1]. Es wurde von 1952 bis 1954 von der damaligen Pfarrjugend komplett in Eigenarbeit errichtet.

[1] Nördlicher Stadtteil von Gladbeck – erstmalige Erwähnung des Siedlungsnamens im 12. Jhdt.

 

Gladbeck Karl-Leisner-Haus 2Gladbeck Herz-Jesu-Kirche 3

Das Haus liegt hinter der Herz-Jesu-Kirche[1] und wurde am 19. Mai 1954 von Kaplan Kamp feierlich eingeweiht. Der heutige KJG-Raum diente seinerzeit als Clubzimmer, die Pfadfinder nutzten bereits damals das Kaminzimmer und die Jungpfadfinder den großen Gruppenraum; im Keller gab es eine Tischtennisplatte.

[1] Einweihung der im Stil des bergischen Barock errichteten Herz-Jesu-Kirche am 27.5.1914. Seit dem 18.9.2007 bilden die katholischen Gladbecker Kirchen die Propstei-Pfarrei St. Lamberti.

Von 2009 bis 2011 konnte das Haus durch zahlreiche Spenden und die Mithilfe vieler ehrenamtlicher Helfer umfangreich renoviert werden; neben dem Einbau einer neuen Küche wurde das gesamte Kellergeschoss neu verfliest. Am 13. Februar 2011 wurde das Karl-Leisner-Haus wieder eröffnet.

Das bis dahin ausschließlich von der Jugend genutzte Haus wird seitdem bei Bedarf auch Mitgliedern der Gemeinde und den Gremien der Pfarrei zur Verfügung gestellt. Ausgenommen davon sind das von den Pfadfindern genutzte Kaminzimmer und der KJG-Raum, welcher den Messdienern und der KJG vorbehalten ist. Ein weitergehender Bedarf entstand durch den Abriss des Kaplan-Poether-Hauses im Jahr 2014. Die Grundsteinlegung für das neue Haus war am 14. Februar 2016. In Kooperation mit dem Caritasverband entstehen dort Wohngruppen für Menschen mit Behinderungen und im Erdgeschoss ein neues Gemeindezentrum.

Die frühe Benennung des Jugendheimes nach Karl Leisner mag daher rühren, dass Bernhard Poether[1], der von Juli 1936 bis zum 11. April 1939 Kaplan in der Herz-Jesu-Kirche in Gladbeck-Zweckel war, mit Karl Leisner im Priesterblock des KZ Dachau inhaftiert war und dort am 5. August 1942 starb.

Gedenkstein an der Herz-Jesu-Kirche

Gedenkstein an der Herz-Jesu-Kirche

[1] Bernhard Poether (* 1.1.1906 in Datteln, † 5.8.1942 im KZ Dachau) – Besuch der Volksschule in Hiltrup 1912–1916 – Abitur am Gymnasium Paulinum in Münster – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster Ostern 1927 – Priesterweihe 17.12.1932 in Münster – Kaplan in Gelsenkirchen-Buer 16.3.1933 bis 1934 – Beurlaubung zwecks Studiums der polnischen u. russischen Sprache nach Krakau/Kraków/PL 1934–1936 – Kaplan in Gladbeck Herz Jesu mit dem Auftrag der besonderen Seelsorge an den dort zahlreich lebenden polnischen Katholiken Juli 1936–1939 – Kaplan in Bottrop St. Josef 11.4.1939 – Verhaftung durch die Gestapo 22.9.1939 – Er kam wegen Polenseelsorge am 19.3.1940 ins KZ Sachsenhausen und am 18.4.1941 ins KZ Dachau.

 

Karl Leisner erwähnt Bernhard Poether in einem Brief vom 9. Dezember 1941 aus dem KZ Dachau an Walter Vinnenberg:
Herzlich möchte ich Dir auch danken für Dein stetes treues Gedenken und für Deinen feinen Brief vor einigen Monaten. Auch Bernhard Poethers Weihnachtsgruß!

Darüber hinaus wird Karl Leisner mit Gladbeck seinen Kurskollegen Aloys Hegemann[1] verbunden haben, der mit ihm am 1. Mai 1934 in das Collegium Borromaeum eingetreten war, um Priester zu werden. In seiner Funktion als Diözesanjungscharführer lernte er Franz Doll[2] aus Gladbeck kennen. Karl Leisners Aufzeichnungen ist nicht zu entnehmen, dass er die Stadt Gladbeck kennengelernt hat.

[1] Schönstattpriester Alois/Aloys Hegemann, genannt Papst, (* 7.12.1913 in Gladbeck, † 11.3.1990) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster 1.5.1934 – Priesterweihe 6.8.1939 in Münster – Kaplan in Münster St. Elisabeth 1939–1944 – Kaplan in Herbern 1944–1946
[2] Franz Doll (* ?, † ?) – Gladbeck – großes Engagement in der Jugendarbeit

Münster, Sonntag, 2. Juni 1935
Post von 11.30 bis 12.30 Uhr erledigt: 1) Mucki [Hans Schlömer], 2) Jupp Lentz, Rheinhausen, 3) Franz Doll, Gladbeck

Münster, Montag, 18. April 1938, Ostermontag
Den Morgen nach dem Amt auf Alois H’s [Hegemanns] Bau im [Priester-] Seminar die kommende Werkwoche besprochen.

Münster, Sonntag, 18. Dezember 1938, 4. Adventssonntag
Ein frischer Marsch durch den frostigen Morgen zum [Priester-]Seminar und wieder zurück! Alois Hegemann macht schon Domdienst für mich.

Münster, Samstag, 25. Februar 1939
Mit „Papst“ [Alois Hegemann] 5.10 Uhr an [der St.-]Mauritz[-Kirche]. Los [zur Wallfahrt nach Telgte].

Nach seiner Verhaftung am 9. November 1939 kam Karl Leisner über die Gefängnisse Freiburg und Mannheim sowie das KZ Sachsenhausen am 14. Dezember 1940 als Schutzhäftling in das KZ Dachau. Um in der Gefangenschaft nicht auf jegliche Verbindung mit seinen Verwandten und Freunden zu verzichten, suchte Karl Leisner durch Grüße und Glückwünsche zu den Gedenktagen den Kontakt mit ihnen zu halten.

Karl Leisner aus Dachau am 6. April 1941 an Heinrich Tenhumberg:
Allen Kursuskameraden frohe Ostergrüße. […] An Bernd [Bernhard Leusder], Ornd [Arnold Mente], Alois [Hegemann], Heini [Heinrich Enneking], Tonius [Antonius Wissing] und [Bernhard] Burdewick, alle, alle Grüße!

Karl Leisner aus Dachau am 31. Mai 1942 an seine Familie:
Heini Thbg. [Tenhumberg] treueste Grüße. Zum 21.6. [,dem Fest des hl. Aloysius Gonzaga,] möge er Alois Hegemann in Münster von mir herzliche Namenstagswünsche übermitteln.

Karl Leisner aus Dachau am 14. November 1942 an Heinrich Tenhumberg:
Zu Weihnachten Dir, Ornd [Arnold Mente], Bernd [Leusder], Alois [Hegemann], Heini Ennemann [En­neking], Jupp Brink, Tönne [Anton Völkering] und allen im Kurs treue Brudergrüße, Friede und Freude im Herrn!

Impressionen zum Karl-Leisner-Haus

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Text und Fotos Christa Bockholt