St. Blasien: Stele zu Ehren Karl Leisners

neue-steleAm 12. August 1995, dem 50. Todestag Karl Leisners, wurde am Friedhof in St. Blasien[1] im Rahmen einer kleinen Feier ein Gedenkstein zu Ehren des Seligen eingeweiht, der inzwischen um die Seligsprechung erweitert wurde.

[1] Die Stadt St. Blasien mit ca. 3.700 Einwohnern entstand um das Kloster St. Blasien – erstmalige Erwähnung 858 – Erhebliche Bedeutung des Klosters mit Fürstabt Martin Gerbert, der ihm 1764-1793 vorstand. 1771 Bau der klassizistischen Kuppelkirche (drittgrößte seiner Art in Europa)– 1882 Bau des Kurhauses – 1881 Bau einer Lungenheilstätte – 1882 Bau des Kurhauses – 1930 Eröffnung der Lungenfachklinik Fürstabt-Gerbert-Haus als Lungenfachklinik dazu 1971-1975 Klinik St. Blasien (für Lungenkrankheiten), heute Feldbergklinik Dr. Asdonk (Lymphologie)

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Bürgermeister Johann Meier sagte dazu, dass die Stele an die Schrecken des Dritten Reiches erinnern solle, an die Untaten, die an der Menschheit begangen wurden, festgemacht an der Person von Karl Leisner.

Thomas Mutter, der Initiator der Stele, dankte dem Bürgermeister und den Gemeinderäten, dass sie sich „ohne eine Sekunde der Diskussion“ dieser Bewegung angeschlossen hatten. „Wenn unsere Gemeinde die Stele und die Sprache des Steines aufnimmt und annimmt, und wenn jeder an diesem Stein nicht achtlos vorbei geht und ihn bemerkt, und wenn jeder gegen Unrecht und Ungerechtigkeit, gegen Verfolgung von Minderheiten, gegen Rassenwahn […] angeht, an seinem Platz, mit seinen Mitteln, dann hat sich diese frühe Opfervollendung des Pfarrer Karl Leisner gelohnt.“ Dann sei dieser Opfertod nicht umsonst gewesen, und so sei es auch richtig, sich mit diesem Menschen, der von St. Blasien aus in den Tod ging, befasst zu haben. Ein Wort der Entschuldigung sei angebracht und ein Wort der Bitte um Vergebung. „Wir müssen und wollen uns der Herausforderung stellen und können als diejenigen, die die Geschichte St. Blasiens mitverwalten, bei allen, die durch den Tod, durch die dramatischen und schrecklichen Vorgänge um Karl Leisner betroffen sind und betroffen waren, um Vergebung bitten.“[1]

[1] siehe auch Schwarzwälder Bote vom 15.8.1995

Die Feier schloss mit einem gemeinsamen Gebet und einer Kranzniederlegung durch Bürgermeister Meier.

„Schwartwälder Bote“ vom 15. August 1995

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Nach dem Bibelzitat „Selig die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen (Mt 5,10)“ wurden der Name und die wesentlichen Lebensstationen Karl Leisners in den Stein gemeißelt. Seine Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. am 23. Juni 1996 wurde nachträglich eingearbeitet.

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Inzwischen wurde der Gedenkstein umgesetzt und steht heute nicht mehr vor dem Eingang zum Friedhof, sondern auf dem Friedhofsgelände an der rechten Längsseite der Kapelle.

Ende Mai 1939 wurde bei Karl Leisner eine offene Lungentuberkulose festgestellt und er kam zur Heilung in das Lungensanatorium Fürstabt-Gerbert-Haus in St. Blasien. Aufgrund einer unbedachten Äußerung zum Attentat auf Hitler am 8. November 1939 gegenüber einem vertrauten Mitpatienten wurde Karl Leisner am 9. November im Fürstabt-Gerbert-Haus verhaftet und kam über die Gefängnisse Freiburg und Mannheim sowie das KZ Sachsenhausen am 14. Dezember 1940 als Schutzhäftling in das KZ Dachau.

Link zum Beitrag „Feldbergklinik in St. Blasien“

Text und Fotos Christa Bockholt und IKLK-Archiv