1979 gestaltete Schwester Maria Geroldine von den Schwestern Unserer Lieben Frau einen Kreuzweg, auf dem in der 6. Station „Veronika reicht Jesus das Schweißtuch“ auch Karl Leisner dargestellt ist.
Um das Schweißtuch sind Personen aus der heutigen Zeit gruppiert. Links unten ist Karl Leisner zu sehen, rechts daneben Mutter Teresa, es folgt Papst Paul VI.; oberhalb von Karl Leisner ist Julie Billart, die Gründerin des Ordens der Schwestern unserer Lieben Frau und am oberen Rand des Tuches sind von links nach rechts Maximilian Kolbe, Martin Luther King und Edith Stein dargestellt. Das Gesicht rechts vom Tuch stellt das Volk Gottes dar. In einem zugehörigen Gebetsheft steht unter anderem unter der 6. Station: „Die Menschen unserer Zeit stehen stellvertretend für die vielen Ungenannten, in deren Antlitz etwas vom Antlitz Jesu aufleuchtet.“
Die Anregung für die Fertigung eines Kreuzweges für die Adelheidkirche in Geldern kam von Pfarrer Hans Overkämping, dem Mitbegründer der Hospizbewegung, der zu dem Zeitpunkt als Kaplan in Geldern tätig war.
Die Mitglieder des IKLK wurden im Juli 1997 mit dem Rundbrief Nr. 35, Seite 66, über den „Kreuzweg St. Adelheid in Geldern“ informiert.
Die Adelheidkirche am Issumer Tor in Geldern wurde 1966–1968 errichtet und nur 40 Jahre später profaniert. Am 25. Oktober 2009 wurde in ihr der letzte Gottesdienst gefeiert. Ein Teil des Gebäudes wurde unter Denkmalschutz gestellt und in das neu errichtete Adelheid-Haus, einer Senioreneinrichtung des Caritasverbandes, integriert. Dort, wo sich früher der Altarraum befand, wurde eine Kapelle errichtet die mit Elementen der früheren Kirche ausgestattet ist.
Für den Kreuzweg aus der Adelheidkirche wurde in der Kapelle des St.-Clemens-Hospitals[1] in Geldern ein geeigneter Raum gefunden. Die 14 Tafeln zu den Kreuzwegstationen hängen an der linken Wand der Kapelle.
[1] Das St.-Clemens-Hospital ist eine kirchliche Einrichtung und gehört zur Cusanus-Trägergesellschaft-Trier mbh. Bereits 1848 übernahmen zwei Clemensschwestern die Krankenpflege, verschiedene Gebäude dienten als Hospital. Das durch Bombenangriff völlig zerstörte Krankenhaus wurde 1945 wieder aufgebaut. 1972 wurde außerhalb des Stadtkerns an der Clemensstraße ein neues Gebäude bezogen.
Mit der Stadt Geldern wird Karl Leisner Erinnerungen an Karl Kehren[1] und Matthias Op de Hipt[2] sowie Aloys Kempkes[3] und Gerhard Backes[4] verbunden haben, die er durch seine Mitgliedschaft in der Katholischen Wandervogel-Gruppe St. Werner und später durch seine Arbeit als Bezirks- und Diözesanjungscharführer kennengelernt hat. Ferner begegnete er Karl Janssen[5] aus Geldern, der gleichzeitig mit ihm in das Collegium Borromaeum in Münster eintrat, um Priester zu werden.[6]
[1] Karl Kehren (* 10.12.1907 in Kleve, † 8.5.1996) – Priesterweihe 23.12.1933 in Münster – Mitglied des Quickborn
[2] Matthias Op de Hipt (* 24.8.1906 in Düsseldorf-Oberkassel, † 4.5.1990 in Geldern) – Jugendjahre in Issum am Niederrhein – Referent für die Landjugend im Jugendhaus Düsseldorf unter Prälat Ludwig Wolker – auf Grund seiner antinationalsozialistischen Einstellung nach 1933 keine Möglichkeit zur Rückkehr in den Verwaltungsdienst – wesentliche Beteiligung an der Vorbereitung der Großen Viktortracht in Xanten 1966 – Im Seligsprechungsprozeß für Karl Leisner hat er 1981 als Zeuge ausgesagt.
[3] Aloys Kempkes (* 22.5.1909 in Wankum, † 10.4.1984) – Bezirksleiter von Geldern 1934/ 1936 – Im Seligsprechungsprozeß für Karl Leisner hat er 1981 als Zeuge ausgesagt.
[4] Gerhard (Gerd) Backes (* 6.11.1912 in Herongen, † 11.1.1961 in Kempen) – Herongen – 1935 Bezirkssturmscharführer für den Bezirk Geldern
[5] Karl Janssen (* 13.11.1914 in Geldern, † als Folge von Durchschüssen an der Ostfront 1.6.1944 im Lazarett in Geldern) – Geldern – Quickborner – Priesterweihe 23.9.1939 in Münster
[6] siehe hierzu u. a. Link zur Karl-Leisner-Straße in Geldern
Darüber hinaus kam Karl Leisner während seiner Fahrten immer mal wieder durch Geldern. 1929 erwähnt er in einem Tagebuch erstmalig Geldern auf der Rückfahrt von Wesel, wo er gemeinsam mit seinem Bruder Willi Verwandte besucht hatte.
Wesel, Samstag, 25. Mai 1929
Um 16.45 Uhr gings weiter über Sevelen – Geldern – Kevelaer – nach Goch, wo wir bei Tante Julchen eine Tasse Tee [tranken]. Um 20.15 Uhr fuhren wir weiter nach Cleve. Dort landeten wir um 21.15 Uhr.
Im September 1929 besuchte Karl Leisner seinen Bruder Willi in der Kinderheilanstalt Süchteln, wo dieser wegen einer Rückgradverkrümmung stationär behandelt wurde. Im November wiederholte er die Tour mit der gesamten Gruppe St. Werner und im Juli 1930 fuhren die Jungen erneut dorthin.
Kleve, Sonntag, 1. September 1929
Fahrt per Rad nach Süchteln (zu Willi) – Neuß – Goch wieder nach Cleve
[…] Um 6.30 Uhr gings weiter über Kevelaer – Geldern – nach Kempen, wo ich um 8.45 Uhr war.
Neuß, Montag, 2. September 1929
Ich fuhr nun über Osterath- Fischeln durch Krefeld nach Hüls. Von dort über Rahm – Aldekerk – Nieukerk – Geldern nach Kevelaer.
Kleve, Samstag, 2. November 1929
So fuhren wir endlich 14.15 Uhr ab. Es ging über Goch (eben bei den Tanten [Maria und Julchen] ein Paket für Willi abgeholt) – Kevelaer – Geldern (Rast!) – Kempen – (es fing an zu dunkeln; Laternen angebracht![1]) nach Süchteln.
[1] Als Fahrradbeleuchtung dienten früher Karbidlampen oder elektrische, mit Dynamo- und Flachbatterie betriebene Lampen.
Süchteln, Sonntag, 3. November 1929
Nun (14.15 Uhr) gings auf’s Stahlroß und im „Galopp“ gings über Oedt–Schmalbroich–Kempen–Geldern (kurze Rast mit „Entladung“ und Stärkung) nach Cleve, wo wir um 19.30 Uhr anlangten.
Kleve, Samstag, 5. Juli 1930
Samstag, den 5. Juli bis Sonntag, den 6. Juli. Fahrt nach Süchteln
Um 14.00 Uhr sollten wir uns bei Hiby treffen. Ich kam 20 Minuten zu spät. Es ging sofort los. – Vor Goch sagt’s auf einmal psch… und ich hatte in meinem Hinterrad keine Luft mehr. Rad auf den Kopf gestellt, Stelle sofort gefunden, Flicken drauf und hopsa ging’s wieder auf’s Stahlroß. Hinter Geldern Rast.
Süchteln, Sonntag, 6. Juli 1930
Unterwegs einigemal Rast. Bei Geldern einen Quickborner aus dem Lager bei Telgte ([6.–18.8.]1928) getroffen. Vor Geldern Aufnahme. Um 19.00 Uhr zu Hause.
1931 macht Vater Wilhelm Leisner mit Karl und Willi eine Pfingstfahrt, die sie von Süchteln zu den Verwandten nach Schaephuysen führt. Auf dem Rückweg rasten sie in Geldern.
Schaephuysen, Mittwoch, 27. Mai 1931
Dann in schöner Hitze über Aldekerk nach Geldern (wo wir von 17.00 bis 19.00 Uhr bei Braidenbroich rasten). Papa fährt mit dem Zug nach Hause. Er ist schachmatt (Sonnenstich!!!). – Wir zwei [Karl und Willi] landen nach kurzer Rast in Goch [bei den Tanten Maria und Julchen], um 21.30 Uhr daheim.
Die „große Schweizerfahrt“ führt Karl Leisner und seinen Bruder Willi erneut über Geldern.
Kleve, Freitag, 12. August 1932
Nach recht gutem Kaffee gondelten wir zwei [Willi und Karl] denn nach dem Abschied von allen um 17.30 Uhr weiter nach Kevelaer, wo wir die Muttergottes besuchten und um gute Fahrt baten. Dann gondelten wir lustig weiter über Geldern – Sevelen nach Rheurdt zu [Familie] Bongartz.
Als Leiter des Katholischen Wandervogels [KWV] in Kleve nimmt Karl Leisner Pfingsten 1933 am Bundestag des KWV in Ommerborn teil. Von dort fährt er weiter zur Singekreistagung nach Marienthal.
Ommerborn, Montag, 5. Juni 1933, Pfingstmontag
[Am] 5. 9.00 Uhr ab zur Heimfahrt nach Marienthal [Singekreistagung]. – 11.15 Uhr bei Natje [Heinz Naß in Köln]. 13.30 Uhr weiter nach Neuß. ([Bei] Tante Mia [Brücken] Rast! bis 16.00 Uhr.) In Geldern trennen! Über Alpen – Borth – Wesel nach Marienthal! 21.40 Uhr da. Futtern tüchtig! Zu Stroh!
1935 lernt Karl Leisner in Altenberg bei einem Besuch des Generalpräses des Katholischen Jungmännerverbandes Deutschland, Ludwig Wolker, den Bezirkssturmscharführer Gerd Backes aus dem Bezirk Geldern kennen. Die Rückfahrt führt die Jungscharführer auch über Geldern.
Kleve/Altenberg, Samstag, 19. bis Sonntag, 20. Oktober 1935
Am 19./20.10. waren wir mit der Diözesanführerschaft bei unserm „General“ Msgr. Wolker. 75 Kerle aus fast allen Bezirken! 12 Bezirksjungscharführer mit dabei. – Wolker gab uns großen, neuen Blick in die Zeit, in unser Jugendreich, für die Wegbereitung Christi hinein in unsere Zeit für unser deutsches Volk. Er packte uns in tiefster Seele, riß uns heraus aus aller Kleinheit und allem Ich-Götzenkult zu den Höhen Gottes.
[…] Nachmittags Aussprache – Kaffee und noch ein kleiner Spaziergang mit Gerd Backes – Herongen (Bez.St.Sch.f. [Bezirkssturmscharführer] – Geldern) Josef Tenhaef – Kevelaer (B.JS.f. [Bezirksjungscharführer]) und Willi, und schon ist der feine Tag zu Ende – und doch was war es großartig. […]
Nachts 1.30 Uhr kamen wir über Krefeld – Geldern – zurück.
Zum Jahreswechsel 1935/1936 finden in Paesmühle Exerzitien für Duisburger Jungen statt, die Karl Leisner mit begleitet. In der Nacht bricht er zu einem Führerkurs in Schloss Raesfeld auf.
Paesmühle, Mittwoch, 1. Januar 1936
3.20 Uhr draußen. Abschied von Willi Weiler. Stilles Gebet aus dem wachen Herzen unter Sternen, die stille leuchten. Ich sing’ mit ihren Sphärenharmonien.
Alle Angst futsch – frisch los: Straelen – Pont – Geldern – Issum. (Ich denke an Matthias [Op de Hipt[1]] und Kaplan [Wilhelm] Bosch[2] und alle Jungen, an die ganze [Jugend-]Bewegung).
[1] Matthias Op de Hipt verbrachte seine Jugendjahre in Issum am Niederrhein.
[2] Wilhelm Bosch war von 1935 bis 1938 Kaplan in Issum.
Text und Fotos Christa Bockholt und IKLK-Archiv