Zeitschrift – Gründung als „Stimmen aus Maria Laach“ im damaligen Jesuitenkolleg Maria Laach 1866 – kulturpolitische Monatszeitschrift der Jesuiten seit 1871 – Namensänderung in „Stimmen der Zeit“ 1915 – Einstellung durch die Nationalsozialisten 1941 – Neugründung 1946
„Christ in der Gegenwart“ wies unter der Überschrift „Das freie Wort: 150 Jahre ‚Stimmen der Zeit’“ auf die älteste katholische Kulturzeitschrift in deutscher Sprache hin. „Diese Publikation [wurde] insbesondere nach dem letzten Krieg zu einem in weiten gebildeten Kreisen vielbeachteten Organ des freien Worts, einer katholischen Aufklärung im Horizont modernen Glaubens und Lebens.“
Die Katholische Presseagentur Österreich gab am 6. März 2015 einen ausführlichen Überblick über die Geschichte der Zeitschrift.
Auch Karl Leisner hat die Zeitschrift „Stimmen der Zeit“ gelesen.
Münster, Montag, 2. Juli 1934, Mariä Heimsuchung
… und das St.-Konradbuch[1] gelesen und in „Stimmen der Zeit“ über den großen [Franz] Kardinal Ehrle SJ.[2]
[1] vermutlich: Donders, Adolf: Bruder Konrad. Der ewige Pförtner, Paderborn 1934
[2] Martin Grabmann in: Stimmen der Zeit. 127. Bd., Freiburg/Br. 1934: 217–225, Kardinal Franz Ehrle S.J.
Zu Kardinal Ehrle siehe Aktuelles vom 4. April 2014
Im März 1938 begann er ein neues Heft „Bücherlese“ – Tagebuch Nr. 19. Darin notierte er:
. . . Alledem (Verbreitung mystischer Worte der Vergangenheit[1]) messen wir hier nicht geringe Bedeutung für die katholische Dichtung bei. Nicht als ob wir nun lyrische Blumensträuße mit mystischem Duft erwarteten. Auch die sind nicht ausgeblieben, stammen aber zumeist aus dem lyrischen Treibhaus, denn man reitet nicht so ohne weiteres auf dem hölzernen Schreibstuhl aus dem Redaktionszimmer der „Stimmen der Zeit“ auf den Berg Karmel hinauf. Worauf es ankommt, meinen wir, ist dieses: daß diese heilige, stille, große Welt wieder in die Seele hereinbricht, und mit ihr das große Schweigen; daß in dieser lärmenden, schreienden, hastenden, wirren und verwirrenden Zeit wiederum Seelen auf den Berg der Einsamkeit mit Gott, in die große heilige Stille steigen, von der [John Henry] Newman gesagt hat, daß sie das einzige Symbol der Ewigkeit hienieden sei. Und wären das Menschen, deren Mund das sagen könnte, was ihre Seele betet, wär’s des Gewinnes für katholische Dichtung genug. ([Miller, Otto: Der Individualismus als Schicksal, Freiburg/Br. 1933] S. 115)
[1] Einfügung von Karl Leisner
Einer der Herausgeber der Zeitschrift war Prof. Dr. phil. Hermann Muckermann (* 30.8.1877 in Bückeburg, † 27.10.1962 in Berlin) – Jesuit 1896–1926 – Priesterweihe 1909 – Herausgeber der Zeitschrift „Stimmen der Zeit“ 1913–1916 – Anthropologe – Gegner der Rassenpolitik des Dritten Reiches
Ihn haben sowohl Karl als auch Willi Leisner wahrgenommen.
Montag, 26. bis Freitag, 30. November 1934
Willi Leisner:
In diesen Tagen predigte abends um 20.00 Uhr in der Stiftskirche vor täglich 5.000 Gläubigen Pater Hermann Muckermann[1], der Eugeniker.[2]
[1] Hermann Muckermann war von 1896 bis 1926 Jesuit.
[2] Leisner, Willi: Tagebuch Nr. 5: 77
Sonntag, 21. Oktober 1945
Willi Leisner aus Berlin an seine Lieben im Westen und Süden:
Am Donnerstag hörte ich im Frauenbundhaus Prof. Hermann Muckermann. Er sprach über das Thema: Schicksal und Vorsehung. Da wehte wieder mal Geist Gottes. Drei Weisungen gab er uns mit: 1) Glaube an Gott und die göttliche Vorsehung erneuern, 2) Sich nicht von den Sorgen der Gegenwart zermürben lassen (und etwa sein Leben wegwerfen), 3) Wir müssen zusammenwirken, um ein neues Volk aufzubauen, aber ein Gottesreich muß es sein und wir müssen Lichtträger sein. Er zitierte auch den Wahlspruch unseres Karl: Mt 6[,33] Suchet zuerst das Reich Gottes …