Ascheberg: Karl-Leisner-Straße im Ortsteil Herbern

Ascheberg 6Am 15. Dezember 2005 wurde in der Sitzung des Rates der Gemeinde Ascheberg der Straßenname Karl-Leisner-Straße beschlossen.

Die Karl-Leisner-Straße liegt am Rand des Ortsteils Herbern. Sie zweigt von der Forsthövel-Münsterstraße (Bundesstraße 54) – mit Blick auf die St. Benedikt Kirche – ab, grenzt an die sich verzweigende Edith-Stein-Straße und führt bis zu den Feldern und Wiesen am Ortsrand.

Anträge auf Straßenbenennungen werden in der Gemeinde Ascheberg dem Heimatverein vorgelegt. Dessen Beirat prüft die Anträge und unterbreitet anschließend der Gemeindeverwaltung einen Vorschlag.

Den Antrag an die Gemeinde Ascheberg hatte der ehemalige Rektor der Hauptschule in Herben und derzeitige Gemeindearchivar Josef Farwick gestellt. Er schlug Straßenbezeichnungen nach Widerstandskämpfern aus der Zeit des Nationalsozialismus vor. Dabei nannte er vier Namen, unter denen auch Karl Leisner war. Ausschlaggebend für die Nennung von Karl Leisner waren Josef Farwicks persönlichen Erfahrungen in der Jugendbewegung und die Parallelen zu Karl Leisner, als Patron und Vorbild für die Jugend. Darüber hinaus dessen Leben und Wirken bis hin zu seiner heimlichen Priesterweihe im KZ Dachau.

Den Aufzeichnungen Karl Leisners ist nicht zu entnehmen, dass er die Gemeinde Ascheberg mit den Ortsteilen Davensberg und Herbern kennengelernt hat. Sein Kurskollege Wilhelm Jansen, der mit ihm in das Collegium Borromaeum in Münster eintrat um Priester zu werden, kam gebürtig aus Ascheberg. Alois Hegemann, der auch zu seinem Weihekurs gehörte und durch die gemeinsame Mitgliedschaft in einer Schönstattgruppe mit Karl Leisner verbunden war, kam 1944 als Kaplan in die Gemeinde St. Benedikt in Herbern.

Auf der Rügenfahrt im August 1929 begegnete Karl Leisner noch Eberhard Hömann[1] aus Herbern, der zu dem Zeitpunkt Vikar in Telgte war. Die Jungen finanzierten die Fahrt zum Teil durch Kasperleaufführungen.

[1] Eberhard Hömann (* 1.8.1883 in Herbern, † 31.8.1934 in Ostbevern) – Eintritt ins Colle­gium Borromaeum in Münster Ostern 1906 – Priesterweihe 21.5.1910 in Münster – Vikar in Telgte 8.7.1926 bis 28.5.1929

Telgte, Dienstag, 6. August 1929, 4. Tag
Um 10.30 Uhr gings zum Gesellenhaus, wo wir um 11.00 Uhr vor der Volks­schule den Lehrern und Kaplänen [Joseph Bullmann, Eberhard Hömann und Heinrich Lösgen] Kas­perle spiel­ten. Reiner­trag 44,00 [Reichsmark] (10,00 [Reichsmark] für den Saal be­zahlt), sonst 54,00 [Reichsmark].

Seinen Kurskameraden Wilhelm Jansen[1] erwähnt Karl Leisner nur einmal in seinen Aufzeichnungen.

[1] Wilhelm Jansen (* 15.6.1914 in Ascheberg, † 10.10.2000) – Abitur am Gymnasium Pauli­num in Münster – Priesterweihe 23.9.1939 in Münster

Münster, Montag, 17. Dezember 1934
Spaziergang mit Wilhelm Jansen aus Ascheberg zur Sternstraße [5 in Münster] – bei Alfred Stecken über Bündi­sches gesprochen und „ge­lernt“.

Die Münsteraner Schönstatt-Theologengruppe, zu der neben Karl Leisner auch Alois Hegemann[1] gehörte, war ein Zusammenschluss von 12 Studienanfängern im Collegium Borromaeum in Münster unter der Leitung von Heinrich Tenhumberg[2].

[1] Schönstattpriester Alois/Aloys Hegemann, genannt Papst, (* 7.12.1913 in Gladbeck, † 11.3.1990) – Priesterweihe 6.8.1939 in Münster – Kaplan in Münster St. Elisabeth 1939–1944 – Kaplan in Herbern 1944–1946
[2] Heinrich (Heini) Tenhumberg (* 4.6.1915 in Lünten, † 16.9.1979) – Priesterweihe 23.9.1939 in Münster – Bi­schofs­­weihe zum Weihbischof für das Bistum Münster 20.7.1958 – Bi­schof von Mün­ster 7.7.1969 bis 16.9.1979

Münster, Montag, 18. April 1938, Ostermontag
Den Morgen nach dem Amt auf Alois H’s [Hegemanns] Bau im [Prie­ster-] Semi­nar die kommende Werkwoche[1] besprochen.

[1] Werkwochen gab es sowohl in der Jugendarbeit als auch in der Schönstatt-Bewe­gung. Es könnte das Treffen der Schönstatt-Theologen im Sommer 1938 in Oldorf gemeint sein.

Münster, Sonntag, 18. Dezember 1938, 4. Adventssonntag
Ein frischer Marsch durch den frostigen Morgen zum [Priester-]Seminar und wieder zurück! Alois Hegemann macht schon Domdienst für mich. – An fest­licher Tafel erfreuen wir uns über Gottes Gaben in diesen heiligen Ta­gen.

Münster, Samstag, 25. Februar 1939
Die acht stillen Tage vor dem Subdiakonat.
3.45 Uhr raus, rasiert. – Mit „Papst“ [Alois Hegemann] 5.10 Uhr an [der St.-]Mau­ritz[-Kirche]. Los [zur Wallfahrt nach Telgte]. Es ist sternhelle Frühe draußen. Betrachtend „klotzen“ wir los (wie Hengste, die lang im Stall ge­standen). Je weiter wir aus dem Lichtkreis der großen Stadt weg sind, desto schöner wird es. Langsam kommt der erste Dämmerstrahl auf. Beim Bahn­hof Jägerhaus wird’s hell.

Am 9. November 1939 wurde Karl Leisner im Lungensanatorium Fürstabt-Gerbert-Haus in St. Blasien verhaftet und kam über die Gefängnisse Freiburg und Mannheim und das KZ Sachsenhausen am 14. Dezember 1940 als Schutzhäftling in das KZ Dachau.

Um nicht auf jegliche Verbindung mit seinen Verwandten und Freunden zu verzichten, suchte er durch Grüße und Glückwünsche zu den Gedenktagen den Kontakt mit ihnen zu halten.

Sonntag, 11. Januar 1942
Karl Leisner aus Dachau, Block 26/3, an seine Familie in Kleve:
An Natz [Bern­hard] Koch und Bernh. R. [Bernhard Ruby] treuen Freundes­gruß! Auch an Heini T. [Tenhumberg], Alois Heg. [Hegemann], Ornd M. [Ar­nold Mente], Bernd L. [Leusder], Heini E. [Enneking], Bernh. Bur­de­wick![1]

[1] Mitglieder der Schönstattgruppe seines Weihekurses

Sonntag, 6. April 1941, Palmsonntag
Karl Leisner aus Dachau, Block 28/1, an Hein­rich Tenhumberg in Marl-Brassert:
Allen Kursus­kameraden frohe Ostergrüße. […] An Bernd [Bernhard Leusder], Ornd [Arnold Mente], Alois [Hege­mann], Heini [Heinrich Enneking], Tonius [Antonius Wissing] und [Bern­hard] Burde­wick, alle, alle Grüße!

Samstag, 7. Februar 1942
Karl Leisner aus Dachau, Block 26/3, an Hein­rich Tenhumberg als Soldat:
An Alois H. [Hegemann], Bernd L. [Leusder], Heini E. [Enneking] und alle Kameraden meine treuesten Grüße.

Sonntag, 31. Mai 1942
Karl Leisner aus Dachau, Block 26/3, an seine Familie in Kleve:
Heini Thbg. [Tenhumberg] treue­ste Grüße. Zum 21.6.[, dem Fest des hl. Aloysius Gonzaga,] möge er Alois Hege­mann in Münster von mir herzli­che Namenstagswünsche über­mit­teln.

Samstag, 14. November 1942
Karl Leisner aus Dachau, Block 26/3, an Hein­rich Tenhumberg als Soldat:
Zu Weihnachten Dir, Ornd [Ar­nold Mente], Bernd [Leus­der], Alois [Hegemann], Heini Ennemann [En­neking], Jupp Brink, Tönne [Anton Völkering] und allen im Kurs treue Bruder­grüße, Friede und Freude im Herrn!

Samstag, 2. Oktober 1943
Karl Leisner aus Dachau, Block 26/3, an Heinrich Tenhumberg als Soldat:
Grüß’ mir jeden einzelnen [Kursgenossen:] Alois [Hegemann], Bernhard [Leus­der], Heini [Enne­king], Ornd [Arnold Mente], Tönne [Anton Völke­ring] usw. und auch Bernhard Burde­wick sowie [Rudolf] Klein-Arke­nau.

Am 17. Dezember 1944 wurde Karl Leisner heimlich im KZ Dachau zum Priester geweiht und am 26. Dezember 1944 war die Primiz, seine erste und einzige heilige Messe, die er in seinem Leben feierte.

Dienstag, 23. Januar 1945
Heinrich Tenhumberg an Karl Leisner:
M 63898 Mar. Pa. [Marinepostamt] Berlin, den 23.1.1945
Lieber Karl!
Dir gilt auch heute abend mein herzlicher Gruß. Damit danke ich Dir denn auch für Deinen Brief vom 30.12., den ich in diesen Tagen bekam. Ich nehme von Herzen teil an Deiner großen Freude über die Weihe. Weißt Du, Karl, die Primiz wollen wir aber noch so ein klein wenig nach­feiern; denn wir hoffen doch, daß wir alle gesund heimkom­men: Du von dort – hoffentlich bald! – und ich aus dem Kriege. […] Alois [Hegemann] wurde von Münster, wo er ja total ausgebombt wurde, nach Herbern versetzt.[1]

[1] Alois Hegemann war von 1939–1944 Kaplan in Münster, St. Elisabeth, und von 1944–1946 Kaplan in Herbern.

Impressionen zur Karl-Leisner-Straße

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Ascheberg 3Ascheberg 8

Text und Fotos Christa Bockholt