90 Jahre Lateranvertrag

 

Karl Leisner hatte nicht nur politisches Interesse am Lateranvertrag, sondern an den Vorgängen in der Weltkirche allgemein.

Franz Kardinal Ehrle

Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / gemeinfrei (abgerufen 12.02.2019)

 

 

katholisch.de vom 11. Februar 2019 – Zum 85. Todestag von Kardinal Franz Ehrle SJ[1] – 90 Jahre Lateranverträge[2]: Der „Erfinder“ des Vatikanstaats

[1] Franz Kardinal Ehrle SJ (* 17.10.1845 in Isny, † 31.3.1934 in Rom) – Eintritt in die Ge­sell­schaft Jesu in Gorheim 1861 – Priesterweihe 1876 – Kurienkardinal 11.12.1922
Münster, Montag, 2. Juli 1934
gelesen und in „Stimmen der Zeit“ über den großen Kardinal Ehrle SJ.
(Martin Grabmann in: Stimmen der Zeit. 127. Bd., Freiburg/Br. 1934: 217–225, Kardinal Franz Ehrle S.J.)

[2] Die Lateranverträge vom 11.2.1929, abgeschlossen zwischen dem Heiligen Stuhl […] und dem damaligen Königreich Italien […], klärten endgültig die sogenannte Römische Frage, den Status der Vatikanstadt seit der Auflösung des Kirchenstaates 1870. Im Wesentlichen er­kennt der Papst in den Lateranverträgen die Stadt Rom als Sitz der italienischen Regie­rung an, während der italienische Staat die politische und territoriale Souveränität des Vati­kans ga­ran­tiert. Der Name der Verträge leitet sich vom Ort der Unterzeichnung, dem Late­ran­palast, ab (URL http://de.wikipedia.org/wiki/Lateranvertr%C3%A4ge – 27.9.2013).

Tagebucheintrag

Münster, Montag, 3. Februar 1936
Abends Vortrag von [Studentenpfarrer] Werner Becker! […] Erlebnis im Audi-Max!
[…]

Stenogramm des Vortrags von Werner Becker.[1]
Gestaltwandel der Kirche
Kirche Ziel aller Weltzeit, Kirche von Anbeginn?
Von Christus her Kirche über der Geschichte. Gott [ist] nicht Welt, nicht das Sich-Wandelnde.
[…]
II. Gestalt heute:
Kirche wird sich bewußt der Differenziertheit ihres Geschickes. Kirche ist Organismus, lebendiges Wachsen.
Corpus Christi mysticum [Mystischer Leib Christi]. Dogmenentwicklung heute:
Heute: Neue Schau auf die Kirche. Heute noch keine Definition über das Wesen der Kirche. (1870: Theologenkommission.[2] (………………………………..)
3 Ereignisse nach dem [Ersten Welt-]Krieg:

1) Eig. Hierarchie in der Kirche (Europäisierung der Kirche)
2) Verzicht des Papstes auf den Kirchenstaat [im Lateranvertrag vom 11.2.1929] (Entpolitisierung -staatlichung der Kirche)
3) Actio catholica [Katholische Aktion] (Entklerikalisierung der Kirche)
ad 1 Päpstliche Missionsenzyklika (1923[3] und 1926[4]!)
(regina circ.-data varietate![5])
Neue Missionsmethode!
ad 2 Wir freuen uns, daß jetzt ……………………………………
ad 3 Allgemeines Priestertum! (Gegenreformation endgültig begraben!)

Vertrauen auf das Kirchenvolk! Dann gibt es niemand, der nicht dazugehört! Die Harmoniebotschaft! Wir Kirche (Michael). Das was der Klerus bisher allein tat, das soll der Laie mittun. Vervollständigung des Laienpriestertums. Vertrauen auf die Kraft des Heiligen Geistes!
[1] Karl Leisner hat einen Zettel mit nicht lückenlos zu entziffernden stenographi­schen Notizen ins Tagebuch eingeklebt.
[2] Das Erste Vatikanische Konzil begann am 8.12.1869. Es verkündete im Sommer 1870 ein Lehrdokument über den katholischen Glauben, den päpstlichen Juris­dik­tionsprimat und erhob die Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes definitiv zum Dogma.
[3] Enzyklika „Ecclesiam Dei admirabili“ mit dem Untertitel „über den Heiligen Josaphat Kunzewitsch“ von Pius XI. vom 12.11.1923
[4] Missionsenzyklika „Rerum Ecclesiae“ von Pius XI. vom 28.2.1926
[5] vgl. Ps 44/45,10:
Filiae regum in honore tuo. Astitit regina a dextris tuis in vestitu deau­rato, circumdata varie­tate.
[Dein Ehrengeleite bilden Königs­töch­ter, an Deine Rechte tritt die Königin: in goldenem Gewand, in Pracht ge­hüllt.]