Mit einer Segensfeier wurde am Ostermontag, dem 31. März 1997, im Eingangsbereich des Pfarrheims der Gemeinde St. Mariä Himmelfahrt in Ahaus durch Pfarrer Jürgen Quante und Pfarrer em. Johannes Sonnenschein[1] das Sandsteinrelief mit dem Porträt von Karl Leisner eingeweiht.
[1] Johannes Sonnenschein (* 30.5.1912 in Bocholt, † 31.8.2003 in Ahaus) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster 1.5.1931 – Priesterweihe 19.12.1936 in Münster – Kaplan in Ahlen St. Josef 29.2.1940 – dort Verhaftung 8.3.1942 – Er kam über die Gefängnisse in Ahlen und Münster wegen Jugendseelsorge und Verbreitung des Möldersbriefes am 29.5.1942 ins KZ Dachau und dort am 30.5.1942 auf den Zugangsblock, wo er Karl Leisner traf. Am 9.4.1945 wurde er entlassen. – Kaplan in Emsdetten Herz Jesu 1946–1951 – Pfarrer in Borghorst St. Nikomedes 1958–1970 – Dechant im Dekanat Borghorst 1959 – Pfarrer in Dülmen (Merfeld) St. Antonius 1970–1991 (als Pfarrer em. Pfarrverwalter 1987) – Pfarrer em. in Ahaus St. Mariä Himmelfahrt 1991 – Im Seligsprechungsprozeß 1981 und Martyrerprozeß 1990 für Karl Leisner hat er als Zeuge ausgesagt.
1991 kam Pfarrer em. Johannes Sonnenschein nach Ahaus in die Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt.
Ihm war es ein großes Anliegen, das Leben und Wirken Karl Leisners bekannt zu machen, ihn nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Pfarrer Sonnenschein kannte Karl Leisner aus der Jugendarbeit und traf ihn nach seiner Inhaftierung am 30.5.1942 auf dem Zugangsblock im KZ Dachau wieder. Bei der heimlichen Priesterweihe von Karl Leisner am 17. Dezember 1944 war er Zeremoniar.[1]
[1] Es liegt von ihm ein Typoskript von 1994 vor mit dem Titel: „Die Priesterweihe Karl Leisners im KZ Dachau“.
Rundbrief des IKLK Nr. 49 – Februar 2004: Der Bamberger Reiter: 37–41
08Sonnenschein
Anlässlich des diamantenen Priesterjubiläums von Pfarrer Sonnenschein am 19. Dezember 1996 hatte Pfarrer Ludwig Bringemeier den Plan der Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt vorgestellt, das Pfarrheim nach Karl Leisner zu benennen. Als sichtbares Zeichen für die Ehrung Karl Leisners sollte im Eingangsbereich ein steinernes Relief mit dem Portrait Karl Leisners seinen Platz finden und er stellte die Entwürfe dazu vor.[1]
[1] Siehe auch Rundbrief des IKLK Nr. 35 – Juli 1997: Firmung Karl Leisners vor 70 Jahren, Seite 61
Firmung
Das Relief aus Baumerger Sandstein wurde von dem Künstler Wilfried Pinsdorf aus Havixbeck gefertigt. Links neben dem Portrait Karl Leisners steht der Name des Pfarrheims „Karl Leisner Haus“. Am unteren Rand wurde ein Zitat von Karl Leisner in den Stein gemeißelt: „Christus, du bist meine Leidenschaft.“
Am 1. Mai 1934 schließt Karl Leisner seinen Tagebucheintrag mit folgendem Gebet:
„Herr Gott, Du mein König und höchster Führer, Du lenkst in wunderbarer Weisheit und Güte die Geschicke aller Menschen.
So hast Du mich armen, schwachen, sündigen Menschen durch eine Zeit der Versuchung und der Schwachheit hindurch geführt, um mich jetzt zum heiligsten und höchsten Amt – zum Priestertum – zu berufen. Deine allmächtige Weisheit hat mich – das kleine, unwürdige, stolze, erbärmliche Menschlein, das mit so mancherlei Makel und Fehlern behaftet, – zum würdigsten, demütigsten, würdevollsten Beruf erkoren. – O, gib doch, Du gütigster Vater, daß ich die Vorbereitungszeit auf diesen hehren Beruf, – Dich zu vertreten, – aus Deinen unerschöpflichen Lebensquellen in Wahrheit und Demut gestalte!“
Christus – Du bist meine Leidenschaft
Heil!
Bei der Tagebuch-„revision“ am 2. September 1935[1]
[1] Karl Leisner hat „Christus – Du bist meine Leidenschaft Heil!“ am 2.9.1935 nachgetragen.
Unter diesem Text und am rechten Rand des Reliefs ist Stacheldraht abgebildet als Symbol für die lange Zeit der Gefangenschaft.[1]
[1] Karl Leisner wurde am 9.11.1939 verhaftet und kam über die Gefängnisse Freiburg und Mannheim am 16.3.1940 in das KZ Sachsenhausen und von dort am 14.12.1940 in das KZ Dachau. Am 4.5.1945 wurde aus dem unter Quarantäne stehenden Lager befreit.
Da das Karl-Leisner-Haus im Laufe der Jahre den Anforderungen an ein Pfarrheim von der Größe, Bausubstanz und Ausstattung her für die vielen Gruppen und Aktivitäten der Gemeinde nicht mehr genügte, wurde 1998 ein Um- und Erweiterungsbau für das Jahr 2000 beschlossen. Dieser Beschluss wurde nach Genehmigung durch das Generalvikariat in Münster geändert in die langfristig ökonomisch sinnvollere Errichtung eines Neubaus. Im Juli 2000 begannen die Abbrucharbeiten des alten Pfarrheims und am 17. November 2000 war die Grundsteinlegung für das neue Karl-Leisner-Haus. Bereits zehn Monate später, am 2. September 2001, konnte die Gemeinde die Einweihung feiern. Das Sandsteinrelief aus dem alten Pfarrheim fand seinen Platz im linken Eingangsbereich.
Den Aufzeichnungen Karl Leisners ist nicht zu entnehmen, dass er die Stadt Ahaus kennengelernt hat oder eine sonstige Beziehung zu dem Ort hatte. Neben Pfarrer em. Johannes Sonnenschein ist es Pfarrer Josef Beike[1] zu verdanken, dass Karl Leisner in Ahaus und Alstätte so vielfältig geehrt wird. Er war 31 Jahre Pastor der Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt in Alstätte.
[1] Josef Beike (* 15.6.1923, † 18.11.1999) – Priesterweihe 29.9.1951 in Münster – 1965 bis 1996 Pastor der Gemeinde St. Mariä Himmelfahrt in Alstätte – Von 1996 bis zu seinem Tod lebte er als Pfarrer em. in seinem Geburtsort Emsdetten.
Link zu Ahaus: Wohngruppe Karl Leisner im Ortsteil Alstätte
Link zu Ahaus: Karl-Leisner-Haus
Link zu Ahaus: Ehrenmal für Karl Leisner und Maximilian Kolbe im Ortsteil Alstätte
Link zu Ahaus: Leisnerstraße im Ortsteil Alstätte
Text und Fotos Christa Bockholt