Ahaus: Wohngruppe Karl Leisner im Ortsteil Alstätte

Alstätte Gruppe WohnhausAlstätte Gruppe Eingang 2

Seit März 2007 gibt es in Ahaus-Alstätte an der Münsterstraße 12 in einem neu errichteten Wohnhaus eine Wohngruppe für Menschen mit Behinderungen, die sich nach Karl Leisner benannt hat. Die Außenwohngruppe gehört zum Haus Früchting in Vreden.

Auf Anfrage teilte uns der Pädagogische Leiter von der Heimleitung des Hauses Früchting, Hermann-Josef Sönnekes, am 11. September 2015 hierzu mit:
„Haus Früchting ist eine Einrichtung für Menschen mit Behinderungen mit den Bereichen Wohnen und Arbeit. Im Bereich Wohnen leben 105 Frauen und Männer in verschiedenen Wohngruppen in Vreden und Ahaus-Alstätte. Die Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) hat zzt. 165 behinderte Beschäftigte. Träger der Einrichtung ist die Stiftung Petrus Canisius[1], die aus der Brüdergemeinschaft der Canisianer[2] entstanden ist.

[1] Der Heilige Petrus Canisius (eigentlich Peter de Hondt), (* 8.5.1521 in Nijmegen, Niederlande, † 21.12.1597 in Fribourg, Schweiz), Kirchenlehrer, war Ordensprovinzial der Jesuiten. Er verfasste die ersten Katechismen.
[2] Die Brüdergemeinschaft der Canisianer ist eine Kongregation, die durch den Bischof von Münster Johann Bernhard Brinkmann (1813–1889) in Kevelaer Mitte des 19. Jh. gegründet wurde.

Die Wohngruppe Karl-Leisner in Ahaus-Alstätte wurde 2007 gegründet. Dort wohnen 10 Frauen und Männer mit Behinderungen, die aktiv und gut integriert am Leben im Dorf Alstätte teilnehmen. Gut integriert sind sie auch in das Gemeindeleben der dortigen Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt.

Alstätte Mariä Himmelfahrt 2Die Kirche steht also unter dem gleichen Patronat wie die Taufkirche des seligen Karl Leisner.[1] Von Seiten des Alstätter Familienkreises[2] für die Integration behinderter Kinder wurde bei der Gründung der Außenwohngruppe der Namensvorschlag eingebracht, dem wir gerne gefolgt sind, um der Sorge des Seliggesprochenen für andere Menschen, die besonders deutlich wurde durch die Ernennung zum Diözesan-Jungscharführer durch den damaligen Bischof von Galen, zu gedenken.“

[1] Karl Leisner wurde am 3.3.1915 in St. Mariä Himmelfahrt in Rees getauft. Erstkommunion und Firmung waren in der Stiftskirche in Kleve, die ebenfalls das Patrozinium Mariä Himmelfahrt hat.
[2] Mitglieder des Alstätter Familienkreises gehörten in den achtziger Jahren zu einer Karl-Leisner-Jungschargruppe.

Alstätte Gruppe Logo

 

Die Karl-Leisner Gruppe hat ein eigenes Logo, auf dem ein Foto Karl Leisners, das neu errichtete Wohnhaus und der Name der Gruppe – es ist die neunte Wohngruppe des Hauses Früchting – abgebildet sind.

 

 

Am 4. November, dem Namensfest Karl Leisners, wird seiner gedacht und mit Eltern und Freunden der „Gruppennamenstag“ gefeiert bzw. ein Gruppenausflug unternommen.

Den Aufzeichnungen Karl Leisners ist nicht zu entnehmen, dass er die Stadt Ahaus oder die damals noch selbständige Gemeinde Alstätte kennengelernt hat oder eine sonstige Beziehung zu den Orten hatte.

Es ist besonders zwei Priestern zu verdanken, dass Karl Leisner in Ahaus und Alstätte so vielfältig geehrt wird. Zum einen war es Pfarrer Johannes Sonnenschein[1], den Karl Leisner aus der Jugendarbeit kannte und den er nach seiner Inhaftierung am 30.5.1942 auf dem Zugangsblock im KZ Dachau wiedertraf. Bei der Priesterweihe von Karl Leisner am 17. Dezember 1944 war Pfarrer Sonnenschein Zeremoniar. Von 1991 bis zu seinem Tod lebte er als Pfarrer em. in Ahaus. Zu seinem diamantenen Priesterjubiläum wurde das Pfarrheim in Ahaus in Karl-Leisner-Haus umbenannt und ein Sandsteinrelief mit dem Porträt Karl Leisners in dem Haus eingeweiht.

[1] Johannes Sonnenschein (* 30.5.1912 in Bocholt, † 31.8.2003 in Ahaus), Eintritt ins Col­legium Borromaeum in Münster 1.5.1931, Priesterweihe 19.12.1936 in Münster, Kaplan in Ahlen St. Josef 29.2.1940 und wurde dort am 8.3.1942 verhaftet. Er kam über die Gefäng­nisse in Ahlen und Münster wegen Jugendseelsorge und Verbreitung des Möldersbriefes am 29.5.1942 ins KZ Da­chau. Am 9.4.1945 wurde er ent­lassen. Kaplan in Emsdetten Herz Jesu 1946–1951, Pfar­rer in Borghorst St. Nikomedes 1958–1970, Dechant im Dekanat Borghorst 1959, Pfarrer in Dülmen (Merfeld) St. Antonius 1970–1991 (als Pfarrer em. Pfarrverwalter 1987) – Von 1991 bis zu seinem Tod lebte er als Pfar­rer em. in Ahaus. Im Seligsprechungsprozeß 1981 und Martyrerpro­zeß 1990 für Karl Leisner hat er als Zeuge ausgesagt.

Der andere Priester war Pfarrer Josef Beike[1], der 31 Jahre Pastor der Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt in Alstätte war und sich für die Anliegen der Pfarrei und des Ortsteils Alstätte unermüdlich einsetzte. Er sorgte dafür, dass eine Siedlung nach Karl Leisner benannt und ein Ehrenmal für ihn und Maximilian Kolbe errichtet wurde.

[1] Josef Beike (* 15.6.1923, † 18.11.1999) – Priesterweihe 29.9.1951 in Münster – 1965 bis 1996 Pastor der Gemeinde St. Mariä Himmelfahrt in Alstätte – Von 1996 bis zu seinem Tod lebte er als Pfarrer em. in seinem Geburtsort Emsdetten.

Impressionen zur Wohngruppe

Alstätte Gruppe TagesraumAlstätte Gruppe Küche

Alstätte Gruppe GartenAlstätte Gruppe Eingang

Link zu Ahaus: Karl-Leisner-Haus

Link zu Ahaus: Karl-Leisner-Relief im Karl-Leisner-Haus

Link zu Ahaus: Ehrenmal für Karl Leisner und Maximilian Kolbe im Ortsteil Alstätte

Link zu Ahaus: Leisnerstraße im Ortsteil Alstätte

Text und Fotos Christa Bockholt

Link zu den Westfälischen Nachrichten vom 20. Januar 2016