Franz [?], Vetter von Amalia Leisner
Ein Gruß aus Feindesland.
Abs. Res. Falkenstein 13. Comp.
I. Batl. Res. Inf. Rgt. 98
10. Res. Div. 5. Res. Armeekorps.
Feldpostkarte
Frau
Maly Leisner.
München
Theresiensstr. 45. II. Etg. [bei Metzgermeister Georg Reichlmeier][1]
[1] Tobias Teyke vom Stadtarchiv München am 7.4.2010 an Hans-Karl Seeger:
Im Münchener Adressbuch von 1915 ist zur Theresienstraße 45 der Metzgermeister Georg Reichlmeier aufgeführt.
Frankreich, den 13. Sept. 1915.
Liebe Cousine! Dein liebes Paketchen habe ich erhalten. Es hat mir eine sehr große Freude gemacht. Sage Dir dafür nun auch meinen allerbesten Dank. Sende Dir nun hiermit mal ein kleines Andenken von Deinem lieben Vetter. Bin bis jetzt, Gott sei Dank noch gesund, was ich von Dir und Deinem lieben Manne auch hoffe. Hier sehr schönes Wetter. Sei denn nun recht herzlich gegrüßt von Deinem lieben Vetter Franz [?].
Schreibe doch bald wieder. Auf Wiedersehn! ! !
* * * * *
Mittwoch, 25. August 1915
Wilhelm Leisner kam zurück zum Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 18 und wurde bis zum 22. November 1916 erneut dem in München liegenden Ersatz-Bataillon des Infanterie-Leib-Regiments zugeteilt.
Maria Leisner:
Früh kam Karl schon mit unserer Mutter nach München, um Vater zu besuchen, der als Leutnant im königlichen Schloß [Fürstenried bei München] Wachdienst beim kranken König Ludwig II. [von Bayern – Otto I. von Bayern] halten mußte[1].[2]
Willi Leisner aus Berlin am 26. April 2000 an Hans-Karl Seeger:
Mein Vater löste in [Schloß] Fürstenried einen Bayern ab, der auf die Preußen nicht gut zu sprechen war. Der Bayer hat auf der Flucht eine blaue Bohne [Bleikugel] in den Hintern bekommen.
Als Wilhelm Leisner dem König [Otto I.] vorgestellt wurde, fragte dieser ihn: „Was sind Sie für ein Landsmann?“ „Rheinländer, Majestät“ war die Antwort; Preuße durfte er auf keinen Fall sagen. „Wie kommen Sie dann hierher?“ „Meine Mutter [Anna, geborene Henrich] ist Rheinpfälzerin und deshalb mache ich in München Dienst.“ Damit war das Gespräch zu Ende, während es mit dem nächsten Bayern länger dauerte.
Meine Mutter lebte mit uns beiden[3] in München [, Theresienstr. 45] bei einem Metzger in Logie.
[1] Nachdem König Ludwig II. am 13.6.1886 unter ungeklärten Umständen im Starnberger See ertrunken war, trat sein Bruder Prinz Otto (* 27.4.1884, † 11.10. 1916) laut Thronfolgeregelung dessen Nachfolge als König Otto I. an. Da dieser auf Grund seiner Geisteskrankheit regierungsunfähig war, übernahm sein Onkel Luitpold (* 12.3.1821, † 12.12.1912), der bereits seit der Entmündigung König Ludwigs II. am 10.6.1886 als Prinzregent eingesetzt war, weiterhin die Regierungsgeschäfte. Nach dessen Tod folgte ihm dessen Sohn Ludwig (* 7.1.1845, † 18.10.1921) nach, zunächst als Prinzregent und ab 5.11.1913 bis zu seiner Absetzung am 7.11.1918 durch die Proklamation des Freistaates Bayern als König Ludwig III.
[2] Leisner, Maria: Vortrag vom 29.10.1995 im Karl Leisner-Heim in Diestedde, 1995: 2
[3] Da Willi Leisner erst am 9.5.1916 geboren wurde, kann Mutter Leisner nur mit Sohn Karl in München gewesen sein.