Papst Johannes Paul II. verkündete am 12. Januar 1996 die bevorstehende Seligsprechung von Karl Leisner
Quelle des Fotos: IKLK-Archiv
Bericht von Werner Stalder über die Papstaudienz , mit der das Seligsprechungsverfahren für den Diener Gottes Karl Leisner seinen erfolgreichen Abschluß gefunden hat
Am heutigen Freitag, 12. Januar 1996, hat im Apostolischen Palast im Vatikan in Rom die Audienz stattgefunden, in deren Verlauf in Anwesenheit von Papst Johannes Paul II. die Entscheidung veröffentlicht wurde, daß der aus Rees am Niederrhein in der Diözese Mürster stammende Priester Karl Leisner seliggesprochen werden kann. Damit hat das jahrelange Beten und Mühen zahlloser Menschen den erhofften Erfolg gehabt, den an den Folgen seiner schweren Krankheit kurz nach der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau durch die Amerikaner am 12. August 1945 in Planegg bei München im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Karl Leisner als Glaubenszeugen und Seligen verehren zu können.
Zu der heutigen Papstaudienz waren etwa 40 Personen versammelt. Anwesend waren einige Kardinäle und Erzbischöfe, darunter der Pro-Präfekt der für die Selig- und Heiligsprechungsverfahren zuständigen Kongregation, der italienische Erzbischof Alberto Bovone. Die größte Gruppe der Teilnehmer waren Ordensleute, Patres und Schwestern, die in der Funktion des Postulators einen der heute entschiedenen zwölf Fälle betreut haben. Für die „Causa Leisner“ waren gekommen der Postulator, der Karmelit Pater Redemptus Valabek, der römische Anwalt bei der Kongregation und sogenannte „auswärtige Mitarbeiter“ der Causa, Dott. Andrea Ambrosi, sowie Msgr. Martin Hülskamp, bis vor kurzem Mitarbeiter im Päpstlichen Staatssekretariat und in der letzten Phase des Verfahren Vizepostulator, der nunmehr das Bistum Münster vertreten konnte.
Die Audienz wurde vom Heiligen Vater mit einem kurzen Gebet zum Heiligen Geist eröffnet. Im Anschluß daran verlasen der Sekretär der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsverfahren, der polnische Erzbischof Edward Nowak, sowie der Untersekretär dieses Dikasteriums, Msgr. Michete di Ruberto, die Dekrete über die zwölf zum Abschluß gebrachten Fälle. An vierter Stelle verlas Erzbischof Nowak den in Latein verfaßten Text, der die münsterische Causa Karl Leisner betraf. Gegenstand des gesamten Seligsprechungsverfahrens und somit auch dieses abschließenden Dekretes war die Frage, „an constet de martyrio Servi Dei Caroli Leisner, sacerdotis saecularis disocesls Monasteriensis“. Das Dekret zeichnete auf einer knappen Druckseite das Leben und Wirken Karl Leisners nach als Jugendführer und Theologiestudent, um dann über seinen Leidensweg zu berichten, der ihn im Dezember 1940 kurz vor seiner geplanten Priesterweihe in das Konzentrationslager Dachau führen sollte. Das „Dekret ließ sodann auch die in Dachau durch den französischen Mitgefangenen und Bischof Gabriel Piguet im Geheimen erteilte Priesterweihe am 17. Dezember 1944 nicht unerwähnt, ebenso die einzige jemals von Karl Leisner gefeierte Heilige Messe am Stephanustag 1944. Mit der Veröffentlichung dieser Entscheidung erkennt die Kirche Karl Leisner das Martyrium zu, das heißt ein bewußtes Glaubenszeugnis angesichts der eben um dieses Glaubens willen eingesetzten eigenen Lebens. In Folge der langen schweren Lungenerkrankung, der von den Machthabern dem jungen Diakon und Priester bewußt verweigerten Behandlung im Konzentrationslager, ja der dort herrschenden unmenschlichen Lebensbedingungen, ist Karl Leisner nach der Befreiung von Dachau am 4. Mai 1945 wenige Wochen später, am 12. August, im Sanatorium in Planegg bei München gestorben. Sein Grab befindet sich in der Martyrergruft des Domes in Xanten.
Damit steht nun einer feierlichen Seligsprechung des Dieners Gottes Karl Leisner nichts mehr im Wege. Alles deutet darauf hin, daß diese abschließende liturgische Feier von Papst Johannes Paul II. während seines dritten Deutschlandbesuches im Juni dieses Jahres in Berlin vorgenommen werden wird. Der Heilige Vater hat dies wiederholt in Gesprächen selbst zum Ausdruck gebracht, nicht zuletzt auch heute gegenüber den bei der Audienz anwesenden Vertretern des Bistums Münster.
Alle Gläubigen des Bistums Münster, vor allem wohl am Niederrhein, werden diese Nachricht mit Freude und Dankbarkeit zur Kentnis nehmen. Es ist nun an der ganzen Diözese, sich auf das große Ereignis der Seligsprechung in Berlin am Sonntag, 23. Juni 1996, geistlich vorzubereiten und einzustimmen. Karl Leisner, den Papst Johannes Paul selbst der europäischen Jugend als Vorbild vor Augen gestellt hat, vermag uns heute mit seinem jugendlichen Glaubensmut und seiner tiefen, reichen und durchaus zeitgemäßen Spiritualität Ansporn sein, unseren Glauben mit Freimut und Freude zu bekennen und zu leben.
Rom, 12. Januar 1996
Siehe auch Aktuelles vom 23. Juni 2015 – Seligsprechung Karl Leisners vor 19 Jahren.