Unter dem Titel „139 Gefangene auf der Fahrt ins Ungewisse“ kündigte die F.A.Z. vom 7. April 2015 den Dokumentarfilm „Wir, Geiseln der SS“ auf Arte um 20.15 Uhr an.
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Bischof Gabriel Piguet als Häftling im KZ Dachau
Zeichnung Ferdinand Dupuis
Eine verkürzte Version der Dokumentation zeigt das ZDF
Dienstag 14.04.2015, 20:15 – 21:00 Uhr – Wdh. Mittwoch 15.04.2015, 02:45 Uhr
Die Wiederholung der Dokumentation in Gesamtlänge erfolgt im Sender ARTE
Freitag, 24. April um 8:55 Uhr (Teil 1)
Freitag, 24. April um 9:50 Uhr (Teil 2)
Auszüge aus dem „Rundbrief des IKLK Nr. 46 – August 2002: Bischof Gabriel Piguet“, S. 56–64 (aktualisiert)
Bischof Gabriel Piguet und über 100 weitere Prominente wurden am Dienstag, dem 24. April 1945, aus dem KZ Dachau in Autos nach Tirol gebracht. Die Priester hatten einen Meßkoffer dabei. Michael Kardinal von Faulhaber[1] hatte dem „Ehrenhäftling“ Johannes Neuhäusler[2] einen solchen zu Weihnachten 1941 ins KZ Dachau bringen lassen.
[1] Dr. Michael Kardinal von Faulhaber (als bayerischer Bischof geadelt) – (* 5.3.1869 in Klosterheidenfeld, † 12.6.1952 in München) – Priesterweihe 1.8.1892 in Würzburg – Bischofsweihe zum Bischof für das Bistum Speyer 19.2.1911 – Wahlspruch „Vox temporis Vox Dei! – Der Ruf der Zeit ist Gottes Ruf!“ – Erzbischof von München und Freising 1917 – Kardinal 1921 – Schon früh distanzierte er sich vom Nationalsozialismus. So wies er z. B. die Beschuldigungen, die Dr. phil. Fritz Gerlich (* 15.2.1883 in Stettin/Szczecin/PL, † ermordet 30.6.1934 im KZ Dachau), eine der Hauptpersonen des journalistischen Widerstands gegen Adolf Hitler, ins KZ brachten, klar und deutlich zurück. Später trug er entscheidend zur Durchführung von Karl Leisners Priesterweihe im KZ Dachau bei.
[2] Weihbischof Dr. h. c. Johannes Neuhäusler (* 27.1.1888 in Eisenhofen/Landkreis Dachau, † 14.12.1973) – Priesterweihe 29.6.1913 – Domkapitular 1932 – Bischofsweihe zum Weihbischof für das Erzbistum München und Freising 20.4.1947 in München St. Ludwig – Er kam am 24.5.1941 wegen angeblicher Verbindung mit politischem Katholizismus im Ausland ins KZ Sachsenhausen, am 11.7.1941 ins KZ Dachau in den „Ehrenbunker“ und wurde am 4.5.1945 auf der Evakuierungsfahrt vom 24.4.1945 nach Südtirol in Niederdorf/Villabassa/I befreit.
Gabriel Piguet:
24. April […] Unseren Kameraden erschien unsere Odyssee tragisch. Die davon unterrichteten Priester versuchten, mich zu erreichen und sich von mir zu verabschieden. Einige gelangten bis zu mir. Die Bekundungen ihrer Zuneigung, ihre mühevoll unterdrückten Tränen, der rührende Abschied meines clermontesischen Vikars [Abbé Clément Cotte[1]], die Bitte um meinen Segen und das Ausharren meiner befreundeten Priester in der Nähe meines Autos trotz der Befehle und Drohungen zeigten mir klar und deutlich aller Sorge um mein Schicksal.
[…]
Die deutschen Priester[2] und ich hatten beim Aufbruch von Dachau einen Tragaltar mitnehmen können. Aber im Augenblick erschien es uns wirklich unmöglich, uns seiner zu bedienen. Die im Lager anwesenden Polizisten, die uns unser Brevier beten sahen, rügten uns nicht, sondern begnügten sich damit, uns streng anzusehen. Im Verborgenen kommunizierten wir jeden morgen und reichten mehreren unserer Kameraden die heilige Eucharistie; denn die Priester und ich hatten von Dachau das heilige Sakrament mitgebracht.[3]
[1] Clément Cotte (* 15.7.1913 in Firminy/Loire/F, † 12.5.2011) – Priesterweihe in Clermont-Ferrand/Puy-de-Dôme/F 1939 – Kaplan in Clermont-Ferrand Sacré-Cœur – Er kam wegen Tätigkeit in der Katholischen Aktion am 21.7.1944 ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 befreit. Er lebte zuletzt als Emeritus in La Côte-St. André/Isère/F im Bistum Grenoble.
[2] Zu diesen gehörten unter anderen Domkapitular Johannes Neuhäusler und Divisionspfarrer Dr. Anton Hamm (* 27.3.1909, † 15.1.1986). Er kam am 17.3.1945 ins KZ Dachau und wurde am 4.5.1945 auf der Evakuierungsfahrt vom 24.4.1945 nach Südtirol in Niederdorf/Villabassa/I befreit.
[3] Piguet, Gabriel: Mgr Gabriel Piguet. évêque de Clermont. Prison et déportation. Témoignage d’un Évêque français [Bischof Gabriel Piguet. Bischof von Clermont. Gefangenschaft und Deportation. Zeugnis eines französischen Bischofs], Paris 1947, 22009 (zit. Piguet 1947): 143f.
Joseph Joos[1]:
24. April […] Von einem alten SS-Scharführer nicht gerade aufdringlich bewacht. Der Tag verläuft. Gegen 5.00 Uhr nachmittags werden wir durch die Lagerstraße zum Tor geführt. Die Kameraden bilden Spalier. Man winkt, ruft und grüßt zum Abschied. Freunde schütteln sich die Hand, Geistliche werfen sich ihrem Bischof in die Arme. SS läßt geschehen.
25. April […] In strahlender Schönheit türmen sich vor uns die Bergketten. „Sehen Sie“, bemerkt der Bischof, „die wunderbare Welt da droben ist Gottes Werk, was uns hier unten umgibt, ist Menschenwerk.“
26. April […] Mit dem Bischof, zwischen den Baracken [im Durchgangslager Innsbruck] wandernd, kommt uns die Stärkung zu, die uns furchtlos macht und froh.[2]
[1] Joseph Joos (* 13.11.1878 in Wintzenheim im Elsaß/Haut-Rhin/F, † 11.3.1965 in St. Gallen/CH) – Sozialpolitiker u. Publizist – Leiter der Westdeutschen Arbeiterzeitung (WAZ) 1903 – Mitglied der Nationalversammlung 1919 u. des Reichstags als Zentrumsabgeordneter 1920–1933 – Er wurde 1940 in Köln verhaftet, war von 1941–1945 im KZ Dachau im „Ehrenbunker“ untergebracht und wurde am 4.5.1945 von den Amerikanern auf der Evakuierungsfahrt vom 24.4.1945 nach Südtirol in Niederdorf/Villabassa/I befreit.
[2] Joos, Joseph: Leben auf Widerruf. Begegnungen und Beobachtungen im KZ Dachau 1941–1945, Olten 1946, Trier 21948 (zit. Joos 1946): 139–141
Gabriel Piguet:
Am Freitag, dem 27. April, machte am Spätnachmittag eine Neuigkeit die Runde. Man übermittelte mir, Präsident Léon Blum[1] mit Frau sei unter den Neuankömmlingen.
Kurz darauf stelle ich mich meinen Landsleuten vor. Léon Blum verheimlichte in seinen sehr liebenswürdigen Worten seine Rührung nicht, und erinnerte sich an seinen Aufenthalt in Bourasolle zwischen Clermont und Riom[2] [Puy-de-Dôme], wo er „von meinen Aktivitäten und meinem seinen Glaubensgenossen gewährten Schutz erfuhr“.[3]
[1] Léon Blum (* 9.4.1872 in Paris, † 30.3.1950 in Jouy-en-Josas/Yvelines/F) – Jurist, Schriftsteller u. sozialistischer Politiker – mit Unterbrechungen mehrfach Premierminister 1936–1950 – Nach seiner Verhaftung 1940 war er ab 1943 im KZ Buchenwald inhaftiert. Dort heiratete er im selben Jahr seine dritte Frau, Jeanne Léon Blum, geb. Levylier. Beide waren zuletzt im KZ Dachau inhaftiert und wurden am 4.5.1945 auf der Evakuierungsfahrt vom 24.4.1945 nach Südtirol in Niederdorf/Villabassa/I befreit.
[2] In dem zur Diffamierung der Dritten Republik angestrengten Prozeß von Riom (Februar bis April 1942) sollten unter anderem L. Blum, Edouard Daladier (* 18.6.1884 in Carpentras/Vaucluse/F, † 10.10.1970 in Paris), Maurice Gustave Gamlin (* 20.9.1872, † 18.4.1958) als Verantwortliche für den Kriegsausbruch bzw. die französische Niederlage 1940 verurteilt werden. Das Gericht vertagte sich, als der Prozeß die Kreise um Henri Philippe Pétain (* 24.4.1856 in Cauchy-à-la-Tour/Pas-de-Calais/F, † 23.7.1951 in Port-Joinville auf der Ile d’Yeu/Vendée/F) zu belasten drohte und Adolf Hitler seine Unzufriedenheit mit dem Prozeßverlauf zu erkennen gab. Die Angeklagten wurden ohne Urteil in deutsche KZ deportiert.
[3] Piguet 1947: 153
Joseph Joos:
Weitere Lastwagen haben neue Schicksalsgenossen gebracht. Eben begrüßt Léon Blum sichtlich bewegt den Bischof von Clermont und dankt in ihm dem französischen Episkopat für Schutz und Sorge, die seinen Glaubensgenossen vom französischen Klerus zuteil geworden.[1]
[1] Joos 1946: 141
In der Nacht vom 27. auf den 28. April 1945 fuhren 136 Ehrenhäftlinge in Omnibussen von Innsbruck in Richtung Brenner.[1] Nach Vorstellung der Nationalsozialisten sollten die Häftlinge als Geiseln dienen. Sie kamen bis Niederdorf/Villabassa. Ein deutscher Soldat wollte Pastor Martin Niemöller[2] sprechen, der unter den Häftlingen war, und erzählte Bischof Gabriel Piguet, es dauere nicht mehr lange, bis die deutschen Soldaten Gefangene der Amerikaner seien. Er wolle den Amerikanern die Anwesenheit der Häftlinge aus dem KZ Dachau mitteilen. Bischof Gabriel Piguet übernachtete mit den deutschen Priestern im Pfarrhaus von Niederdorf. Am Sonntag, dem 29. April, durften sie nicht mit den Dorfbewohnern in die Kirche. Sie feierten mit Bischof Gabriel Piguet einen eigenen Gottesdienst.
[1] siehe Piguet 1947: 155
[2] Martin Niemöller (* 14.1.1892 in Lippstadt, † 6.3.1984 in Wiesbaden) – Heirat mit Else Niemöller, geb. Bremer (* 20.7.1890, † 7.8.1961) 20.7.1919 – evangelischer Theologe – als Seeoffizier Kommandant eines U-Bootes im Ersten Weltkrieg – Theologiestudium in Münster 1919 – Pfarrer in Berlin-Dahlem 1931 – Er rief im Herbst 1933 zur Gründung eines Pfarrer-Notbundes auf, der sich gegen die Ausgrenzung von Christen jüdischer Herkunft aus dem kirchlichen Leben und gegen die Verfälschung biblischer Lehre durch die nationalsozialistischen Deutschen Christen wehren sollte. Aus diesem Notbund ging die Bekennende Kirche hervor. Er zählte zu deren aktivsten Mitgliedern. Die Entlassung von evangelischen Geistlichen jüdischer Herkunft lehnte er ab. Ab 1934 stand er unter Beobachtung der Geheimen Staatspolizei. Er wurde am 1.7.1937 verhaftet, Anfang 1938 zu sieben Monaten Festungshaft verurteilt und anschließend als persönlicher Gefangener Adolf Hitlers ins KZ Sachsenhausen gebracht. Am 11.6.1941 kam er ins KZ Dachau in den „Ehrenbunker“. Am 4.5.1945 wurde er auf der Evakuierungsfahrt vom 24.4.1945 nach Südtirol in Niederdorf/Villabassa/I befreit. Nach Ende des Krieges war er führend an der Neuordnung der EKD beteiligt. Von 1947–1964 war er Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, 1954 Präsident der Deutschen Friedensgesellschaft, 1961 Präsident des Ökumenischen Rates der Kirchen, und ab 1976 bekleidete er das Amt des Ehrenvorsitzenden dieser Institution. Als überzeugter Pazifist war er bis zu seinem Tod in der Friedensbewegung tätig.
Gabriel Piguet:
Als ich erwachte, war hellichter Tag. Ich habe wunderbar geschlafen… Von meinem Fenster aus sehe ich die Gläubigen zu den Sonntagsmessen in die Kirche gehen und herauskommen. Uns ist es nicht erlaubt, gleichzeitig mit ihnen in der Kirche zu sein. Aber um 11.00 Uhr ist eine Messe mit dem Bischof und eine kurze Ansprache des Domkapitulars [Neuhäusler] aus München. Es sind tatsächlich fast alle Gefangenen anwesend, Katholiken aller Länder, darunter eine große Zahl von sehr eifrigen Gläubigen, Griechisch-Orthodoxe, Protestanten, ja sogar Persönlichkeiten, die gewöhnlich eher weniger Gottesdienste besuchten. Aber sie zu dieser Stunde am Altar um den Bischof, den Leidensgefährten, herum zu sehen, ist das nicht ein Freundschaftsbeweis und ein Vorgeschmack von Freiheit? Ist es nicht ein geheimnisvolles Bedürfnis des Menschen, der noch in Ungewißheit über sein Schicksal ist, sich Gott näher zu wissen und zu fühlen, als jemals zuvor in seinem Leben?[1]
[1] Piguet 1947: 160f.
Joseph Joos:
[Sonntag] 29. April […] Um 10.30 Uhr wird die katholische Kirche am Ort [Niederdorf] zum Gottesdienst für die Häftlinge freigemacht. Mgr. Piguet zelebriert die heilige Messe. Deutsche, französische und ungarische Teilnehmer.[1]
[1] Joos 1946: 143
Befreiung und Rückkehr
Von Niederdorf wurden die Häftlinge zu dem verlassenen Hotel „Pragser Wildsee“ im Pragser Tal am „Pragser Wildsee“ gebracht.[1] Hier waren sie noch nicht befreit, aber außer direkter Gefahr. Am Freitag, dem 4. Mai 1945, wurden sie durch die Amerikaner befreit, nachdem die deutschen Bewacher, SS und Wehrmacht, entwaffnet worden waren. Es war eine Befreiung ohne jegliches Blutvergießen.
[1] Der Pragser Wildsee zählt zu den schönsten Seen in den Dolomiten. Er entstand durch einen vom Herrstein niedergegangenen Bergsturz. Das Hotel am Ende der Fahrstraße geht auf das Jahr 1899 zurück.
Gabriel Piguet:
Als ich am Freitag, dem 4. Mai, aus der Kapelle kam, bemerkte ich, 100 Meter von dem kleinen Heiligtum entfernt, vor dem Hotel eine ungewöhnliche Betriebsamkeit. Ich näherte mich und erkundigte mich. „Aber Herr Bischof,“ antwortete einer meiner Gefährten, „wissen Sie denn noch nicht… Es sind die Amerikaner.“
Sie waren während der Messe angekommen. In einem einzigen Augenblick hatten sie all unsere deutschen Bewacher, Wehrmacht oder SS, entwaffnet, auf LKW geladen und abtransportiert. Dieses Mal war es wirklich die Befreiung. Der letzte Schritt war gewagt, ohne daß auch nur ein Tropfen Blut vergossen wurde.[1]
[1] Piguet 1947: 167
Joseph Joos:
4. Mai. Die Amerikaner sind von Cortina [d’Ampezzo] heraufgekommen. Die deutschen Truppen werden entwaffnet. Alles verläuft friedlich. In Niederdorf soll es zu Schießereien gekommen sein.[1]
[1] Joos 1946: 145
Am Samstag, dem 5. Mai 1945, feierte Bischof Gabriel Piguet mit amerikanischen katholischen Soldaten die heilige Messe in der Kapelle neben dem Hotel, und am Sonntag, dem 6. Mai, dem 5. Sonntag nach Ostern mit den Lesungen Jak 1,22-27 und Joh 16,23-30, hielt er vor einer sehr großen Zahl von Häftlingen seine erste Predigt als befreiter Bischof. Was er an Liebe und Gemeinschaft in der Situation des KZ unter so verschiedenen Menschen erfahren hatte, wünschte er sich erst recht für das Leben in Freiheit.[1]
[1] siehe Piguet 1947: 168f.
Josef Joos:
6. Mai. […] In der kleinen Kapelle [am See] spricht Mgr. Piguet über Wiederaufbau in Vertrauen, in Wahrheit und Liebe.[1]
[1] Joos 1946: 145
In seinem Hirtenwort von 1946 kam Bischof Gabriel Piguet auf diese Predigt zurück:
In der kleinen Kapelle am Pragser Wildsee in 1.500 Meter Höhe, entfernt von jeglicher Besiedlung, haben wir unter der internationalen Assistenz von Gefangenen aufgerufen zur brüderlichen und christlichen Liebe, zur Erneuerung und Befriedung, und für das Glück einer im Unglück und im Ruin befindlichen Welt. Die Zustimmung dieser berühmten Zuhörer aller religiösen Konfessionen und aller politischen Orientierungen zu unseren Worten gab und gibt uns noch Vertrauen in das Bemühen vieler Geistesgrößen um eine Erneuerung brüderlicher Liebe und Freiheit und Ablehnung von Haß und totalitärer Gewalt.[1]
[1] Piguet, Gabriel: Lettre Pastorale. Quelques aspects de la résistance spirituelle contre le nazisme, Clermont-Ferrand 1946 [Hirtenbrief, Einige Aspekte des spirituellen Widerstandes gegen den Nazismus] (zit. Piguet 1946) 1946: 20f.
Ein amerikanischer General warnte die Befreiten unter anderem vor den noch bestehenden Gefahren durch Partisanen und riet zu schnellem Aufbruch. Er brachte Bischof Gabriel Piguet und Léon Blum in seinem Privatauto nach Verona.
Schon am 8. Juni 1945 erschien in der französischen Zeitung „Courrier Français du Témoignage Chrétien – Lien du Front Sprirituel“ N° 54 auf der Titelseite ein Bericht über die oben genannten Ereignisse von einem nicht genannten Autor, der offensichtlich Joseph Joos war.
Gabriel Piguet:
Der Aufenthalt in Neapel dauerte vier Tage. Der Prinz Xavier von Bourbon-Parma[1] und der Bischof von Clermont waren von den amerikanischen Behörden sehr gut in einem großen Hotel in der Oberstadt untergebracht. Der Präsident Blum und seine Frau waren Gäste in der Residenz des amerikanischen Chefs in Neapel. Die Empfänge des französischen Konsuls, des Generalkonsuls, des Botschafters von Frankreich in Italien und der Besuch des Botschafters von Frankreich beim Heiligen Stuhl erlaubten dem einen oder anderen, sich bei mehreren Gelegenheiten wiederzusehen. […]
Am Sonntagmorgen [13.5.] feierte ich sehr früh meine heilige Messe in Anwesenheit des Prinzen Xavier von Bourbon-Parma, Herrn Joos und Herrn Mottet[2]. Um 8.00 Uhr flogen wir alle vier in einem englischen Passagierflugzeug von Neapel ab [nach Paris].[3]
[1] Prinz Xavier von Bourbon-Parma (* 25.5.1889 in der Villa Pianore/Lucca/I, † 7.5.1977 in Zizers bei Chur/CH) – Bruder der Kaiserin Zita (1892–1989), der Frau Kaiser Karls I. von Österreich (1887–1922) – Offizier der belgischen Armee – Er organisierte während des Zweiten Weltkrieges ein Widerstandsnetz in Frankreich im Departement Allier, wurde verhaftet, verurteilt, nach Deutschland ins KZ Dachau deportiert und am 4.5.1945 auf der Evakuierungsfahrt vom 24.4.1945 nach Südtirol in Niederdorf/Villabassa/I befreit.
[2] Armand Mottet – französischer Gewerkschafts- und Sozialistenführer – als Widerstandskämpfer verhafteter Ehrenhäftling – Er wurde am 4.5.1945 auf der Evakuierungsfahrt vom 24.4.1945 nach Südtirol in Niederdorf/Villabassa/I befreit.
[3] Piguet 1947: 170f.
Das erste Telefongespräch von Bischof Gabriel Piguet mit seiner Bischofsstadt berührte ihn sehr tief, ebenso die zahlreichen Zeichen der Wertschätzung, die ihm auf der Fahrt mit dem Zug nach Clermont-Ferrand an verschiedenen Bahnhöfen unter anderem durch Mitglieder seiner „geistlichen Familie“ zuteil wurden.
Gabriel Piguet:
Wir landen gegen 14.00 Uhr in Le Bourget [Seine-Saint-Denis]. Wir sind allein und erledigen die notwendigen Formalitäten, was sich für mich dadurch verschönert, daß der Sekretär, der mich als „Zurückkehrenden“ einschreibt, ein aus Châtel-Guyon gebürtiger Auvergnate ist. Am selben Abend bin ich mit dem Bischofshaus von Clermont in Verbindung, das durch das Innenministerium von meiner Rückkehr in Kenntnis gesetzt war. Eine weitere tiefe Rührung bei meinem ersten Telefongespräch mit Clermont: Gab es seit einem Jahr in meinem bischöflichen Umfeld, in meiner Familie, keinen Wechsel, keinen Verlust?
Ich bin sehr schnell beruhigt, und es ist abgemacht, daß der Prinz Xavier von Bourbon-Parma und ich schon am Montagmorgen [14.5.] gemeinsam den Morgenzug nehmen, er nach Moulins [Allier], ich nach Clermont. Nach Aubrais[1] kam mir einer meiner Generalvikare entgegen. In Moulins ist der benachrichtigte Bischof [Georges Jacquin[2]] auf dem Bahnsteig, wo die Familie des Prinzen freudig den berühmten Gefangenen erwartet. Mehrere meiner in dieser Stadt noch stationierten Priester steigen mit mir in meinen Waggon. In Vichy gesellen sich weitere Mitglieder meiner spirituellen und meiner natürlichen Familie dazu. Bis nach Clermont gibt es während der Aufenthalte auf den Bahnhöfen, ganz besonders in Riom, wo eine dichtgedrängte Menge wartet, Blumen, ja sogar Willkommensansprachen für mich.[3]
[1] Eisenbahnknotenpunkt in Fleury-les-Aubrais (Loiret) einem Vorort im Norden von Orléans.
[2] Georges Jacquin war von 1942 bis zu seinem Tod 1956 Bischof von Moulins.
[3] Piguet 1947: 171f.
Bischof Gabriel Piguet hatte seine Insignien zurückbekommen, die durch alle Gefangenenstationen mitgegangen waren. Eine Soutane brachte ihm sein Generalvikar André Chaumont[1] entgegen. So kehrte der KZ-Häftling im bischöflichen Ornat am Montag, dem 14. Mai 1945, nachmittags aus Paris zusammen mit 150 Heimkehrern[2] zurück nach Clermont-Ferrand, als die erste Vesper des Festes von Notre-Dame-du-Port gebetet wurde.[3] Zutiefst gerührt war er, als er kurz vor seiner Ankunft in Clermont-Ferrand sein Brevier betete:
Es gibt inmitten so vieler Emotionen vor meiner Ankunft in Clermont eine noch intensivere: Es ist der 14. Mai. Bevor ich aussteige, bete ich mein Brevier vom Tag: Es ist das liturgische Fest von Notre-Dame-du-Port, der Augenblick, in dem man in Clermont die erste Vesper singt.
[…]
Notre-Dame-du-Port! Die Wächterin über unsere Stadt, die bei uns so verehrte Jungfrau.
Ich habe jeden Tag zu ihr gebetet wie so viele meiner Diözesanen, meiner religiösen Gemeinschaften und meiner kleinen Kinder der Auvergne, deren Beharrlichkeit und Inbrunst mich später rühren, als ich von ihren Gebeten und Opfern für den abwesenden und in Gefahr befindlichen Chef der Diözese erfahre.
Wer unter meinen Diözesanen war nicht getroffen von dem Zusammentreffen des großen auvergnatischen Festes der heiligen Jungfrau und der Rückkehr ihres deportierten Bischofs nach Clermont? Was hätte Unsere Liebe Frau noch mehr tun können, um ihre Unterschrift unter die Gewährung eines ganz besonderen Schutzes zu setzen?[4]
[1] Generalvikar André Chaumont, geboren 1881 in Novacelles (Puy-de-Dôme), Priesterweihe 1904 in Clermont-Ferrand, 1927 bis 1964 Generalvikar, 1928 Prälat, 1944 bis 1945 und 1952 bis 1953 Kapitularvikar von Clermont, gestorben 1964 in Clermont-Ferrand.
[2] Die „Nationale Vereinigung der Deportierten und Internierten – Patriotische Widerstandskämpfer“ bescheinigte Bischof Gabriel Piguet, daß er vom 20. August 1944 bis zum 14. Mai 1945 im Lager Dachau war.
[3] Das Fest Notre-Dame-du-Port wird in Clermont am 15. Mai gefeiert. Die äußere Festfeier findet auch heute noch am darauffolgenden Sonntag statt.
[4] Piguet 1947: 172f.
Für diese Kirche stiftete Bischof Gabriel Piguet ein Bronzerelief mit der Inschrift:
MAGNIFICAT ANIMA MEA
DOMINUM ET DOMINAM
+ Gabriel Piguet
Evêque de Clermont
28 Mai 1944 – 14 Mai 1945
Foto: Gabriele Latzel
Es zeigt ihn, wie er seine KZ Haft symbolisierenden Ketten der Gottesmutter als Dank für seine Befreiung schenkt.
Bei seiner Ankunft in Clermont-Ferrand erlebte Bischof Gabriel Piguet einen großartigen Empfang und die Menschenmenge rief: „Es lebe der Bischof!“ Dieser zeigte sein bekanntes Lächeln, mit dem er so manchen SS-Mann entwaffnet haben mochte. Die Begeisterung der Menschen erinnerte an die des Volkes in Konstantinopel und Alexandrien, als Chrysostomus (344/354-407) und Athanasius (um 295-373) aus der Verbannung zurückkehrten. Der Bischof ergriff das Mikrophon von Radio-Auvergne und sprach zum Volk, das sich im Festrausch befand:
Liebe Clermonteser, ich bin tief gerührt von dem Empfang, den Ihr Euerem Bischof so freundlich bereitet. Ich kehre von sehr weit her zurück, und ich spreche nicht von den zurückgelegten Kilometern, sondern von den Gefahren und mit so vielen teuren Kameraden erlittenen Leiden, von denen einige, leider weniger glücklich als wir und zu zahlreich, nicht an der Heimkehr teilnehmen, aber in unserer Erinnerung einen so festen Platz einnehmen, daß meine Gedanken, Worte und brüderlichen Grüße zuerst an sie gehen, in dieser Stunde, da ich die Freude habe, unsere so geliebte Auvergne wiederzusehen.
Allen danke ich für den Empfang. Ich hoffe, daß bald all diejenigen, die befreit wurden wie ich, zuhause bei Euch wieder ihren Platz einnehmen und diejenigen in ihrem Herzen behalten, die nicht mehr zurückkehren, und mit allen Kräften, wie ich selbst es tun will, daran arbeiten, daß die Welt nie wieder die Greuel erfährt, die wir erfahren haben. Hoch lebe Frankreich![1]
[1] Piguet 1947: 179
Auf dem Weg zur Kathedrale machte der Bischof am Denkmal der Gefallenen des Ersten Weltkrieges (1914-1918) halt, betete und legte einen Strauß von den Blumen nieder, die seinen Wagen schmückten. Das Volk war gerührt und sang begeistert die Marseillaise.[1]
Die zur Kathedrale führende Rue du Gras war schwarz von Menschen, und in der Kathedrale war wie am 11. März 1934 bei Bischof Gabriel Piguets Inthronisation kein einziger Platz mehr frei. Man hätte sich im Petersdom in Rom glauben können, während der Papst langsam auf der „Sedia gestatoria“ durch die Menge getragen wird. Nach einer Statio am Altar der Sakramentskapelle ließ sich der Bischof auf seinem Sitz nieder. Der Generalvikar André Chaumont hob in seiner Ansprache Freude, Dankbarkeit und Hoffnung hervor. Die Hoffnung richtete sich darauf, all das weiterzuführen, was die Menschen in den zehn Jahren der Amtszeit von Bischof Gabriel Piguet schätzten gelernt hatten.
Der Bischof wollte eigentlich erst zum Pfingstfest predigen, bestieg aber doch die Kanzel und sagte allen ein herzliches Dankeschön, insbesondere dem Generalvikar, der die Diözese während seiner Abwesenheit weitergeführt hatte, sowie allen, die im Gebet seine Leidenszeit begleitet hatten. Die Feier schloß mit einem De Profundis [Aus der Tiefe. Bußpsalm 129/130] für die in der Gefangenschaft Gestorbenen, dem Te Deum[2] und dem Segen des Bischofs.
Unter unaufhörlichem Glockengeläut kehrte er mit dem Auto in sein Bischofshaus zurück, das er seit Pfingsten 1944 nicht mehr wiedergesehen hatte.
Am Pfingstfest, dem 20. Mai 1945, nahm er in seiner offiziell Déclaration [Erklärung] lautenden Predigt Stellung zu dem Ereignis seiner Verhaftung ein Jahr zuvor und schilderte, wie er die Zeit seiner Gefangenschaft persönlich erlebt hat. Er wollte keinen Bericht darüber geben, sondern eine wichtige Erklärung abgeben und Protest erheben gegen das, was ihm beginnend mit dem Pfingstfest 1944 bis zur Befreiung durch die Amerikaner am 4. Mai 1945 widerfahren war.
Für seine Diözese wollte er Hirt der Seelen, Doktor der katholischen Wahrheit und Apostel der Liebe sein. Entsprechend seinem persönlichen Eindruck hatte er als Person im Visier der Nationalsozialisten gestanden.
Er protestierte dagegen, daß er im Lager Sterbenden keine Hilfe leisten durfte. Die zivile Welt sollte von den physischen und psychischen Foltern der Menschen erfahren.
Sein Protest war keine Klage wegen der erfahrenen Leiden, keine lückenlose Nachforschung und auch keine Explosion von Haß- und Rachegefühlen. Er sagte:
Gegenüber unseren Verfolgern bewahren wir in unserem Herzen keine der Liebe Christi entgegengesetzte Neigung, und wir verzeihen vom ersten Tag an denen, die uns angegriffen haben. […]
Die Wahrheit im Licht des Evangeliums macht es für uns zur Pflicht, alle Verwirrungen und abscheulichen Schandtaten, die Nationalsozialisten begangen haben, anzuprangern.[3]
[1] Allons enfants de la Patrie
Le jour de gloire est arrivé!
Contre nous de la tyrannie
L’étendard sanglant est levé
Entendez-vous dans nos campagnes
Mugir ces féroces soldats?
Ils viennent jusque dans vos bras.
Egorger vos fils, vos compagnes !
Aux armes citoyens
Formez vos bataillons
Marchons, marchons
Qu’un sang impur
Abreuve nos sillons
Kinder des Vaterlandes, auf, voran!
Jetzt naht der Tag des ew’gen Ruhms.
Frech drohen uns die Blutstandarten
Mordgierigen Tyrannentums.
Brüllt nicht in Frankreichs schönen Gauen
Der feindlichen Soldaten Wut?
Ein jeder Herd ist rot vom Blut
Erwürgter Freunde, Kinder, Frauen!
Bürger! Auf zum Kampf!
Schart alle euch zum Krieg!
Vorwärts! Durch Feindesblut
bahnt euch den Weg zum Sieg!
[2] Dieser Hymnus wird auch „Ambrosianischer Lobgesang“ genannt, weil der Text der Legende nach auf Ambrosius und Augustinus zurückgeht. Dieser feierlichste Lob- , Dank- und Bittgesang hat seinen liturgischen Platz im Stundengebet der Kirche am Ende der Matutin.
[3] Piguet 1946
Der Bischof dankte Gott und der Gottesmutter, den Diözesanen für ihr Gebet, denen, die ihm in der Gefangenschaft geholfen haben und vor allem Papst Pius XII., auf dessen Intervention hin er am 22. Januar 1945 in den „Ehrenbunker“ gekommen war. Er schloß seine Erklärung mit den Worten:
Es ist unsere Aufgabe als Christen, vereint mit allen Menschen guten Willens das Zeugnis Christi lebendig zu halten und in den Bereichen der Menschen seine höchste Forderung zu erfüllen und einander zu lieben, denn sonst wird es keinen wahren Frieden geben.[1]
[1] Piguet 1946
Joseph Joos zitiert die Predigt in Ausschnitten:
In der feierlichen Erklärung, die Msgr. Piguet nach seiner Befreiung und glücklichen Heimkehr in der Pontifikalmesse zu Clermont am Pfingsttage (20. Mai 1945) vor seinen Diözesanen abgab, legte er besonderen Wert auf die Feststellung, daß er Zeuge gewesen einer unerhörten Gewissensnot unter den Zivilhäftlingen in Deutschland. Er kennzeichnete die „unbarmherzige Weigerung gegenüber Sterbenden, die um den religiösen Beistand baten“, die Notwendigkeit, vor die die Priester sich gestellt sahen, „den Seelen die Segnungen des übernatürlichen Lebens auf Wegen zu vermitteln, die ebenso schwierig, versteckt und gefahrvoll waren wie diejenigen zu Zeiten der Verfolgungen in der Katakombenkirche. Es ist unumgänglich notwendig, daß die zivilisierte Welt Kenntnis erhält von den moralischen Qualen, die neben den physischen Schmerzen den Seelen auferlegt waren“.[1]
[1] Joos 1946: 119f.
Bischof Gabriel Piguets Biograph Gabriel Guillot[1] verweist auf die Beziehung zwischen der Deklaration vom 20. Mai 1945 und der Predigt zu Fronleichnam 1943:
Diese Erklärung [vom 24.6.1943] bekam ihre Bestätigung ebenso konsequent durch die Haltung unseres Bischofs, aber viel bewegender für die Hörer zu Pfingsten 1945 am 20. Mai. Derjenige, der damals mit dem heiligen Paulus sagen konnte: „Ich trage an meinem Leibe die Wundmale Christi“ [vgl. Gal 6,17] verlas von der Höhe der Kanzel diese bemerkenswerte Erklärung.[2]
[1] Domherr Gabriel Guillot (* 1880 in Moulins/Allier/F, † November 1955) – Priesterweihe 1905 in Clermont-Ferrand – Kanzler des Bischofshauses von Clermont 1921–1955 – Er organisierte die Beerdigung von Bischof Gabriel Piguet und dokumentierte dessen Lebensweg.
[2] Guillot, Gabriel: Son Excellence Monseigneur Gabriel Piguet, Évêque de Clermont (1934–1952) [Seine Exellenz Bischof Gabriel Piguet, Bischof von Clermont]. – Essai de Biographie [Versuch einer Biographie]. Supplément à la „VIE CATHOLI-QUE“ du 9 Août 1952
Bischof Gabriel Piguet wurde in Clermont-Ferrand damals noch skeptisch beäugt; denn es gibt von dieser Predigt eine polizeiliche Mitschrift, durch die die Regierung informiert wurde.
Am 7. Juni 1945 bekam er verschiedene Bescheinigungen: Eine über seine Repatriierung vom „Fünften Büro“ (eine von 1940 bis 1945 eingerichtete Militärinformationsstelle), eine über seine Rückkehr vom Ministerium für Gefangene, Deportierte und Flüchtlinge im Département Puy-de-Dôme und eine vom Büro für Medizinische Belange mit dem Vermerk „kann wieder nach Hause gehen“.
Am 7. September 1945 schrieb Bischof Gabriel Piguet dankbar an Michael Kardinal von Faulhaber:
Ich bewahre vielen deutschen Priestern ein gutes Andenken als den Kameraden meiner Gefangenschaft. Mit Ergriffenheit erinnere ich mich gerade der Priester Ihrer Erzdiözese. Sie waren sehr freundlich zu mir.[1]
[1] siehe Lenz, Johann: Christus in Dachau oder Christus der Sieger. Ein religiöses Volksbuch und ein kirchengeschichtliches Zeugnis (mit 100 Bildern). Für Priester und Volk, Wien 61957: 116
Am 7. September 1945 schrieb Bischof Gabriel Piguet dankbar an Michael Kardinal von Faulhaber:
Ich bewahre vielen deutschen Priestern ein gutes Andenken als den Kameraden meiner Gefangenschaft. Mit Ergriffenheit erinnere ich mich gerade der Priester Ihrer Erzdiözese. Sie waren sehr freundlich zu mir.[1]
[1] Siehe Lenz, Johann: Christus in Dachau oder Christus der Sieger. Ein religiöses Volksbuch und ein kirchengeschichtliches Zeugnis (mit 100 Bildern). Für Priester und Volk, Wien 61957: 116
Die Originalhandschrift des Antwortbriefes an Bischof Gabriel Piguet befindet sich im Diözesanarchiv in Clermont-Ferrand.
München, 24. September 1945
Monseigneur!
Ich freue mich, Gelegenheit zu haben, Euere Exzellenz zur glücklichen Heimkehr zu beglückwünschen. Ich danke für den freundlichen Brief und das Buch, das mir ein wertvolles Souvenir bleibt. Unsere Dachauer Priester sprechen mit großer Verehrung von Monseigneur Piguet, dem Bekenner und Märtyrer. Quot carceres sanctificastis, quot catenas consecrastis! [Wie viele Kerker habt Ihr geheiligt, wie viele Ketten habt Ihr gesegnet!] Gott schenke nun viele fruchtbare Jahre des Friedens!
In unserem Herrn ehrerbietigst
M. Card. Faulhaber[1]
[1] Joos 1946: 120, zitiert den Brief rückübersetzt aus einem Artikel in der katholischen Zeitschrift La Croix:
Kardinal Faulhaber, Erzbischof von München, beglückwünschte am 24. September 1945 Msgr. Piguet zu seiner Heimkehr und sprach ihm seinen besonderen Dank aus. „Unsere Priester von Dachau sprechen mit großer Verehrung von Msgr. Piguet, Bekenner und Märtyrer. Quot carceres sanctificastis, quot catenas consecrastis! [Wie viele Kerker habt Ihr geheiligt, wie viele Ketten habt Ihr gesegnet!] Möge Gott Ihnen noch viele fruchtbare Jahre des Friedens schenken“.
Siehe auch Aktuelles vom 29. Juni 2012 – Karl Leisner und Bischof Gabriel Piguet am Pragser Wildsee in Südtirol.