In seiner Sitzung am 20. Dezember 1984 hat der Rat der Stadt Beckum die Benennung der Straße „Leisnerweg“ beschlossen. Die Benennung erfolgte auf Antrag der damaligen Pfarrgemeinde Liebfrauen[1].
[1] Die bisherigen Beckumer Kirchengemeinden St. Stephanus, Liebfrauen und St. Martin fusionierten am 1. Advent 2007 zur Propsteigemeinde St. Stephanus. Am 22.1.2012 wurde die Liebfrauenkirche profaniert. In dem Gebäude hat das Bistum ein Depot für sakrale Kunst aus den profanierten Kirchen des Bistums eingerichtet. Im Turm der Liebfrauenkirche wurde eine Kapelle eingerichtet, die ganztägig geöffnet ist und in der auch Eucharistiefeiern stattfinden.
Mit Schreiben vom 27. November 1984 stellte der Pfarrgemeinderat der damaligen Pfarrgemeinde Liebfrauen den Bürgerantrag, die Straßen im Baugebiet 37 „wie folgt zu benennen: 1. Alex-Falk-Straße, 2. Alfred-Delp-Straße, 3. Dietrich-Bonhoeffer-Straße, 4. Karl-Leisner-Straße, 5. Martin-Niemöller-Straße.“
Beschlossen wurden durch den Rat der Stadt Beckum die Straßenbezeichnungen Falkweg, Bonhoefferweg und Leisnerweg.
Die Pfarrgemeinde Liebfrauen begründete ihren Antrag mit der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Beckum und den Folgen des Nationalsozialismus in ihrer Stadt. Sie führt weiter aus:
„Wir wollen uns verneigen vor den Opfern des Nationalsozialismus. Wir wollen unsere Geschichte nicht vergessen, sondern aus ihr lernen.
[…]
Wir erinnern daran, daß Personen wie Alfred Delp, Dietrich Bonhoeffer, Karl Leisner und Martin Niemöller uns diesen Weg gewiesen haben. Ihr konsequenter Einsatz für die Wahrheit und die Würde des Menschen hat ihnen jahrelange Haftstrafen in Konzentrationslagern bzw. das Todesurteil eingebracht. Die Benennung einer Straße nach ihnen soll gewährleisten, sie weiterhin als Vorbilder im Gedächtnis zu haben.“
Beigefügt wurde unter anderem eine Biographie[1] Karl Leisners.
[1] Als Quelle wird das Buch: Christus meine Leidenschaft. Karl Leisner. Sein Leben in Bildern und Dokumenten, Herausgegeben von Wilhelm Haas, Kevelaer 11977, 21981, 31985, angegeben.
„Karl Leisner (1915 – 1945) widerstand als Jugendführer in der Zeit des Nationalsozialismus aus Glaube und Verantwortung ungerechter Staatsgewalt. Er stand ein für sein christliches Zeugnis, erlitt von 1939-1945 Gefängnis- und KZ-Haft und wurde als Diakon 1944 im Konzentrationslager Dachau von einem französischen Bischof [Gabriel Piguet[1]] geheim zum Priester geweiht. Er opferte sein Leben auf für die Jugend, für den Frieden, für die Versöhnung der Völker und für ein christliches Europa. Leben und Wirken dieses Christuszeugen finden weit über die Grenzen Deutschlands hinaus in Ost und West wachsende Beachtung.“
Es folgen Ausführungen zu Karl Leisners Studium, seiner Zeit im Reichsarbeitsdienst, der Beschlagnahme seiner Tagebücher und ein Zitat aus einem Brief der Geheimen Staatspolizei.
[1] Bischof Gabriel Emmanuel Joseph Piguet von Clermont, * 24.2.1887 in Macon-sur-Saône/Saône-et-Loire/Frankreich, † 3.7.1952; Priesterweihe am 2.7.1910 in Paris (St. Sulpice); Bischofsweihe zum Bischof für das Bistum Autun/Saône-et-Loire am 27.2.1934; Bischof von Clermont ab 11.3.1934. Obwohl Verehrer von Marschall Philippe Pétain, widersetzte er sich während der deutschen Besatzung (1940–1944) den Nationalsozialisten. Er wurde am 28.5.1944 verhaftet und kam über das Gefängnis in Clermont-Ferrand und das KZ Natzweiler-Struthof am 6.9.1944 ins KZ Dachau und wurde am 4.5.1945 befreit.
Den Aufzeichnungen Karl Leisners ist nicht zu entnehmen, daß er die Stadt Beckum kennengelernt hat oder eine sonstige Beziehung zu dem Ort hatte.
Impressionen zum Leisnerweg
Text und Fotos Christa Bockholt