Rainer Maria Woelki, Erzbischof in Berlin, wurde zum Kardinal ernannt und ist damit der Jüngste im Kardinalskollegium. Am 18. Februar 2012 wird der Papst 22 Kardinäle kreieren und ihnen als Zeichen das rote Birett aufsetzen.
Familie Dr. Joseph Ruby in Freiburg beherbergte regelmäßig Theologiestudenten in den Außensemestern. Daher nannte man in Anlehnung an Freiburg und Münster, wo das Theologenkonvikt den Namen Collegium Borromaeum trug, das Haus von Familie Ruby auch „Collegium Rubianum“. Die Studenten selbst bezeichneten ihre Außensemester gern als „Freisemester“. Neben einigen Bischöfen gehört nun auch ein Kardinal zu den ehemaligen Bewohnern des „Collegium Rubianum“, denn Rainer Maria Woelki wohnte als Theologiestudent während seines Studiums in Freiburg 1979/1980 im „Haus Kinderglück“, wie das Haus von Familie Ruby in der Neumattenstraße 18, in dem 12 Kinder groß wurden – neun Jungen und drei Mädchen – auch heute noch heißt.
Als aus der kinderreichen Familie die älteren Kinder auszogen, wurden Zimmer frei, die vermietet werden konnten. Zu den Mietern gehörte 1936/1937 Karl Leisner.
Nach dem Tod von Mutter Elisabeth Ruby führte die älteste Tochter Elisabeth das Haus weiter.
Als ich für den Rundbrief des IKLK um eine Schilderung des Studentenlebens im Hause Ruby bat, schickte mir Rainer Maria Woelki, damals Direktor des Collegium Albertinum in Bonn, folgenden Bericht:
Von Oktober 1979 bis Juli 1980 verbrachte ich meine Freisemester in Freiburg und wohnte im Hause Ruby. Kennengelernt habe ich dabei allerdings nur Elisabeth Ruby und ihren Priesterbruder Karl, dem sie den Haushalt führte. Karl Ruby lebte sehr zurückgezogen.
Sicherlich war Elisabeth Ruby eine tief fromme, kirchliche Frau, für die die tägliche Mitfeier der hl. Messe sowie die tägliche Betrachtung selbstverständlich waren. Manchmal hatte ich ein wenig den Eindruck, daß sie etwas mit ihrem Schicksal haderte, weil sie daheim nur den Haushalt ihres Bruders zu führen hatte. Vielleicht tue ich ihr mit dieser Einschätzung aber auch Unrecht.
Elisabeth Ruby hatte die Gabe, die bei ihr wohnenden Studenten für alle möglichen Aktivitäten einzuspannen, angefangen vom Rasenmähen bis zum Einkaufen. Ich wollte mich nicht ganz vereinnahmen lassen und bemühte mich, immer möglichst schnell an ihrer Küche vorbei auf mein Zimmer zu kommen.
Elisabeth Ruby erzählte mir schon mal etwas von Karl Leisner und zeigte mir das Zimmer, in dem er gewohnt hatte. Das sind meine Erinnerungen an meine Zeit im „Collegium Rubianum“.
Rainer Woelki
Auch die Bischöfe Heinrich Maria Janssen und Heinrich Mussinghoff wohnten während ihres Studiums in Freiburg im Hause Ruby. Die lebenslange Verbindung zwischen dem Bischof von Hildesheim Heinrich Maria Janssen und Familie Ruby zeigt sich in folgender „Kreuzgeschichte“:
Das Kreuz als Zeichen der Erlösung und Versöhnung
Ein öffentlich wirksamer Höhepunkt des nationalsozialistischen „Mutterkultes“ waren die Mutterkreuzverleihungen. Weihnachten 1938 wurde Adolf Hitlers „Stiftung des Ehrenkreuzes der Deutschen Mutter“ von Rudolf Heß in der Öffentlichkeit proklamiert. In dem kurzen Text der Stiftungsverlautbarung nannte Hitler das Mutterkreuz ein sichtbares Zeichen des Dankes des Deutschen Volkes an kinderreiche Mütter. Die Einzelheiten der Verleihung wurden in der ausführlichen „Satzung des Ehrenkreuzes der Deutschen Mutter“ geregelt, in der zugleich auch die Voraussetzungen beziehungsweise die Auslesekriterien für die Verleihung des Mutterkreuzes genannt wurden. Die Ehrenkreuze waren offensichtlich nach dem Vorbild der olympischen Medaillen in drei Stufen eingeteilt: Die dritte und niedrigste Stufe (Bronze) bekamen Mütter von vier und fünf Kindern. Die zweite Stufe (Silber) Mütter mit sechs und sieben Kindern und die dritte Stufe (Gold) Mütter, die acht und mehr Kinder hatten.
Mutter Ruby hatte zwölf Kinder. Das war für die Nationalsozialisten ein Grund, ihr das Mutterkreuz zu verleihen. Sie aber nahm es nicht an. Daher ließ Dr. Joseph Ruby für sie, als Symbol für ihre zwölf Kinder, ein Kreuz mit zwölf Rubinen auf den vier Kreuzbalken fertigen.
Als Heinrich Maria Janssen 1957 Bischof von Hildesheim wurde, fertigte man sein Bischofskreuz aus dem „Mutterkreuz“ von Frau Ruby. Ein Zeichen dafür, wie sehr die gegensätzlich scheinenden Lebensformen Ehe und Zölibat durch das Kreuz verbunden sind. Beide zielen auf die Erfüllung in Gott. Den Weg dahin hat uns das Kreuz Jesu Christi bereitet.
Karl Leisner hatte zu Hein Janssen, wie er ihn nannte, guten Kontakt. Die Anzeige zu dessen Weihe und Primiz hat er in sein Tagebuch geklebt:
Am Sonntag, dem 29. Juli, wird der Hochwürdigste Herr Bischof Clemens August mir im Hohen Dom zu Münster die hl. Priesterweihe spenden. Die feierliche Heimatprimiz ist am Sonntag, dem 5. August, um 10 Uhr in der St. Willibrordus-Pfarrkirche zu Rindern bei Kleve.
Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserm Gott!
Heinrich Janssen, Diakon.
Münster, im Juli 1934.
Priesterseminar
Darunter hat Karl Leisner folgenden Kommentar geschrieben:
Wir wollen weiter fürnander beten!
Hein Janssen: Oft war ich mit ihm los in Münster, während des 1. + 2. Semesters. Ein begeisterter, schaffensfroher Jugendfreund! Aus dem benachbarten Rindern. Seine Primiz feierten wir mit in der Kirche und im Sälchen. Heute ist er in Schneidemühl.
Hans-Karl Seeger