Bericht von Werner Stalder in der Rheinischen Post
KLEVE/WARSCHAU Ausgangspunkt einer unvergesslichen Reise nach Polen war eine Einladung des Alt-Primas von Polen, Józef Kardinal Glemp, em. Erzbischof von Warschau, an den RP-Mitarbeiter und Autor dieser Zeilen, der beim denkwürdigen Besuch des Kardinals in Kevelaer, Straelen, Xanten und Kleve die Funktion des „Reisemarschalls“ übernommen hatte.
Józef Kardinal Glemp
Zur Reisegruppe in die polnische Hauptstadt gehörten außer ihm die Pfarrer Franz Günter Aengenheyster, Kleve, (früher Kranenburg), Theodor Pleßmann, Friesenried/Bayern (früher Kaplan in Kellen) sowie Kaplan Marcin Cabaj aus Posen, der vor dem Weltjugendtag 2005 in Köln in Nütterden war. Er hatte den Aufenthalt während der Reise durch die polnischen Städte und Dörfer hervorragend vorbereitet. Höhepunkt des Aufenthaltes in Warschau war eine Audienz bei Kardinal Glemp. 1992 hatte er als Primas von Polen einen Legaten mit Reliquien des heiligen Adalbert nach Kleve entsandt, die in den Altar der Kirche in der Klever Unterstadt gelegt wurden. Mit großer Herzlichkeit empfing der Kardinal die Besucher aus Deutschland und begleitete sie zu der großen Kirche von der Göttlichen Vorsehung in einem neuen Warschauer Stadtteil, die sich im Bau befindet.
Die Geschichte dieses Gotteshauses reicht über 200 Jahre zurück. In ihr haben jetzt bereits namhafte polnische Persönlichkeiten ihre letzte Ruhestätte gefunden. Es gab manche Impressionen und Streiflichter, so, als der Kardinal von einem kleinen Jungen gesegnet wurde, nachdem er Kindern sein rotes Käppchen aufgesetzt hatte. Lobend sprach sich der Primas über die Biografie „Karl Leisner – Visionär eines geeinten Europas“ von Hans-Karl Seeger aus. Das Buch war ihm in polnischer Sprache bei seinem Besuch am Grab Karl Leisners in Xanten überreicht worden.
Überall in Warschau und im ganzen Land traf man auf eine unglaubliche Verehrung des seligen Papstes Johannes Paul II. mit riesigen Fotos, mit Bronzestatuen selbst im kleinsten Dorf, mit überdimensionalen Kreuzen, die an seinen Besuch erinnerten. Selbst den Eltern des Papstes hatte man ein Denkmal gesetzt. In Warschau, das im Krieg total zerstört wurde, begegnete man den Schrecken der damaligen Zeit mit Darstellungen von Kindersoldaten. Hörfunkkorrespondent im ARD-Studio Warschau, Ludger Kazmierczak aus Nütterden, konnte den Besuchern informativ aus Kirche und Leben in Polen berichten. Einen tiefen Eindruck hinterließ der Aufenthalt im großen Marienwallfahrtsort „Jasna Góra“ in Tschenstochau. Die drei Geistlichen zelebrierten vor dem Gnadenbild im polnischen Nationalheiligtum eine heilige Messe. Man erlebte die Begeisterung von fast 25.000 Schülern, die alle aus Papst-Johannes- Paul II.-Schulen kamen. Ein Rundgang führte durch die weiträumige Klosteranlage. Dabei ging der deutschsprachige Führer auch auf den Seligen Karl Leisner ein. Ein Besucher aus der Schweiz habe ihn auf den Glaubenszeugen und Märtyrer aufmerksam gemacht. Am Abend wurde die „Schwarze Madonna“, deren Altar von den gläubigen Pilgern auf Knien umrundet wurde, unter Beten und Singen „zum Schlafen“ gebracht, indem ein silberner Vorhang das Gnadenbild verhüllte.
Zum Besuchsprogramm in Polen gehörte ein Besuch in Zelazowa Wola mit dem Geburtshaus von Frédéric Chopin. Im wunderschönen Park konnte man den Klavierklängen des großen Musikers lauschen. Einen bewegenden Eindruck hinterließ ein Besuch am Grab von Kaplan Jerzy Popieluszko, der unter den Kommunisten den Märtyrertod erlitt. Ein Museum dokumentierte seinen Leidensweg.
Vor der Kirche der Göttlichen Vorsehung in Warschau
(v.l.n.r.) Kaplan Marcin Cabaj, Pfarrer Franz Günter Aengenheyster, Kardinal Altprimas Józef Glemp, Pfarrer Theodor Pleßmann
und RP-Mitarbeiter Werner Stalder