Brot für den Tag 12

Impuls von Hans-Karl Seeger

Donnerstag 15.8.2001

…, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefaßt haben, das verkünden wir: das Wort des Lebens (1. Joh 1,1)

Unser Glaube wird immer unsinnli­cher und verkopfter. Je­sus aber hat vornehmlich die Sinne der Menschen geheilt, daher ist leibhaftiges, ganzheit­liches Glauben heute ein wichtiges Anliegen der Seelsorge, die auch den Leib des Menschen ernst nimmt.

Für Karl Leisner war Glaube etwas Handgreifliches, et­was, was mit Augen zu sehen und mit Ohren zu hören ist. Bis in seine Wissenschaftliche Arbeit hinein war sein Thema „Natur und Gnade“.

Am 13. Mai 1934 schrieb er in sein Tagebuch:
„Auf zur Marienfahrt der Jungmänner Münsters. […] Natur und Übernatur in ganzer Ent­fal­tung. Grünende Maiwelt, schla­gende Amseln – grauender Morgen, hervorglutende Sonne – Muttergottes Verehrung. – Man hat keinen Anlaß, müde zu werden, so schön ist es!“

Im Juli 1934 notierte er:
„Dann in der ‚Wacht’ gelesen den prächtigen Aufsatz von ‚Blu­men und Pflanzen’ – Er­lebnis! Ich verstehe jetzt [Professor] Peter Wusts Wort von der wunderbaren Kraft in den Dingen! Eine neue Welt geht mir auf: Wie herrlich leuchtet mir die Natur! Abbild von Gottes ‚Künstlergeist’! – Ehr­furcht vor und Liebe zu den Dingen.“

1935 lesen wir:
„So soll in unsern Jungmännerabenden, […] in unserer ganzen katholischen Jugend ein herrli­ches, natürliches und übernatürliches Leben und Licht anfangen, […] zu leuchten und überzu­strömen. Helle, lichte Kraft und Stärke, voll des Heili­gen Geistes, der uns ein feines Gespür verleiht für wah­res, echtes Leben in Natur und Übernatur, in Leiblichem, Geistigem und Seelischem. Ein Jugendreich der Freude der Gotteskinder soll anheben […]. Wir wollen sein echte, natür­liche ganze Menschenkinder voll lebendiger Freude, voll hellem La­chen, voll Sport und Tempo, […] voll Mut und Spür­sinn, Tatkraft und Leistungswillen: Aber – nein, nicht aber! sondern: und all das soll hei­lig sein. Jede Freude, je­des Lachen, jeder Mut, alles soll im Letzten Ausdruck unseres Ganz-Kerl-Seins wer­den.“