Impuls von Hans-Karl Seeger
Freitag 16.8.2001
Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm (1. Joh 1,5)
Feuer und Licht sind beliebte Bilder für Gott. Karl Leisners Tagebucheintragungen und Briefe durchzieht das Bild des Lichtes, vor allem dann, wenn er sich selbst im Dunklen wähnt.
„Herrgott, ich klage vor Dir meine Not: vor Dir aller Tage Tränen sind mein Brot [Psalm 42,4]. Der Herr ist mein Licht und mein Heil [Psalm 26/27,1]. Wie gewiß waren mir – und sind mir – diese Worte. Aber sie waren mir einmal gewisser, frohere Gewißheit als nun, da die Wasser der Trübsal und tiefster Not meine Seele fast ertrinken lassen. Mein Gott, was hast Du mit mir vor?“ (30.1.1939)
„Christus, Du mein Leben, Du mein Licht, Du meine Liebe! In den reinsten Stunden meines Herzens hast Du Deine Sendung in mich hineingepflanzt. Durch wilde Kraft und starkes Drängen der Natur hast Du den Beruf hindurchgetragen. Ich vertraue Deiner Stimme mehr als der drängenden Stimme meines Blutes. Gebiete Du ihr Ruhe, wie Du einst den tosenden Wogen des galiläischen Meeres geboten!“ (5.2.1939)
In Briefen aus dem KZ Dachau leuchteten seine Hoffnungen auf: „Die steigende Sonne ist uns Sinnbild des Weges nach oben. Die Sonne bringt Licht und neue Kraft.“ (3.4.1942)
„Und wenn wir uns dann im Frühlicht der Freiheit wiedersehen in Gesundheit, Friede, Freude, werden wir mitsammen das Tedeum singen zu Beginn eines neuen Lebens.“ (26.3.1943)
„Selten war ich so bedrückt wie gestern am Silvesterabend, aber als dann heute morgen so prächtig die Sonne aufging, hab’ ich das als Sinnbild genommen für 1944. Trotz allem wird uns das Licht leuchten, und die Mächte der Finsternis müssen weichen.“ (1.1.1944)
„Jetzt ist die stille, gnadenreiche Advents- und Weihnachtszeit zu Ende, das Licht nimmt langsam zu, und wir geh’n auf Ostern zu. So tief und reich war diesmal die Zeit, ich bin noch ganz voll des Glanzes, den das göttliche Kind mit Seiner Liebe hat aufleuchten lassen.“ (13.1.1945)