Impuls von Hans-Karl Seeger
Mittwoch 8.10.2003
Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir (Mt 21,5)
Der Evangelist Matthäus zitiert in seinem Evangelium die Propheten Jesaja (61,11) und Sacharja (9,9). Der Text ist der Kirche wichtig geworden, und durch die Vertonung von Georg Friedrich Händel ist er vielen Menschen im Ohr.
Matthäus hat den Text dem Geschehen am Palmsonntag zugeordnet, da Jesus als König, wenn auch einfach gewandet und auf einem Esel, in die Stadt Jerusalem einzieht. In den Herzen der Menschen hat das Lied allerdings zu Weihnachten einen Ort gefunden. Die Christmette 1935 beschrieb Karl Leisner in seinem Tagebuch wie folgt:
3.00 Uhr Aufstehen mit Freude und Schwung – es ist ja heilige Nacht. Wir eilen zur Mette. Noch ist es dunkel in der Kirche, aber immer mehr Lichter flammen auf, werden entzündet, bis alles im Glanz der Lichter hell und licht und froh wird. Heute ist heilige Nacht, heute ist Euch der Heiland geboren. ‚Heute strahlt das Licht über uns; denn geboren ist uns der HERR. Sein Name ist Wunderbarer, Gott, Friedensfürst, Vater der Ewigkeit (oder der kommenden Zeit), dessen Reich ohn’ Ende währt.’ Die heiligen Worte der Liturgie flammen mir in sinnender Betrachtung auf. Es wird Licht der heiligen Nacht in mir; ich sehe um mich das betende Gottesvolk unserer Gemeinde. Aller Augen sind voll Freudenglanz; denn erschienen ist die Huld unseres Erlösergottes allen Menschen!! erudiens nos [uns unterrichtend].
Ab 3.30 Uhr Weihnachtsfantasien auf der Orgel. Feierlicher Einzug der Priester. Licht, Orgel klingt, braust auf in gewaltigen Melodien. […] In der heiligen Vereinigung [bei der heiligen Kommunion] jubelt dann mein Herz, daß es wieder einmal Krippe sein darf – heilige Gnade und Huld der Allerheiligsten Dreieinigkeit. O aeterna Caritas Dei [O ewige Liebe Gottes]! Das brausende ‚Tochter Zion’ schließt die heiligen Stunden der Gemeinschaft der Gemeinde mit ihrem Herrn. Singen der heiligen Weihnacht in allen: Gloria in excelsis Deo [Ehre sei Gott in der Höhe]! Weihnachten das Fest der Freude. Quia natus est hodie [Weil er heute geboren ist].