Brot für den Tag 27

Impuls von Hans-Karl Seeger

Freitag 11.6.2004

Er hat Christus auferweckt (1. Kor 14,15)

Karl Leisners erster Tagebucheintrag handelt von der Fahrt seiner Gruppe zu Ostern 1928 nach Nideggen. Hier beeindruckte ihn vor allem die Knappenweihe in der Osternacht am Lagerfeuer.

Existentieller aber waren für ihn die Osterfeste als Häftling im Konzentrationslager:

Dachau, Samstag, 22. Februar 1941
Ein Wiedersehen zu Ostern wäre herr­lich.

Dachau, Sonntag, 6. April 1941 – Palmsonntag
Herzlichen Dank für Eure große Liebe. So können wir hier rechten Frühling und echtes Ostern feiern. […] Ostern werden wir in größ­ter Freude feiern, im Geiste des Herrn vereint. Hoffen wir, daß auch für mich bald das Ostern der Entlassung kommt.

Dachau, Samstag, 19. April 1941
Ein feines Ostern hattet Ihr, ich hier auch. Die herrli­che Liturgie, die Freude im Geden­ken an Euch, das Singen froher Lieder, die Natur ringsum: all das gab ein echtes Ostern.

Dachau, Donnerstag, 19. März 1942
Langsam beginnt’s auch hier Frühling zu werden. Die Sonne gewinnt Kraft. Und sie stärkt unsre Glieder. Ich freue mich so auf Ostern. Wie schön, wenn wir es da­heim feiern könnten!

Dachau, Freitag, 3. April 1942 – Karfreitag
So feiere ich mit Euch das Fest aller Feste – Ostern: Voll Jubel und Gnadenfreude! Die steigende Sonne ist uns Sinnbild des Weges nach oben. Die Sonne bringt Licht und neue Kraft.

Dachau, Freitag, 12. März 1943
Nach dem milden Winter geht’s jetzt ins Frühjahr und auf Ostern zu. Hoffentlich sehen wir uns bald gesund wieder.

Dachau, Samstag, 1. Mai 1943
Ostern hab’ ich in echter innerlicher Freude erlebt mit Euch und allen Lieben daheim und in der Ferne verbunden.

Dachau, Samstag, 1. April 1944
Aber nach der Karwoche leuchtet Ostern auf und aus der Karzeit wird Osterzeit wachsen.

Dachau, Samstag, 13. Januar 1945
Jetzt ist die stille, gnadenreiche Advents- und Weihnachtszeit zu Ende, das Licht nimmt langsam zu, und wir geh’n auf Ostern zu.

Dachau, Samstag, 24. März 1945
Frühlingssonne scheint ins Zimmer, Ostern steht vor der Tür. Und doch geht’s nur durch die Karwo­che. So wollen wir im Osterglauben unser persönli­ches und Familienleid, und das um uns alle brandende Kriegsgetose ertragen. Viel Geduld und Kraft braucht’s halt, all die düstere Wirklichkeit und Ungerechtigkeit durch so unendlich lang dünkende Zeit zu ertragen.