Impuls von Hans-Karl Seeger
Samstag 12.6.2004
Denn er muß herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter die Füße gelegt hat (1. Kor 14,1)
In einer Zeit, in der Gott eher zum „Kuschelgott“ geworden ist, haben die Menschen für einen Gott als Herrscher und König kaum Verständnis. In der Zeit der Jugendbewegung war das anders. Der Christ-Königs-Sonntag war für die jungen Menschen ein großes und wichtiges Ereignis. „Jugendbekenntnissonntag“ nannte man den Tag, an dem in großen Zusammenkünften das Bekennntis zu Christus erneuert wurde. „O du, mein Heiland, hoch und hehr, dem sich der Himmel beuget, von dessen Liebe, dessen Macht die ganze Schöpfung zeuget: Christus, mein König, dir allein schwör ich die Liebe lilienrein, bis in den Tod die Treue!“, erklang aus vielen Kehlen, und dabei wurde die Schwurhand gehoben. Den Nationalsozialisten war das ein Graus.
In Karl Leisners Tagebuch findet sich am 1. Mai 1934 folgendes Gebet:
Herr Gott, Du mein König und höchster Führer, Du lenkst in wunderbarer Weisheit und Güte die Geschicke aller Menschen. So hast Du mich armen, schwachen, sündigen Menschen durch eine Zeit der Versuchung und der Schwachheit hindurch geführt, um mich jetzt zum heiligsten und höchsten Amt – zum Priestertum – zu berufen. Deine allmächtige Weisheit hat mich – das kleine, unwürdige, stolze, erbärmliche Menschlein, das mit so mancherlei Makel und Fehlern behaftet, – zum würdigsten, demütigsten, würdevollsten Beruf erkoren. – O, gib doch, Du gütigster Vater, daß ich die Vorbereitungszeit auf diesen hehren Beruf – Dich zu vertreten – aus Deinen unerschöpflichen Lebensquellen in Wahrheit und Demut gestalte! Christus – Du bist meine Leidenschaft, Heil!
Am 29. Juli 1934 notierte er:
Dann kam der Gelderner Bezirksleiter Aloys Kempkes und sprach zu uns vom geraden, aufrechten katholischen Menschen in deutschem Volke und von unserer Verantwortung, die wir Jungführer vor uns selbst und vor den Jungen tragen. Gewaltige Pflichten und herrliche Aufgaben harren da unser: Nur aus der Kraft des lebendigen Brotes der Heiligen Eucharistie heraus können wir den Jungens Führer, leuchtendes Vorbild sein! Omnia omnibus – allen alles sein [vgl. 1 Kor 9,22]. – Aloys sprach mit Wucht und Kraft. Er beherrschte die Heilige Schrift gut und brachte prächtige Bilder! – Nachher sangen wir neue Lieder und Kanons. Um 17.00 Uhr gingen wir heim, nachdem unser neuer Jungscharbezirkspräses Kaplan Zerwas begeistert zu uns gesprochen hatte. – Zum Schluß machte ich noch den Vorschlag, das Christ-Königsfest in ganz besonders feierlicher Weise zu begehen. Gemeinschaft des Bezirks: Alle zur gleichen Stunde vor unserem höchsten Führer und König!