Brot für den Tag 3

Impuls von Hans-Karl Seeger

Dienstag 26.6.2001

Die Gemeinde aber betete inständig für ihn [Petrus] zu Gott (Apg 12,5)

Was Petrus widerfuhr, geschah auch Karl Leisner. Am 9. November 1939, nach einer Bemerkung zum Attentat auf Adolf Hitler am 8. November in München, wurde Karl Leis­ner in St. Blasien, wo er seine Lungentu­berkulose aus­heilte, verhaftet und kam ins Gefängnis von Freiburg.

Seinem Freund und Kursgenossen Heinrich Tenhumberg, dem späteren Bischof von Münster, schrieb er am 15. Dezember 1939:

Ich weile hier – welch plötz­liche Veränderung – seit 9. 11.[1939] abends – in carcere [im Gefängnis]. Also er­schrick bitte nicht allzusehr und fasse Dich.

Unter seinen Kursgenossen löste diese Mitteilung Bestür­zung aus, sie halfen ihm durch Zeichen der Verbunden­heit. Einer von ihnen schrieb an die anderen:

„Und heute erhielten wir auch die erste Nachricht über Karls Befinden. Er ist hier und hat einstweilen ein Krankenzimmer allein, ist auch guter Dinge, wie wir von seinem Krankenwärter erfuhren, – andere können wegen seiner Krankheit bislang nicht zu ihm mit Ausnahme des Ortspfarrers. Kürzlich bekam er ein Paket und er hätte sich den Inhalt gut schmecken lassen… aber wir wollen vertrauen und für Karl beten, daß er Weihnachten gesund ist oder doch bald gesund wird.“

Petrus erfreute sich der Solidarität der Gemeinde. Fast 2000 Jahre später handeln Christen ähnlich.

Es klingt fast so, als habe auch Karl Leisner wie Petrus ein Engel besucht.

Am 17. November 1939 schrieb er auf eine freie Seite seines Breviers:
„Noch nie waren mir die himmlischen Dinge so nahe und vertraut! Die Tage äußerer Unfreiheit sind herrliche Tage des inneren Frei­werdens für Gott, der allein der Hort und die Burg der Freiheit ist. – Das große Warten­können ist die göttliche Kunst!“

Am 25. Dezember 1939 notierte er:
Im Gefängnis! Eine ganz herrliche Weihnacht! […] An­be­tend knie ich vor dem Kripple. […] Ich decke den Gabentisch: überreich! Allen verzeihe ich aus innerstem Herzen. – Hin­gabe an den Hei­land ganz und ungeteilt.