Impuls von Hans-Karl Seeger
Samstag 30.6.2001
Gott hat ihn von den Toten auferweckt (Apg 13,30)
Als Paulus das Wort des Trostes an das jüdische Volk richtete, zeigte er ihnen aus ihrer Geschichte auf, wie sich alle Verheißungen an Jesus aus Nazareth erfüllt haben. Der Kernpunkt des Glaubens der Christen ist der an die Auferstehung von den Toten.
Dieser Glaube mag auch den KZlern wie Karl Leisner geholfen haben, die schlimme und unmenschliche Situation des KZ zu ertragen.
Am 1. April 1944 schrieb Karl Leisner aus dem KZ Dachau an den Jesuitenpater Konstantin Noppel:
Vor acht Jahren waren es schöne Kar- und Ostertage [in Freiburg], die Sie uns mitbereiteten. Was ist inzwischen alles geschehen. Und doch hole ich mir immer wieder Kraft aus der herrlichen Freiburger Zeit. […] Aber nach der Karwoche leuchtet Ostern auf und aus der Karzeit wird Osterzeit wachsen. […] In herzlicher Dankbarkeit grüßt Sie voller Osterhoffnung. […]
Die Nazis hatten mit ihren KZ eine Möglichkeit gefunden, einen menschlichen Körper zu schaffen, der weder tot noch lebendig ist. Einen KZ-Häftling nannte man „Muselmann“ – in der Lagersprache des KZ war es ein Schicksalsergebener, ein Mensch, der durch die unmenschliche Behandlung und Ernährung so abgemagert war, daß er nicht mehr in der Lage war zu arbeiten. Er ähnelte durch schlaffes Nachvornesinken islamischen Betern. – Die Verwandlung des Menschen in einen Muselmann, in einen Nicht-Menschen, sollte wegführen von der Möglichkeit von Leben und Tod.
In solch einer Situation war der Glaube an eine Auferstehung der Toten lebenserhaltend und trostspendend. Das Überleben im KZ wurde eher möglich durch den Glauben an ein Leben nach dem Tod, der vor Verzweiflung bewahrte.
Heute treten alle möglichen Vorstellungen an die Stelle des Auferstehungsglaubens, von der „Alles ist aus-Vorstellung“ bis zum Glauben an eine Wiedergeburt. Was aber Paulus den Menschen in Antiochia predigte, ist heute so aktuell wie damals und gilt mit unverminderter Aussagekraft.