Impuls von Hans-Karl Seeger
Montag 12.8.2002
Der gute Hirt gibt sein Leben für die Schafe (Joh 10,11)
Karl Leisner wollte Priester werden. In seiner Heimat nennt man den Seelsorger einer Gemeinde Pastor – Hirte. Wie Jesus wollte er nicht von, sondern für die Herde leben. Sein „Übungsfeld“ war die Jugendarbeit.
Als Kaplan Johannes Sonnenschein ins KZ Dachau kam, begrüßte ihn Karl Leisner mit den Worten: „Alles, was wir hier durchmachen, opfern wir auf für unsere katholische Jugend.“ Am 23. April 1938 hatte er in sein Tagebuch geschrieben: „Herr, wohin Du mich willst, dahin geh’ ich – auch in Nacht und Not und Leid. Ja – Gib mir Befehl! Befrei’ mich von jeder Selbstsucht!“ Er ahnte nicht, wie sehr Gott ihn beim Wort nehmen sollte.
Am 11. April 1934 hatte er seinem Lehrer Dr. Walter Vinnenberg geschrieben: „Augenblicklich flitze ich auf meinem ,Velo’ wie ein rasendes Ungeheuer durch den Bezirk [als Bezirksjungscharführer] und stärke die Jungens und ´trommle´ wach bis ins letzte verschlafene niederrheinische Dörfchen hinein.“
Als Karl Leisner am 17. September 1934 Diözesanjungscharführer wurde, steigerte sich seine Verantwortung noch und entsprechend auch sein Engagement. Ein Zeitzeuge berichtet von einem Besuch Karl Leisners 1934 in Vreden:
„Jungschartag und Bekenntnisstunde der Jungschar in Vreden. Alle Jungschargruppen der Stadt treffen sich im Jugendheim. Karl Leisner wird zu uns nach Vreden kommen. […] Plötzlich erschallt der Ruf: ´Er kommt! Er kommt!´ Alle stürmen in die Gasthausstraße. Ein ´Hallo! Treu Heil!´ der stürmisch begeisterten Jugend. Sie umringen Karl und heben ihn spontan auf ihre jungen Schultern und tragen ihn in jubelndem Zuge ins Jugendheim. Schnell ist der Raum gefüllt. […] Karl berichtet von den vielen Jungschargruppen in der Diözese, von Fahrten, Zeltlagern, Abenden am Feuer, von Nächten auf einsamer Lagerwache. Er erzählt von einem Jugendreich der Freude. Dann wieder ein Lied zur Klampfe und er übt mit uns das Lied – ich werde es nie vergessen – :´Kameraden wir marschieren, wollen fremdes Land durchspüren.´“