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Christian Morgenstern (* 6.5.1871 in München, † 31.3.1914 in Meran/Merano/I) – Dichter und Schriftsteller
„Mehr als ein Spaßmacher des Weltgeistes“ überschieb Stefan Meetschen einen Artikel in der Zeitung „Die Tagespost“ vom 29. März 2014 und leitete ihn ein wie folgt:
„Es war einmal ein Lattenzaun, mit Zwischenraum, hindurchzuschaun“ so beginnt eines der berühmtesten Gedichte von Christian Morgenstern, dessen Todestag sich am 31. März dieses Jahres zum 100. Mal jährt. Groteske Verse mit Doppel- und Hintersinn, die aus den „Galgenliedern“ stammen, einer Sammlung von Gedichten, die viele Musiker und Maler zu künstlerischen Bearbeitungen inspiriert haben.
siehe Link zum Artikel in der Zeitung „Die Tagespost“
Morgenstern, Christian: Galgenlieder, Berlin 1926
Die Galgenlieder gehören zur Groteskendichtung.
„Dem Kinde im Manne“ sind die Galgenlieder […] gewidmet. Zur 15. Auflage im Jahr 1913 schreibt Morgenstern dazu:
In jedem Menschen ist ein Kind verborgen, das heißt Bildnertrieb und will als liebstes Spiel- und Ernst-Zeug nicht das bis auf den letzten Rest nachgearbeitete Miniatür-Schiff, sondern die Walnußschale mit der Vogelfeder als Segelmast und dem Kieselstein als Kapitän. Das will auch in der Kunst mit-spielen, mit-schaffen dürfen und nicht so sehr bloß bewundernder Zuschauer sein. Denn dieses „Kind im Menschen“ ist der unsterbliche Schöpfer in ihm […].
Aus den Galgenliedern spricht zuallererst kindliches Vergnügen am Spiel, dem die ganze Welt als Spielplatz offen steht, das sich der Welt bemächtigt und sie, und vordergründig alles Mächtige, das sich allzu gewichtig nimmt, in ein anderes Licht taucht – „Man sieht vom Galgenberg die Welt anders an, und man sieht andre Dinge als Andre.“ (URL http://www.xlibris.de/Autoren/Morgenstern/Werke/Galgenlieder – 28.4.2011).
Mit den Galgenliedern kam Karl Leisner bereits 1933 in Berührung. Er schrieb in sein Tagebuch:
Donnerstag, 25. Mai 1933, Christi Himmelfahrt
Um 14.00 Uhr mit dem Singekreis nach Emmerich [am Rhein]. Unterwegs viel Spaß mit Kaplan Assessor [Leo] Schmitz. (Witz mit dem Glaubensbekenntnis von [? Wilhelm] Hünermann!). Nach Emmerich mit drei Aaks [alten Äppelkähnen] übergesetzt in zwei Abteilungen. An der andern Rheinseite auf einer „Insel“ am Ufer[1] Singen, dann Spiel: Drittenabschlagen. (Mordsgaudium mit Schmitz und den Mädels!) Lachnervenkitzelnde Einzelbilder Freude! – Gegen 19.00 Uhr Übersetzen. Abschied von den Emmericher Mädels „Huhu“! Jux!
Feine Überfahrt! Abschied! Schmitz verzapft wieder Witze 1.) Aus Morgensterns Galgenliedern, 2.) D. W. [Den Witz] vom „Pudex (Floh!) religiosus“, der ausgesetzt ist in Deutschland! Im Marsch geht’s bis Schmithausen. Dann ich auf die Kiste [Fahrrad] und weg!
[1] Es ist nicht klar, was mit „Insel“ gemeint ist.