Fähre „Martin Schenk“ Schenkenschanz-Düffelward Emmericher Rheinbrücke
Zu Karl Leisners Zeit war der Rhein am Niederrhein nur durch je eine Brücke in Nijmegen und Wesel zu überqueren (s. Aktuelles vom 2. September 2014 – Karl Leisner und die Rheinbrücken in Wesel und Nijmegen/NL). In zahlreichen Orten gab es aber rheinisch als Ponte, von pons (lat.) = Brücke, bezeichnete flache breite Fähren.
Ab dem 20. Mai 2018 führt die neue Gästeführerin Hildegard Liebeton als „Fährfrau Marieken” Interessierte entlang der Rheinpromenade in Emmerich und darüber hinaus.
RP ONLINE vom 8. Mai 2018 – Emmerich: Hildegard Liebeton ist neue Gästerführerin
Trotz der Brücken in Emmerich und Rees gibt es noch Fähren.
Um die Überquerung des Rheins außergewöhnlich zu gestalten, stehen die Fähren „Inseltreue B“ und „Rääße Pöntje“ zur Verfügung.
Die Fähre „Inseltreue B“ verbindet Grieth mit Grietherort und das „Rääße Pöntje“ Rees mit Reeserschanz.
Links zu den Fähren
Fährbetrieb Heinz Hell
Stadt Kalkar – Fähren
Stadt Rees – Personenfähren
Café Reeserschanz auf der linken Rheinseite – Anleger der Fähre von Rees – Errichtung einer Pontonbrücke durch Pioniere 10.5.1940 – Einstellung des Fährbetriebs nach dem Bau der Rheinbrücke bei Rees 20.12.1967 – später Wiederaufnahme des Fährbetriebs durch die Rheinfähre „Rääße Pöntje“
Karl Leisner verwendet die Begriffe Fähre und Ponte in seinen Tagebüchern und Briefen als Synonyme.
Tagebücher und Briefe
Kleve, Samstag, 29. [30.] Juni 1928
(Wandertag) Um 7.45 Uhr trafen wir (unsere Klasse U III g) [uns] am Bahnhof [in Kleve]. Bis Calkar gings mit dem Zug.[1] Von dort zu Fuß über den Damm zur Ponte [Reeserschanz]. – Dort kurze Rast; dann übergesetzt. – Rees, meine Geburtsstadt, kurz besichtigt (besonders die Kirche [St. Mariä Himmelfahrt])
[1] Die Strecke Kleve-Kalkar ist stillgelegt.
Kleve, Freitag, 24. August 1928
Mit der ganzen Familie (außer Mama) fuhren wir nach Schenkenschanz. Hier gingen Maria und ich schon auf die Ponte [Fähre „Martin Schenk“] und darüber schimpfte Papa ganz gehörig, denn nun mußten wir übersetzen (mit Rädern). Das kostete 1,80 [Reichsmark] – und die konnten wir uns sparen, da wir auch im alten Rhein baden und geschruppt werden konnten[1].
[1] Damals hatte kaum eine Wohnung ein eigenes Bad, und das WC befand sich häufig im Treppenhaus oder sogar draußen, s. Aktuelles vom 17. Juli 2012 – Duschen Sie schon, oder brausen Sie noch?

Auf dem zugefrorenen Rhein bei Spyck
Kleve, Sonntag, 17. Februar 1929
Mit Herrn [Eduard] Bettray und Frau [Alwine], Papa, Mama und Willi fuhr ich mit der Straßenbahn nach Emmerich zum zugefrorenen Rhein.[1] Die Bahn war bis zum äußersten Stehplätzchen gefüllt. Es war ein wunderbarer Anblick, den gewaltigen Strom vor sich vom Winter gefesselt zu sehen, und es kam mir ganz komisch vor, als ich mitten auf dem Rhein spazierenging. Durch das Schollengewirr hatten die Leute der Straßenbahn einen Weg gehauen, der mit Asche bestreut war. Das Überschreiten kostete jedesmal 15 Pfennig, was unverschämt war. In Emmerich tranken wir Kaffee. Zurück bezahlten wir keine 15 Pfennig mehr, denn wir gingen einfach durch die übereinandergetürmten Schollen. Zurück fuhren wir wieder mit der Straßenbahn, die wiederum pickepackevoll war. Um 18.00 Uhr waren wir zu Hause.
[1] Die Straßenbahn fuhr von Kleve bis zur Rheinfähre nach Emmerich.
Karl Leisner aus Kleve am Samstag, 15. Juni 1929, an Walter Vinnenberg in Maria Laach:
Wir zwei [Karl und Willi] waren in den Pfingstferien, wie Ihr ja wißt, mit dem Rad auf Fahrt. Wir hatten prima Wetter (Durchschnittstemperatur so ungefähr 30–40° in der Sonne). Wir fuhren am Freitag [24.5.] nach Pfingsten morgens um 7.00 Uhr los (5.30 Uhr aufgestanden). Es ging über Calcar nach Reeserschanz, wo wir mit dem Motorboot [der Fähre] übersetzten (19 km). Schon um 8.30 Uhr waren wir bei unsern Bekannten [Familie Jan Tepaß in Rees] und tranken Kaffee und besichtigten die feine romanische [klassizistische] Kirche [St. Mariä Himmelfahrt].
Hamburg, Mittwoch, 7. August 1929
Besichtigung der Großstadt Hamburg
St. Pauli Fährhaus mit Hafen
Binz, Montag, 19. August 1929
Letzter Tag auf Rügen
In Altefähr mußten wir aussteigen und aufs Trajekt [auf die Eisenbahnfährverbindung] gehen. Die Überfahrt war sauber. Zum letzten Male sahen wir Rügen liegen.
Fahrtenbericht von Ferdinand Falkenstein:
Kleve, Montag, 11. August 1930
Um 8.00 Uhr wanderten wir los. Um 9.30 Uhr setzten wir [mit der Fähre „Johann“] nach Emmerich über.[1]
[1] Vor Fertigstellung der Rheinbrücke 1965 gab es dort eine Auto- und Personenfähre.
Kleve, Freitag, 31. Juli 1931
6.00 Uhr Gemeinschaftsmesse – Kaffee – Emmerich – Übersetzen[1] – Anholt (Schloß), Isselburg – (Erinnerungen an Spielfahrt [11.8–2.9.1930]) – Bocholt – (Mann getr. vorh. [? vorher einen Mann getroffen]) zuerst „Schlepptau“.[2]
[1] Damals gab es dort noch keine Brücke über den Rhein, sondern nur eine Fähre.
[2] Vermutlich hat Karl Leisner sich mit dem Fahrrad an einen Lastwagen gehängt.
Kleve, Dienstag, 29. März 1932
Um 6.00 Uhr trafen wir zwei uns mit Manes [Hermann] Mies. Wir rasten ganz toll los, um noch die Ponte nach Emmerich zu bekommen. Aber, alles vergebens! Sie war futsch. So lagen wir eine Stunde am Ufer des Rheins. Um 7.30 Uhr waren wir am andern Ufer und nun ging’s los den alten bekannten Weg.
Monreberg, Freitag, 13. Mai 1932
Durch die Brüllhitze marschierten bzw. schlichen wir über Marienbaum – Xanten über die Autostraße bis zur Landungsstelle der Ponte nach Bislich.[1]
[1] Die Fahrrad- und Personenfährverbindung Bislich-Xanten über den Rhein existiert bis in die heutige Zeit. 2010 verkehrte die Fähre Keer’tröch vom 28.3. (Palmsonntag) bis 31.10. am Mittwoch, Freitag, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 10.00 bis 19.00 Uhr.
Kleve, Donnerstag, 28. Juli 1932
Um 6.00 Uhr besteigen wir unsre Stahlrösser und fahren zur Emmericher Ponte. Kurz vorher fällt mir mein Sattel unterm Sitzfleisch weg. Kaputt, verflixt! Also geht Willi, der uns begleitete bis hierhin, mit auf die Ponte und eins, zwei, drei wird mein Gerüst abmontiert und der Sattel von Willis Rad runter! Gerade will die Ponte losfahren, da sind wir fertig und Willi springt schnell mit Rad und kaputtem Sattel ans Land. – Eine Rückfahrkarte gespart! Wir alle winken Willi vom Dampfbootdeck aus zu und lassen uns den frischen Morgenwind um die Nase wehen.

Fährverbindung 1932
Kotten, Sonntag, 7. August 1932
An der Ems vorbei zogen wir singend, speerwerfend und lustig nach Gimbte. Mit der alten „Äppelkahnfähre“ überquerten wir die Ems und waren sogleich in Gimbte (sprich: „Chimpte“!).[1]
[1] 1341 gibt es die erste urkundliche Erwähnung einer Fähre über die Ems bei Gimbte. Seit 1950 befindet sich dort eine Brücke.
Meppen, Sonntag, 6. August 1933
Gegen 16.00 Uhr brechen wir wieder auf und fahren über Weener eine gute Straße bis zur Leda, einem Nebenfluß der Ems. Auf einer altertümlichen Ponte setzen wir über und kommen an mächtigen friesischen Bauernhöfen vorbei nach Leer.
Emden, Montag, 7. August 1933
Um 8.15 Uhr heißt’s „Opstappen!“. Es eilt, wenn wir noch die Fähre nach Baltrum bekommen wollen. Aber wir sind noch nicht aus Emden raus, als Theos Schutzblech abbricht, eine viertel Stunde Aufenthalt! Dann aber geht’s mit Macht los gegen den ziemlich starken Westwind.
[…]
Die „Nachhut des Heeres“ ist schon da. – Jetzt schnell alles aufgepackt, noch ’ne Latte beim Schreiner mitgenommen und dann los zur Fähre. – Aber die hat’s gar nicht so eilig wie wir. Walter „kuhhandelt“ mit dem Fährmann den Preis auf 1,00 RM runter. Dann geht’s rin in die Fähre. Auch Friedels [Hendricks] Schwester nebst Anhang hat sich eingefunden. Die meisten von uns sitzen auf dem „Vorderdeckchen“ des Fährbootes. Es geht los. Zunächst durchs Siel, dann aufs Wattenmeer. Weit dehnt sich aus die riesige Wasserfläche. Hinten am Horizont tauchen die ostfriesischen Inseln auf. Auch Baltrum, unsre Sehnsucht!
Kleve, Donnerstag, 7. Dezember 1933
Um 16.00 Uhr ab Kleve mit Straßenbahn [bis zum Rhein und mit der Fähre nach Emmerich].
Dülmen-Visbeck, Montag, 21. Mai 1934, Pfingstmontag
Um 17.30 Uhr schwingen wir uns wieder aufs Rad und gondeln dem Rheine zu. Um kurz nach 20.00 Uhr setzen wir [in Emmerich mit der Fähre] über. Gegen 21.00 Uhr sind wir in Kleve.
Fahrtenbericht von Wilhelm Elshoff:
Stühlingen, Montag, 10. August 1936
Hier [in Konstanz] besichtigten wir den Dom [das Münster] und fuhren dann zur Anlegestelle der Ponte. Vor uns breitete sich jetzt der Bodensee aus.
Kleve, Donnerstag, 16. März 1939
Nachmittags 14.00 Uhr mit Elektrische [Straßenbahn] bis Offenberg-Kellen und Griethausen – Spyck – übergesetzt [mit der Fähre über den Rhein] – Eltenberg – im Kurhaus [Hotel Café Restaurant KURHAUS ELTENBERG] Kaffee […] 20.00 Uhr Kleve.
Sammelbrief von Familie Wilhelm Leisner in Kleve, Montag, 25. September 1944 bis Freitag, 29. September 1944, an Karl Leisner in Dachau:
Dir, lieber Karl
die herzlichsten Grüße in Eile. Wir bringen Fränzl und Willi zur Straßenbahn.[1] Behüt’ Dich Gott!
Deine Paula
[1] Damals fuhr von Kleve eine Straßenbahn zum Rhein zur Fähre nach Emmerich.
Samstag, 25. November 1944
Willi Leisner im Taschenkalender:
13.12 Uhr über Hamborn nach Wesel 13.49 an – zur Reeser Straßenbahn getippelt – 14.45 Uhr Bus nach Rees – Amtsgericht – zur Fähre – ohne Passierschein[1] 16.15 Uhr nach Niedermörmter
[1] Passierschein: in der Besatzungszeit Erlaubnis zum Verlassen des Wohnortes
Maria Leisner am 28. Dezember 1944 an Karl Leisner:
Dann gings früh zu Bett. Um 3.15 Uhr standen Vater und ich auf. Wir fuhren mit zwei Mädels [Maria und Elisabeth] um 4.30 Uhr mit der Ponte [über den Rhein] nach Rees.[1] Dort machten wir [in St. Mariä Himmelfahrt] eine feine Christmette mit.
[1] Den Kahn steuerte Wilhelmine Heuken (1912–1999) aus Niedermörmter.
Mittwoch, 29. Mai 1946
Mutter Amalia Leisner:
Düsseldorf an 12.30 Uhr. Elektrische zur Rheinfähre 13.45 Uhr, Elektrische 15.00 Uhr Neuß.
Quelle der Fotos: Karl Leisner-Archiv, Gabriele Latzel und Rainer Schweder
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RP ONLINE vom 25. Mai 2018 – Der Bagger nagt am zweiten Pfeiler