Dachau: Gedenkblatt für Karl Leisner im Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ

Dachau Gedächtnisbuch 1Seit dem 22. März 2002 ist in dem Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau ein vierseitiges Gedenkblatt für Karl Leisner. Das mehrbändige Gedächtnisbuch liegt in dem Gesprächsraum der Evangelischen Versöhnungskirche auf dem Gelände des KZ Dachau aus. Realisiert wurde dieses Projekt 1999 auf Initiative des Trägerkreises „Namen statt Nummern – Gedächtnisbuch für Häftlinge des KZ Dachau“[1].

[1] Mitglieder sind: Die Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau, das Dachauer Forum – Katholische Erwachsenenbildung e.V., der Förderverein für Internationale Jugendbewegung und Gedenkstättenarbeit Dachau e.V., das Jugendgästehaus Dachau und die Katholische Seelsorge in der KZ-Gedenkstätte Dachau

Ziel des Gedächtnisbuches ist es, den im KZ Dachau inhaftierten Menschen ihre Identität zurückzugeben und die Hintergründe ihrer Verfolgung den Menschen heute gegenwärtig zu machen. Das Gedächtnisbuch besteht aus Einzelbiografien, die jeweils vier Seiten umfassen. Sie wurden von ehemaligen Häftlingen, Angehörigen, Interessierten und Schülern verfasst. Alljährlich werden am 22. März, dem Jahrestag der Errichtung des KZ Dachau (22.3.1933), die neuen biografischen Gedächtnisblätter vorgestellt. Bisher wurden 80 Gedenkblätter erstellt. Die Verfasser übernehmen die individuelle Gestaltung und wählen die Sprache aus, in der sie schreiben wollen. Das veranschaulicht die Vielfalt der aus über 30 Nationen stammenden Häftlinge.

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Das Gedenkblatt beginnt mit der Auflistung der verschiedenen Lebensstationen Karl Leisners. Auf der zweiten Seite werden seine Kindheit und Jugend bis zur Aufnahme des Theologiestudiums sowie die Zeit als Diözesanjungscharführer dargestellt.

 

 

 

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Die dritte Seite schildert Karl Leisners Zeit im Reichsarbeitsdienst, die Fortsetzung seines Studiums mit den Außensemestern in Freiburg, seine Verhaftung am 9. November 1939 im Lungensanatorium in St. Blasien aufgrund einer Äußerung bezüglich des Attentates auf Hitler und sein Leben als Schutzhäftling im KZ Dachau. Am 17. Dezember 1944 wird Karl Leisner heimlich zum Priester geweiht und am 26. Dezember 1944 feiert er Primiz, seine erste und einzige heilige Messe. Neben einem Foto von der Lagerkapelle ist eines seiner Primizbilder abgedruckt.

 

 

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Nach der Befreiung durch die Amerikaner stand das KZ Dachau unter Quarantäne. Karl Leisners Freund, Pater Otto Pies SJ, „entführte“ Karl Leisner und brachte ihn in das Lungensanatorium Planegg. Auf der vierten Seite des Gedächtnisblattes wird die letzte Lebensphase Karl Leisners geschildert sowie seine Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. am 23. Juni 1996.

 

 

 

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Für Informationen u. a. zu den Gedächtnisbüchern, den Häftlingen des KZ und deren Lebensbedingungen im Lager, steht ein Team der Evangelischen Versöhnungskirche zur Verfügung. Der Gesprächsraum ist entsprechend gestaltet. Neben wechselnden Ausstellungen ist links vom Eingang eine Bronze-Skulptur „Die drei Männer im Feuerofen“[1] von dem Amsterdamer Bildhauer Carel Kneulman (* 15.12.1915, † 15.1.2008).

[1] An die drei Jünglinge im Feuerofen erinnerte Karl Leisner seinen Mithäftling im KZ Dachau, Hermann Scheipers, als dieser vergast werden sollte.

Die Evangelische Versöhnungskirche liegt linkerhand am Ende der ehemaligen Lagerstraße, an der die Baracken standen. In der Mitte ist die katholische Todesangst-Christi-Kapelle und rechts steht die Jüdische Gedenkstätte.

Lagerstraße

Lagerstraße

hier stand der Priesterblock 26

hier stand der Priesterblock 26

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Über eine breit angelegte, halbrunde Freitreppe gelangt man in einen Innenhof, der den Gesprächsraum mit dem Gottesdienstraum der Evangelischen Versöhnungskirche verbindet. Sie entstand 1967 auf Wunsch ehemaliger KZ-Häftlinge aus dem Ausland, besonders aus den Niederlanden. Als Gegenpol zu den alles prägenden rechten Winkeln des Lagers, des Appellplatzes, der Lagerbaracken und sonstigen Gebäude, fehlen diese in der Kirche.

Katholische Todesangst-Christi-Kapelle (1960)

Katholische Todesangst-Christi-Kapelle (1960)

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Jüdische Gedenkstätte (1967)

Jüdische Gedenkstätte (1967)

Die Beiträge zu den verschiedenen Erinnerungsstätten Karl Leisners in Dachau werden nach und nach veröffentlicht.

Text und Fotos Christa Bockholt