Am 22. November 1964 wurde auf dem Gelände des ehemaligen KZ Dachau neben der KZ-Gedenkstätte das Frauenkloster des Teresianischen Karmels (OCD) Heilig Blut mit der dazugehörigen Kirche eingeweiht. Der Konvent hält in Gebet und Gottesdienst das Andenken der Häftlinge und Märtyrer des KZ Dachau in lebendiger Erinnerung.
Den Vorhof des Klosters betritt man durch einen der ehemaligen Wachtürme des Lagers.
Linkerhand vom Eingang des Karmel sind in einer Vitrine verschiedene liturgische Geräte wie Kreuze, ein Kelch und eine Monstranz, aber auch eine Mitra und Messgewänder, die zum Teil aus der Lagerkapelle des KZ Dachau stammen, ausgestellt. Der Tabernakel trägt die Aufschrift: „Ich bin bei euch alle Tage“. Alle Gegenstände wurden von den KZ-Häftlingen gefertigt. Zu den Jubiläumsfeierlichkeiten anlässlich des 50jährigen Bestehens des Karmel Heilig Blut am 23. November 2014 und der Wiederkehr des 70. Jahrestages der Priesterweihe Karl Leisners am 17. Dezember 2014 ließ der Münchener Kardinal Reinhard Marx die Ausstellungsstücke restaurieren.
Die ehemaligen Schaukästen wurden gegen eine neue Vitrine ausgewechselt, die witterungsbeständiger ist. Auf der Eisenwand zur Vitrinenseite finden sich Erläuterungen zu den ausgestellten Gegenständen.
Auf der Rückwand wird die Situation der gefangenen Priester im KZ Dachau aufgezeigt: Der wirklich europäische Klerus kam laut León de Conninck SJ aus 138 Diözesen und 25 verschiedenen Ordenskongregationen. Ende 1940 begann die Zusammenlegung aller Priester aus anderen KZ in die „Priesterblocks“ 26, 28 und 30 des KZ Dachau. Ab Januar 1941 wurde im Block 26 eine Lagerkapelle eingerichtet. Das außergewöhnliche Ereignis der heimlichen Priesterweihe Karl Leisners durch den französischen Bischof Gabriel Piguet[1] am 17. Dezember 1944 sowie die für die Weihe erforderlichen Kurierdienste durch Schwester Maria Imma Mack[2] werden dargestellt.
[1] Bischof Gabriel Emmanuel Joseph Piguet von Clermont, * 24.2.1887 in Macon-sur-Saône/Saône-et-Loire/Frankreich, † 3.7.1952; Priesterweihe am 2.7.1910 in Paris (St. Sulpice); Bischofsweihe zum Bischof für das Bistum Autun/Saône-et-Loire am 27.2.1934; Bischof von Clermont ab 11.3.1934. Obwohl Verehrer von Marschall Philippe Pétain, widersetzte er sich während der deutschen Besatzung (1940–1944) den Nationalsozialisten. Er wurde am 28.5.1944 verhaftet und kam über das Gefängnis in Clermont-Ferrand und das KZ Natzweiler-Struthof am 6.9.1944 ins KZ Dachau und wurde am 4.5.1945 befreit.
[2] Schwester Maria Imma (Josefa) Mack (* 10.2.1924 in Möckenlohe, † 21.6.2006 in München) wurde 1940 Kandidatin der Armen Schulschwestern im Angerkloster in München. Ab 1942 arbeitete sie als Helferin im Kinderheim des Ordens in Freising. 1944 wurde sie beauftragt, wöchentlich in der Plantage des KZ Dachau Pflanzen und Blumen einzukaufen. Dabei wurde sie zur großen Helferin für viele Häftlinge im KZ Dachau. Der Priesterhäftling Dr. Ferdinand Schönwälder war auf sie aufmerksam geworden und hielt sie für vertrauenswürdig, Kurierdienste – unter dem Decknamen Mädi – zu übernehmen. Für die Priesterweihe Karl Leisners schmuggelte sie die notwendigen Briefe aus dem KZ und die für die Weihe erforderlichen liturgischen Gegenstände, aber auch Arzneien und kräftigende Lebensmittel für Karl Leisner in das Lager hinein.
Seit 2007 befindet sich im Klausurbereich des Karmel Heilig Blut ein Bronze-Relief von dem Künstler Dieter von Levetzow mit der Darstellung der heimlichen Priesterweihe Karl Leisners, einem einmaligen Geschehen in einem Konzentrationslager. Zu sehen sind die Portraits des weihenden Bischofs Gabriel Piguet, erkennbar an der Mitra und dem Bischofsring, und des Seligen Karl Leisner. In Goldbronze stehen am linken Rand der Name des Bischofs + Mgr [Monseigneur] Gabriel Piguet, darunter sein Geburts- und Sterbedatum * 24.2.1887 und † 3.7.1952 und am rechten Rand Karl Leisner, * 28.2.1915 sowie das Sterbedatum † 12.8.1945.
Der Ring, den Bischof Gabriel Piguet bei der Weihe trug, zeigt das Bild der Madonna von Dachau, und befindet sich ebenfalls im Karmel Heilig Blut, die Madonna ist in der dortigen Klosterkirche.
Von dem Relief mit einem Durchmesser von 26 cm gibt es gleichartige in Kleve in der Christus-König-Kirche und in der Kapelle des St. Antonius-Hospitals, in Rees in der Taufkapelle der Kirche St. Mariä Himmelfahrt und in Karl Leisners Sterbezimmer im Waldsanatorium Planegg.
Link zur Kapelle des St. Antonius-Hospitals
Die Beiträge zu den verschiedenen Erinnerungsstätten Karl Leisners in Dachau werden nach und nach veröffentlicht.
siehe bereits folgende Links:
Impressionen