Kriegsfotografin Elizabeth „Lee“ Miller, Lady Penrose (* 23. April 1907; † 21. Juli 1977) – Ihre Fotografien zählen zu den bedeutenden Fotoarbeiten des 20. Jahrhunderts.
Die F.A.Z. vom 1. Februar 2014 rezensierte das Buch der Fotgrafin „Lee Miller: Krieg“. Mit den Alliierten in Europa 1944 – 1945. Reportagen und Fotos.
In dem Bericht heißt es unter anderem:
Lee Miller läßt an Marguerite Higgins Hall denken, die als Kriegskorrespondentin zu den ersten Personen gehörte, die als Befreier das KZ Dachau am 29. April 1945 betraten.
Marguerite Higgins Hall, genannt Maggie, (* 3.9.1920 in Honkong, † 3.1.1966 in Washington D. C.)
In ihrem Bericht im Herald Tribune heißt es unter anderem:
Es war keine Menschenseele auf dem Hof, als das Tor geöffnet wurde. Wie wir später erfuhren, hatten die Gefangenen in der vorangegangenen Nacht selbst die Kontrolle über ihr Lager übernommen und sich geweigert, weitere Befehle der deutschen Wachposten anzunehmen. Letztere hatten sich aus dem Lager zurückgezogen. Die Gefangenen achteten auf strenge Disziplin untereinander. Sie blieben immer in der Nähe ihrer Baracken, um der SS keine Möglichkeit für einen Massenmord zu geben.
Aber in dem Moment, in dem wir eintrafen, schallte uns von den 200 Yards entfernten Baracken nur eine einzige, dafür aber in 16 verschiedenen Sprachen gestellte Frage entgegen: „Sind Sie Amerikaner?“. Ein bestätigendes Nicken verursachte einen Begeisterungssturm. In Lumpen gekleidete, ausgezehrte Männer weinten, schrieen und riefen „Lang lebe Amerika!“ Die, die nicht laufen konnten, humpelten oder krochen. Sie waren so unendlich glücklich, daß sie in dem allgemeinen Durcheinander den SS-Mann für einen Amerikaner hielten. Während einiger, unbändiger Minuten klopften ihm die Gefangenen auf die Schultern, trugen ihn auf Händen und umarmten ihn begeistert. Die Ankunft der amerikanischen Soldaten klärte die Situation schnell.
Ich war unter den ersten, die durch das Tor gingen, und die erste Person, die auf mich zukam, war ein polnischer, katholischer Priester, ein Abgesandter von August Kardinal Hlond, Erzbischof von Polen. Die Feststellung, daß die behelmte, uniformierte und erstaunte Person, die er soeben so herzlich umarmt hatte, kein Mann war, erschreckte ihn nicht im mindesten.[1]
[1] Sorel, Nancy Caldwell: The women who wrote the war [Die Frau, die den Krieg beschrieb], USA 1999