Das hätte Karl Leisner sicherlich sehr interessiert

katholisch.de berichtete am 15. Januar 2019 unter der Überschrift „Telgter Gnadenbild kommt in die Uniklinik“ über die wissenschaftliche Untersuchung der „Schmerzhaften Muttergottes“ aus Telgte.

 

Karl Leisner hat in seinem kurzen Leben zahlreiche Marienwallfahrtsorte besucht, war aber außer in Kevelaer nirgendwo so oft wie in Telgte.

Karl Leisner lebte eine sehr starke Christusfröm­migkeit. Er war gut 10 Jahre alt, als Papst Pius XI., dessen Wahlspruch und Regierungspro­gramm „Pax Christi in regno Chri­sti – Der Frie­den Christi im Königreich Christi“ lautete, am 11. Dezember 1925 das Christ-Königs-Fest einführte. Dieser Christus­fröm­migkeit stand eine innige Marien­frömmigkeit, die ihm schon mit in die Wiege gelegt war, nicht entgegen, viel­mehr ergänzten sich beide auf groß­artige Weise. Karl Leisner war auf die Namen Karl Friedrich Wilhelm Maria getauft. Alle Kinder der Familie Leisner hatten den Beinamen Maria. Von der Taufe bis zum Sterben begleitete Karl das Pa­trozinium St. Mariä Himmel­fahrt. Seine Taufkirche war die Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Rees. In Kleve ge­hörte Familie Leisner zur Stiftskirche St. Mariä Himmel­fahrt. Dort emp­fing Karl die Sa­kramente der Buße, Kom­mu­nion und Firmung. Auch die Kathe­drale des französi­schen Bi­schofs Gabriel Piguet in Clermont-Fer­rand, der ihn im KZ Dachau zum Priester weihte, trägt das Patrozi­nium St. Mariä Himmelfahrt. Karls Sterbeort im Waldsa­nato­rium Planegg liegt nahe dem Wallfahrts­ort Maria Eich, der ebenfalls das Patrozi­nium St. Mariä Him­mel­fahrt hat.

Für den Niederrhein im besonderen, aber auch darüber hinaus, ist Keve­laer ein Ort, an dem die Men­schen Maria als Trösterin der Betrübten vereh­ren. Kevelaer liegt 26 Ki­lometer von Kleve entfernt. Schon früh kam Karl Leisner mit diesem Wall­fahrtsort in Berüh­rung.

Neben Kevelaer waren auch andere Marienwallfahrtsorte für in wichtig:

Münster, Samstag, 30. November 1935
Wir alle sind noch auf der Pilgerschaft, auf dem Weg – Wallfahrer war ich oft: zu unserer Lieben Frau und ihren Stätten der Gnade. In Kevelaer, Mari­en­­baum, Altlünen, Telgte, Vreden[1], Blieskastel[1] (Saar), Altenberg hab’ ich vor Ihrem heiligen Bilde gekniet und hab’ zu Ihr, der himmlischen Mutter gefleht und gesungen, gebetet und aufgeschaut und immer wieder hat sie mir neue Liebe, neue Kraft und neue Freude durch Christus geschenkt.
[1] Im Laudate von 1956 und Gotteslob von 2013 ist Vreden nicht als Wallfahrtsort im Bistum Münster aufgeführt. Die Pieta in St. Georg war aber vor dem Zweiten Weltkrieg ein Wallfahrtsbild, zu dem auch über den Ellewicker Diek entlang der Stationen des Rosenkranzweges Niederländer gewall­fahrtet sind. Das Bild hatte ur­sprünglich in der Stiftskirche seinen Platz.
[2] Die heutige Wallfahrt existiert seit 1913 und geht zurück auf einen legendären Anlaß: In der Nähe von Grä­finthal stand in der Höhlung eines Eich­baums ein Mari­enbild, das wüste Gesellen mit Pfei­len be­schossen. Aus den Wunden im hölzernen Bild floß Blut, mit dem sich ein Blinder die Augen einrieb und daraufhin wieder sehen konnte. Historisch ge­sichert ist die Wallfahrt zu „Unserer Lieben Frau mit den Pfeilen“ seit Ende des 14. Jh.

Münster, Donnerstag, 27. Januar 1938
Was hat mich die liebe Gottesmutter doch in den Jahren zum Priestertum geführt. Telgte, Kevelaer, Marien­baum, Schönstatt – o wenn ich an diese Gnadenstunden, die großen und kleinen denke. Dank Dir, liebe himmlische Mutter! – Da mihi virtutem con­tra hostes tuos! [Gib mir Stärke gegen deine Feinde!] Allezeit vertrauen, Mut, Hoffnung auf die Gnade Gottes hin haben!

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Sonntag, 7. Oktober 1934
Im Zeitungsartikel „300 Jungmänner aus dem Klever Bezirk wallfahren zu Unserer Lieben Frau von Altenberg“, in Katholische Jungwelt Nr. 19 vom Oktober 1934, heißt es unter an­derem:
Am Rosenkranzfeste [7.10.] morgens in aller Frühe standen über­all im Bezirk Kraftwagen bereit, um katholische Jungmänner zum hohen Bergi­schen Dom Unserer Lieben Frau zu bringen. …
Der Zeitungsartikel „Jungmänner aus dem Be­zirk Kleve zur Madonna von Altenberg“[1], vermutlich im Volksfreund vom 9. Oktober 1934, lautet:
Anschließend sprach der Diözesanjungscharführer [Karl Leisner] über die Arbeit unserer Jungschar. Er, der mehrere Wochen im Saarland weilte, be­richtete von der kath. Jugendarbeit der Saarbevölkerung, die nicht ruht und nicht rastet, bis sie wieder mit dem Mutterland verbunden ist. Die Arbeit der kathol. Saarjugend steht unter der Devise: Christus der Herr, Christus der Meister, Christus der Sieger.[2]
[1] Altenberger Madonna
Untrennbar verbunden mit dem Altenberger Dom ist die doppel­seitige ste­hende Muttergottes im Strahlenkranz vom Beginn des 16. Jh. Sie hängt im ersten Joch des Hochchores. Die Madonna mit den lang herabfallenden Locken trägt auf der einen Seite das Kind auf dem rechten, auf der anderen Seite auf dem linken Arm; ent­spre­chend sind auch Stand- und Spielbein angeordnet und auch das un­bekleidete Kind mit der Weltkugel variiert auf den beiden Seiten in der Bewegung. Vermutlich hat der Altenberger Abt Andreas Boel­gen (1524–1536) das Muttergottesbild gegen Ende seines Lebens in Auftrag gegeben. Nach 1841 war die Doppelmadonna verschollen und wurde erst 1910 auf dem Spei­cher eines Berliner Museums wiedergefunden.
[2] Leisner, Willi: Tagebuch Nr. 5: 64ff.

Kleve/Altenberg, Samstag, 19. bis Sonntag, 20. Oktober 1935
Todmüde und doch vor Freude frisch sanken wir [Karl und Willi Leisner] nach gemeinsamem Beten der Komplet in das Bett. – „Ma­donna von Alten­berg, bitte für uns, für unsere ganze Jugend!“ so beteten wir Sams­tagabend spät im Dom mit brennenden Lichtern in unsern jun­gen Her­zen und Fäusten! – Ein Tag von Altenberg war verklungen. Ein neuer Anfang hebt an!

 Münster, Sonntag, 24. November 1935
Es war wirklich eine feine großartige religiöse Morgenfeier der „Jüng­sten Kirche“ im Tivolipalast (in Dortmund]. – Altenberger Madonna in Lebensgröße auf der Leinwand, dazu die Ansprache des Generals [Präses Ludwig Wolker].

Samstag, 8. Februar 1936
… brennen die Kerzen vor dem Bild der Altenberger Madonna: Sinnbild Christi, des Lichtes, Zeichen unserer Kraft und Hingabe! Es ist schwere Notzeit: ...

Karl Leisner aus Dachau, Freitag, 22. August 1941, an seine Familie in Kleve:
Am 15.8. [Fest Mariä Him­mel­­fahrt] vor zwei Jahren wallfahrtete ich mit Kaplan [Alexan­der] Stein von St. Blasien nach Todt­moos zur lieben Muttergottes. 10 Tage später waren wir beide [in bezug auf die Lungentuberkulose] nega­tiv. Auch ein Jubi­läum. Das Herz ist über­voll.

Quelle der Fotos: Karl Leisner-Archiv