Foto Priesterhaus Kevelaer
Die F.A.Z. vom 1. Juli 2014 brachte unter obigem Titel einen ganzseitigen Bericht von Lukas Weber mit folgender Einleitung:
Welche Erfindungen haben die Menschheit am weitesten vorangebracht? Viele werden zunächst an das Feuer denken, es wurde freilich mehr die Methode entdeckt, wie man es entfacht. Andere nennen das Rad, aber selbst die Hochkultur der Inkas kam ohne aus. Wir wollen einen weiteren Kandidaten dazugesellen: Es ist der König der Werkzeuge, der Hammer.
zum Thema Hammer siehe auch Link (F.A.Z. Technik & Motor)
Karl Leisner kam in seinem Leben vielfach mit einem Hammer in Berührung. Einiges davon schlägt sich in seinen Tagebüchern nieder.
Bronzestatue aus dem isländischen Nationalmuseum – vermutlich der Gott Thor
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Schirmherr der Germanen – Gott des Donners – Namensgeber für den „Donnerstag“ – Gott Thor der Nordgermanen – Namensgeber für den „Thursday (engl.) = Donnerstag“ – Donnergott Jupiter der Römer – Namensgeber für den „Iovis dies (lat.) = Tag des Jupiter“ – Donars Hauptattribut ist ein als Waffe verwendbarer mythischer Hammer.
Die F.A.Z. von heute bringt einen Artikel mit dem Titel „Als Thors Hammer Europa erschütterte“.
siehe Link
Karl Leisner am 14. Juli 1931 aus Kleve an Walter Vinnenberg in Münster:
Lieber Walter!
Für Deinen Schreibmaschinenbrief vom 2.6. besten Dank. Inzwischen ist allerhand Lobens- und Tadelnswertes vorgefallen. 1. Es wird rücksichtslos aufgeräumt (Stichwort: statt edles Führertum – „Tyrannis“). Peter Dr. [Drießen] wird Dir ja schon sein tragisches Geschick mitgeteilt haben. Ebenso traf Edi Krechel der Hammer des „Donar“. (Lies Albin L. [Leßnick]!) – Edi Krechel wird Dir nichts geschrieben haben; denn der ist ja zu schüchtern und zu fein dafür, so was zu schreiben. Ich muß ganz objektiv sagen, daß Edi Krechel Unrecht geschehen ist.[1]
[1] Es gab massive Schwierigkeiten im Gruppengeschehen in bezug auf den Gruppenführer Albin Leßnick.
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Vor der Baltrumfahrt informierte Karl Leisner Walter Vinnenberg über die mitzunehmenden Utensilien. Neben Lesestoff und Gesangbüchern waren es auch praktische Dinge.
Karl Leisner am 29. Juli 1933 aus Kleve an Walter Vinnenberg in Münster:
Ferner bringen wir mit: Ein Fläschchen Öl – zwei Dosen Flickzeug – eine Handpumpe – einen Wimpel (mit Speer?) – „Tau“ und Nägel (Hammer?) etc. etc. – Eine Uhr geht auch mit!
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Beim Dampfhammer wirkt der Dampf auf einen Kolben, dessen Kolbenstange mit einem Hammerbär verbunden ist.
Der Schriftsteller, Lautpoet, Literaturwissenschaftler und Musiker Michael Lentz (* 15.5.1964 in Düren) beschreibt das Funktionieren eines Hammerwerkes in seinem Gedicht „fast unverändert“.
Link zum Gedicht
In den Schulen fanden unter Leitung der Hitler-Jugend nationalpolitische Lehrgänge statt. Karl Leisners Klasse war im Gemeinschaftslager in Reinshagen. Bei den dortigen Exkursionen mit Besichtigungen verschiedener Fabriken, traf er auf Hämmer unterschiedlichster Art.
Reinshagen, Freitag, 12. Januar 1934, 1. Tag
7.00 Uhr raus – Brausen etc. Kaffee. – Bettenbaulernen – Ordnungsübungen. 11.00 Uhr Vortrag von Herrn [Karl] Grüber über „Die Entwicklung der Kleineisenindustrie“. Schon lange ist die Kleineisenindustrie im Bergischen heimisch. Aus Handwerk- und Hammerwerkstätte wuchs sie nach und nach in fünf Jahrhunderten zur heutigen Industrie. Bodenständige, gewachsene Industrie!
Gebet. Mittag. – Nachher mit Jupp [Gerlings] zur Müngstener Brücke. – Es regnet. – Es ist glänzend, an dem technischen Wunderwerk der Brücke seine Sehstudien zu machen. Auf nassen „Schleichwegen“ kommen wir ins Lager noch rechtzeitig zurück, um uns fertig zu machen für den gemeinsamen Marsch zur Brücke. Wir bewundern den herrlichen Bogen immer wieder aufs neue. Über die Steinbrücke [in der Ortschaft Müngsten neben der Bundesstraße 229] gehen wir auf die andre Wupperseite. Auf Wanderwegen wandern wir bis zur nächsten Brücke [einer Stahlkonstruktion beim Wiesenkotten] flußaufwärts, um wieder auf die rechte Flußseite zu gelangen. Über Küppelstein [eine Hofschaft nahe der Müngstener Brücke] erreichen [wir] hungrig unser Heim, wo der warme Kaffee auf uns wartet.
Reinshagen, Montag, 15. Januar 1934, 4. Tag
7.00 Uhr raus. – Frühsport in der Turnhalle. – Brausen. – Anschließend Kaffee. – Um 9.30 Uhr rücken wir aus zur Besichtigung von Werken in Remscheid. […]
Als letztes Werk besuchen wir einen Wasser-Hammer [den Steffenshammer] drunten im Morsbachtal. – Eine große Welle steht in Verbindung mit dem Wasserrad und bewegt den Hammer auf und ab. Leider ist der Hammer heute nicht in regelrechtem Betrieb wegen Arbeitsmangels.
Reinshagen, Mittwoch, 17. Januar 1934, 6. Tag
7.00 Uhr Aufstehen etc. 9.00 Uhr Besichtigung eines Dampfhammers im Morsbachtal. 12.00 Uhr Mittag.
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Über die Große Brandprozession in Münster am 9. Juli 1934 berichtete Karl Leisner u. a.:
Der Bischof geht ins Palais – die Menge singt „Fest soll mein Taufbund immer stehn!“ – wie Hammerschläge auf den Amboß der Zeit![1] Hier steht eine stahlharte Gemeinschaft, die Geschichte formt: katholisches deutsches Volk! – Der Bischof zeigt sich am Fenster oben links über dem Eingangsportal des Palais. Er segnet sein Volk. Rasende Heilrufe!
[1] Bischof Clemens August Graf von Galen in seiner Predigt in der Überwasserkirche in Münster am 20.7.1941:
Hart werden! Fest bleiben! Wir sind in diesem Augenblick nicht Hammer, sondern Amboß. Andere, meist Fremde und Abtrünnige, hämmern auf uns, wollen mit Gewaltanwendung unser Volk, uns selbst, unsere Jugend, neu formen, aus der geraden Haltung zu Gott verbiegen. Wir sind Amboß und nicht Hammer! Aber seht einmal zu in der Schmiede! Fragt den Schmiedemeister und laßt es euch von ihm sagen: Was auf dem Amboß geschmiedet wird, erhält seine Form nicht nur vom Hammer, sondern auch vom Amboß. Der Amboß kann nicht und braucht auch nicht zurückzuschlagen, er muß nur fest, nur hart sein! Wenn er hinreichend zäh, fest, hart ist, dann hält meistens der Amboß länger als der Hammer. Wie heftig der Hammer auch zuschlägt, der Amboß steht in ruhiger Festigkeit da, und wird noch lange dazu dienen, das zu formen, was neu geschmiedet wird (Löffler, Peter: Bischof Clemens August Graf von Galen. Akten, Briefe und Predigten 1933–1946, 2 Bde., Paderborn 21996 Bd. II: 859).
Einen „zerschmetternden Hammer“ erfährt Karl Leisner in seiner Liebe zu Elisabeth Ruby.
Münster, Dienstag, 19. April 1938, Osterdienstag
Osterdienstagabend
Das Schönste war mir heute Elisabeths [Ruby] Ostergruß. Er hat mich zutiefst gepackt und mir ins Herz gegriffen. Es will mir scheinen, daß das reine Opfer dieses gläubigen Mädchens mich in die Knie zwingt, meine wilde, unbändige Natur. Ich ahne um ganz anbetungswürdige Zusammenhänge der Gnade. Liebe, Leid, Opfer! Sie steht mir wie ein Morgenstern der göttlichen Gnade und Vorsehung in meinem Leben. Ihr stilles, großes Opfer und Gebet scheint mir den Himmel des Heiligtums öffnen zu wollen und mich hinzuführen zum Altar. Ich möchte weinen vor heiliger Freude. Herr, ich danke Dir, daß Du diese wunderfeine gläubige Mädchengestalt mir auf den Lebensweg gesandt hast. Diese starke Jungfrau, dieses reine Kind der Gnade, diesen kostbarsten Schatz unter den Menschenkindern, die mir je begegneten. Nächst dem Gebet meiner guten Mutter danke ich ihrem Gebet – und schweigendem Opfer, das vielleicht unter Leid und Tränen erkauft wurde, alles, was ich jetzt bin. Die himmlische Mutter hat sie mir geschickt. Ich danke! Laß mich ehrfürchtig werden und dankbar, guter Gott!
Das Ewig-Weibliche[1] hat mich in ihr angerührt. Ich kann nur noch schweigen. Hier ist Geheimnis der Seelen. Es ist mir, als fiele die Gnade des Herrn auf mich nieder in diesen Tagen wie köstlicher Morgentau ganz neu, aber auch wie ein zerschmetternder Hammer, der alles Halbe, Aufgeblasene, Falsche, Überhebliche der sündigen Natur zerschmeißt. – Oh – Gnade, o unfaßbares göttliches Geschenk, o Kleinod Gottes – du machst leuchten, aber du drückst mich nieder, machst mich klein. – Oh – meine stolze Natur! Ich weiß nicht, wie mir ist. Aber das weiß ich, sollte Gott sich meiner erbarmen und mich zu Seinem Altar hinzutreten lassen – es ist Gnade, nichts als Gnade. Nichts als das Beten und Opfern der andern.
Komm, schweig! – Es ist sternklare Nacht draußen … Und da drinnen leuchtet die sternhohe Gnade des Heiligen Geistes. – Herr, entzünde ihre [Elisabeth Rubys] heilige Seele mit Deinem Liebeslicht. – Gloria Patri et Filio et Spiritui Sancto. [Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste.] Alleluja!
[1] Schlußworte aus Johann Wolfgang von Goethes Schauspiel „Faust“:
Alles Vergängliche / Ist nur ein Gleichnis; / Das Unzulängliche,
Hier wird’s Ereignis; / Das Unbeschreibliche, / Hier ist’s getan;
Das Ewig-Weibliche / Zieht uns hinan (2. Teil, 12105–12111).