Unter dieser Überschrift brachte die F.A.Z. am 11. Mai einen ganzseitigen Artikel über das Segelschulschiff „Gorch Fock“, das nach zwei Jahren Pause wieder auf Ausbildungsfahrt ist.
Online-Version des Artikels unter FAZ.NET vom 11. Mai 2013 – Die Gorch Fock – Das Schiff, das wir lieben
Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / gemeinfrei (abgerufen 18.08.2013)
Gorch Fock (Pseudonym für Johann Kinau) (* 22.8.1880 in Finkenwerder, † gefallen 31.5.1916 in der Skagerak-Seeschlacht) – deutscher Schriftsteller. Er gilt als humorvoller Erzähler und hat sowohl auf plattdeutsch als auch auf hochdeutsch vor allem Geschichten aus dem Bereich der Seefahrt geschrieben. Zwei Segelschulschiffe der deutschen Marine tragen seinen Namen: die 1933 und die 1958 gebauten Gorch Fock.
Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / gemeinfrei (abgerufen 18.08.2013)
Eines seiner eindrucksvollen Worte lautet:
„Gottes sind Wogen und Wind; Segel aber, Segel und Steuer, daß ihr den Hafen gewinnt, sind euer.“
Auch Karl Leisner war ein Liebhaber von Schiffen.
Auf der Rügenfahrt 1929 führte der Weg u. a. über Hamburg. Karl Leisner wurde nicht müde, in seinem Tagebuch die vielen Schiffe im Hamburger Hafen zu beschreiben, unter ihnen auch das Schulschiff Parma:
Mittwoch, 7. August 1929
Nun gelangten wir in den Freihafen, wo viele deutsche, englische, holländische und zwei Mittelmeerschiffe lagen, unter anderem das deutsche Schulschiff „Parma“ als einziges großes Segelschiff. Es war wirklich schön, die „kleinen Männekes“ oben im Tauwerk arbeiten zu sehen.
Parma: Viermastbark – 3090 BRT – ursprünglich auf den Namen Arrow getauft – Stapellauf 12.3.1902 – verkauft u. in Parma umbenannt 1912 – abgewrackt 1938
Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / gemeinfrei (abgerufen 18.08.2013)
Aber nicht nur das reale Schiff interessierte Karl Leisner. Er war fasziniert von Friederich Nietzsches Gedanken zur Symbolik von Schiff und Meer und zitierte ihn an zahlreichen Stellen seines Tagebuches. Dazu hat er ein ganzseitiges Bild von einem Segelmast eingeklebt.
Friedrich Wilhelm Nietzsche (* 15.10.1844 in Rücken bei Lützen, † 25.8.1900 in Weimar) – Philosoph u. Dichter – Als ursprünglich preußischer Staatsbürger war er seit seiner Übersiedlung 1869 nach Basel staatenlos.
Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / gemeinfrei (abgerufen 06.12.2013)
Quelle des Fotos: Karl Leisner-Archiv
Sehnsucht nach Leben in Fülle! [1]
„In die Höhe will es sich bauen mit tausend Pfeilern und Stufen, das Leben selber. In weite Fernen will es blicken und hinaus nach seligen Schönheiten. Darum braucht es Höhe. Steigen will das Leben und sich steigend überwinden. Ich wandle unter Menschen als den Bruchstücken der Zukunft, jener Zukunft, die ich schaue. Euer Kinderland sollt ihr lieben, das neu entdeckte im fernsten Meere. Nach ihm heiße ich eure Segel sichten und suchen. O welche vielen Meere rings um mich, welch dämmernde Menschenzukünfte! Wie vieles ist noch möglich! Des Menschen Fernstes, Tiefstes, Sternenhöchstes, feine ungeheure Kraft!“ (Nietzsche)[2]
[1] Randbemerkung Karl Leisners zum folgenden Nietzsche-Text
[2] Franz Xaver Kiefl, Katholische Weltanschauung und modernes Denken, Gesammelte Essays über die Hauptstationen der neueren Philosophie, Regensburg 2+31922:190
„Das Meer stürmt, alles ist im Meere. Wohlan, wohlauf, ihr alten Seemannsherzen!“ (Nietzsche)[1]
[1] a. a. O.: 190
„Habe ich noch ein Ziel, einen Hafen, nach dem mein Segel läuft? Was blieb mir noch zurück? Ein Herz, müde und frech; ein unsteter Wille, Flatterflügel, ein gebrochenes Rückgrat! Deine Gefahr ist keine kleine, du freier Geist und Wanderer. Du hast das Ziel verloren; darum hast du auch den Weg verloren! (Nietzsche)[1]
(Also spricht N. [Nietzsche] im Zarathustra – Er ist es selbst)
[1] a. a. O.: S. 221
Die Einleitung zu dem Zitat lautet bei Kiefl:
Zarathustras Worte trafen jetzt auf Nietzsche zu.
Bücherlese (Tgb. 14) S. 28 f.
Folgender Auszug aus einem von Karl Leisner in lateinischer Sprache selbst verfaßten Text zeigt, wie sehr ihn die oben genannte Symbolik bewegt hat:
10. Juli 1938
Aber was ist der Mensch ohne Dich [Gott], den Anfang des Lebens? Ohne Dich ist ein Mensch ohne alles Gute: wie ein Boot, das Schiffbruch erlitt in den Unwettern des Meeres. Aber im Anfang des Glaubens kreuzen wir durch das Meer des menschlichen und weltlichen Lebens hin zu dir, o unsichtbares Meer allen Lebens, o Wunde der Wahrheit!
Im Anfangs des Glaubens: im Schiff mit Christus. Christus ist der Weg, der Weg allein! (Vgl. Joh 14,6)
Hätte Karl Leisner den Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry (1900–1944) gekannt, wäre er vermutlich auf folgenden diesem zugeschriebenen Ausspruch gestoßen:
„Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Menschen zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Menschen die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer.“
Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / gemeinfrei (abgerufen 06.12.2013)