Georges Bernanos (* 20.2.1888 in Paris, † 5.7.1948 in Neuilly-sur-Seine/Hauts-de-Seine/F) – französischer Schriftsteller
Karl Leisner las „Das Tagebuch eines Landpfarrers“[1], das 1936 auf deutsch herausgekommen war, bereits 1937.
[1] Georges Bernanos, Tagebuch eines Landpfarrers, Wien 1936, französische Urausgabe „Journal d’un Curé de Campagne“.
Am Sonntag, dem 14. November 1937, schrieb er in sein Tagebuch:
Und zu sonst kam ich eigentlich nicht gestern. 50 Seiten aus Bernanos „Tagebuch eines Landpfarrers“ las ich noch.
Samstag, 20. November 1937
Ich las gestern und lese heute aus Bernanos: „Das Tagebuch eines Landpfarrers“. – Erschütternd! „Was soll das schon alles?“ „Es ist ja Gnade“. – Das ist Kost für einen werdenden und Aufrüttelung für jeden Priester. – In gebrechliche Gefäße hat der Herr die Gnade gegossen, gegen tausendfaches Leid, Unverstand und Verkalktheit hat sie sich durchzusetzen. Und die Gnade siegt. Der Begnadete überwindet alles! Letzten Adel, letzte Freiheit gibt sie ihren Kindern! Kindlich sein! O dieser Glaube, diese Hoffnung, diese Liebe!
Der Roman schließt mit den Worten des sterbenden Landpfarrers:
Was macht das schon aus? Alles ist Gnade.[1]
[1] Tagebuch eines Landpfarrers, S. 342.
Aus der Zeitschrift „Jugendseelsorger“:
Dies Aufsehen erregende Buch ist beispiellos und läßt sich selbst mit den anderen Werken Bernanos’ kaum vergleichen. Wie dieser Landpfarrer sich die Last seiner Berufung unterwirft, wie er durch alle Nächte der Schwermut, der Angst, der Verzückung, des Entsetzens gerissen wird, wie er standhält in der Versuchung, der Krankheit, ungetrösteten Einsamkeit, dem Schweigen Gottes, und wie dieser arme, kranke, schwache Dorfpfarrer die Neigung zur tödlichen aller Sünden, der Verzweiflung überwindet in der Einsicht, daß jeder Mensch im Leben des Heilandes seine bestimmte Station zu bestehen und zu überstehen habe, und wie er sich selbst erkennt als der „Gefangene der heiligen Agonie“ – […] welch eine die Gnade erschreiende Armut![1]