Der 7. Oktober 1944 in Kleve und im KZ Dachau

Elternhaus in Kleve

Karl Leisners Elternhaus in Kleve

2014_01_01_Jourhaus

Jourhaus im KZ Dachau

Bei der Aufarbeitung des IKLK-Archivs fand sich im Nachlaß von Familie Wilhelm Leisner ein Augenzeugenbericht von Kaplan Albert Heistrüvers[1] über die Zerstörung Kleves sowie ein „Ausweis für Fliegerge­schädigte“ für Familie Leisner.
Auch die Häftlinge im KZ Dachau erlebten am 7. Oktober 1944 beängstigende Stunden während der Fliegerangriffe auf München.

[1] Albert Heistrüvers (* 8.4.1908 in Hamb/Sonsbeck, † 18.12.1976 in Kerken) – Eintritt ins Colle­gium Borromaeum in Münster 1.5.1930 – Priesterweihe 6.7.1935 in Münster – Kaplan in Kleve St. Mariä Himmelfahrt (Nassauerstr. 8) 18.7.1935 bis 1946 – zwischen­zeit­lich Evaku­ier­ten­seelsorger in Salz­we­del 1944/1945

Bombenangriff auf Kleve am Samstag, dem 7. Oktober 1944
Dieser Tag war ein Tag des Schreckens für die Stadt. Gegen 13.40 Uhr zer­stör­ten 335 englische Bomber inner­halb von 30 Minuten 80% der Bebau­ung. 1728 Tonnen Spreng- und 90 Zentner Brandbomben gingen auf den Kern der Stadt nieder. Dabei fanden 649 Menschen unter den Trümmern den Tod, unter ihnen Propst Jakob Küppers und der Kaplan der Un­terstadtkirche Johannes Smeets.

Augenzeugenbericht von Kaplan Albert Heistrüvers

Es kam der 7. Oktober, ein milder, schöner Herbsttag. Die Stadt selbst aber glich einem großen Heerlager, und die feindlichen Aufklärer kreisten wie gewohnt über der Stadt. Sirenengeheul gehörte zur Tagesordnung. Zwischendurch wußte man selbst nicht mehr: Ist zur Zeit Voralarm oder Vollalarm, das heißt akute Lebensgefahr, oder ist Entwarnung gegeben. Zur Mittagsstunde um 12 Uhr begab sich der Propst[1] ins Herz-Jesu-Kloster[2], weil er wegen seines nervösen Magenleidens nur Diät-Kost vertrug. An der Haustür meinte er noch, eine kleine Unterlassung begangen zu haben, weil er nicht auch für mich das Mittagessen im Herz-Jesu-Kloster bestellt habe.
Mehr als 9 Jahre waren wir priesterlich eng und freundschaftlich verbunden gewesen und waren es nun erst recht in den Tagen der gemeinsamen Not und Gefahr und Angst. Das Alter von 71 Jahren tat dem Propst sonst noch wenig an, aber die bitteren Jahre des Dritten Reiches mit allen Schikanen und Böswilligkeiten von Gestapo und Partei gegen Kirche und kirchliches Leben, das Zerstreutsein seiner Herde, das Massensterben an den Fronten, das Leiden seines Diakons Karl Leisner im KZ Dachau, das Bangen und Ahnen eines schrecklichen Kriegsendes für seine geliebte Stadt und Stiftskirche[3], das alles stimmte ihn wehleidig und wehmütig und belastete ihn nervlich mehr als man ihm äußerlich anmerkte. „Heute noch!“ Diese zwei Worte hatte er aus einer Zeitschrift ausgeschnitten und auf seinen Schreibtisch gestellt. Darin war wohl seine Bereitschaft zum Lebensopfer ausgedrückt. Und Pater Suitbert, der mit den älteren Patres vom Spyckklösterchen[4] zum Konvent in Werne übergesiedelt war, schrieb mir nachher, daß er noch wenige Tage vor dem 7. Oktober Post vom Propst erhalten habe, die „so ganz im Tone eines Abschiedsbriefes gehalten sei, als habe er sein Ende wohl im Voraus gefühlt“.
Der Propst kam vom Herz-Jesu-Kloster zurück. Im Flur des Pfarrhauses sprachen wir noch kurz miteinander. Niemand von uns beiden ahnte, daß es bereits unsere letzte Begegnung sein würde. Dann ging ich hinüber in die anliegende Kaplanei, wo bei Kaplan Deimel[5] sich eine kleine Gemeinschaft von etwa sechs bis acht Personen zum Mittagsmahle einfand, unter anderem auch Küster Peters und Frau. Als wir noch gut gelaunt zu Tische saßen, heulten die Sirenen wieder Vollalarm. Wir begaben uns in den Keller des Hauses. An Sirenengeheul gewöhnt, nahm noch scherzend Küster Peters seinen gerade gefüllten Teller mit nach unten, um dort noch eine warme Mahlzeit einzunehmen. Als dann aber die ersten Bomben fielen, begriff man den Ernst der Stunde. Die Erde bebte unter dem Dröhnen der krepierenden Bomben; man hörte das Klirren der zertrümmerten Fensterscheiben und das Einstürzen von Mauerwerk. Bombensplitter durchzischten den Kellerraum, verletzt wurde aber niemand. Alles Scherzen hatte ein rasches Ende gefunden, und der Appetit war urplötzlich vergangen. Man bat um Absolution[6] und betete den Rosenkranz. Vierzig Minuten lang kreisten die Bomber über der Stadt und warfen erbarmungslos ihre Bombenlast auf Häuser und Menschen, um sie lebend unter den Trümmern zu begraben. Aber das Ausmaß der Zerstörung wurde erst sichtbar und klar, als man aus dem Schlupfloch des verqualmten Kellers stieg.
Der erste Blick schon aus dem Kellerfenster fiel auf die Ruinen der vordem so majestätischen Gottesburg der Stiftskirche: „Die Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte.“[7] Ein Kirchturm war verschwunden, der zweite, schwer·angeschlagen, stürzte noch am gleichen Nachmittag zusammen, als überall verborgen unter den Schutthaufen Bomben mit Zeitzünder krepierten. Geblieben waren im Großen und Ganzen die Umfassungsmauern der Kirche. Aber im Chorraum klaffte eine große Lücke auch im Mauerwerk. Im Jammerbild und Trümmerfeld der Kirche hatten die Säulen ihrem Namen Ehre gemacht: die Säulen standen aufrecht wie alte Tempelruinen. Und auf ihnen ruhten noch die Verbindungsmauern mit den Säulenbögen, und auf einem Restbestand der Balkenlage von Mauer zu Mauer im Mittelschiff ragte noch der kleine Dachreiter wie der kleine Finger einer zerschmetterten Hand in den blauen Himmel hinein.
Die ineinandergesunkenen Türme bildeten am ehemaligen Hauptportal einen fast haushohen Trümmerhaufen und hatten zugleich die prächtige große Orgel mit Empore restlos unter sich begraben. Auf dem Kirchplatz waren die herbstlichen Lindenbäume fast gänzlich entlaubt worden, einige auch umgestürzt; unter den Bäumen auch Bombentrichter und sterbliche Überreste von Menschen, die vielleicht vor Jahrhunderten auf dem „Kirchhof“ im Schatten der Stiftskirche bestattet waren und nun durch den Bombenkrieg in ihrer Grabesruhe gestört und aus der Erde gehoben wurden. Soweit man blicken konnte, überall nur Trümmer und Schutt. Auf der Kapitelstraße war kein Haus ganz geblieben, und die eingestürzten Häuserfronten hatten hier wie überall die Straßen völlig blockiert und unpassierbar gemacht. Alle kircheneigenen Gebäude im Umkreis der Stiftskirche waren zu Ruinen geworden.
Das Lyzeum[8], schräg hinter dieser Kaplanei gelegen, hatte ebenfalls einen Volltreffer erhalten. Da sich dort gerade eine Gruppe für den Abtransport in die Evakuierung des Gaues Magdeburg versammelt hatte, endete bereits hier im Keller des Lyzeums für alle ihr Lebensweg in einem überraschend schnellen Bombentod. – Von der zweiten Kaplanei, linker Hand des Pfarrhauses, in deren Keller wir Schutz gesucht und auch alle überlebt hatten, stand noch das Gerippe, das heißt ein Haus ohne Türen und Fenster und ohne Dachziegel. Einen direkten Treffer hatte sie nicht erhalten.
Fast ebenso war es der alten Kaplanei ergangen, Nassauerstraße 5, Baujahr 1753 und vermutlich ehemalige Präbendarwohnung des [Stifts]Kapitels[9]. Sie war bislang von mir bewohnt worden und enthielt dazu die Büroräume des Rendanten Herrn Peter Albers[10]. Reste von Gardinen flatterten nach draußen, und der herbstliche Wind trieb sein leises Spiel damit. Diese Kaplanei grenzte an das Hauptzollamt. In den Garten hinter dem Hauptzollamt war eine Bombe gefallen und hatte die Außenwand der Kaplanei nach dieser Seite hin zum Einsturz gebracht, wobei die Mauersteine und das Mobiliar meines Studier- und Schlafzimmers den Bombentrichter gleich zugeschüttet hatten. Mein „Römerhut“[11] aus der Seminarszeit lag als „Lebewohl“ sagendes Zeichen und Andenken darauf.
Ein Blick auf die Schwanenburg[12] zeigte, daß diese stolze Burg zur Burgruine geworden war. Neben der Stiftskirche als zweites Wahrzeichen der Stadt mit ruhmvoller Vergangenheit, hatte die Schwanenburg aufgehört, Schloß auf dem Burgberg zu sein: Schwanenburg ohne Schwan und nur noch mit halbem Turm. Das letzte Echo des Schwanengesanges eines Minnesängers Heinrich von Veldecke[13] war verklungen und der Schwan buchstäblich „davongeflogen“. Und der „Große Kurfürst“[14] auf dem „Kleinen Markt“ hätte schon vor Schrecken vom Sockel fallen mögen, wenn er seine geliebte Residenz in diesem Zustand gesehen hätte. Aber selbst „tödlich getroffen“ und durchbohrt von fast zahllosen Bombensplittern lagen „Roß und Reiter“ neben dem großen Steinsockel auf dem Marktplatz.
Wir standen vor der bangen Frage: Hat der Propst überlebt? Hastig stiegen wir die Kellertreppe hinunter. Vor der untersten Stufe im Kellerflur lag Herr Pfarrer Georg Lampers, ein Priester der Diözese Kulm, der im Pfarrhaus Unterkunft gefunden hatte, als das Herz-Jesu-Kloster in ein Lazarett umgewandelt worden war. Er hatte sich zur Mittagsruhe gelegt. Als der Bombenangriff begann, hatte er sich beeilt, in den Keller zu gelangen. Er muß gerade den Kellerflur erreicht haben, als der Volltreffer aufs Pfarrhaus einschlug. Vom Luftdruck der krepierenden Bombe wurde er bis vor die Treppe zurückgeschleudert, wo er jammernd am Boden lag und um Hilfe bat. Sein Gesicht war kohlrabenschwarz, sonst aber war er ohne größere Verletzungen. Ihm mußte zuerst geholfen werden. Man lagerte ihn auf eine der überall herumliegenden Zimmertüren und transportierte ihn über Geröll und Schutt zur Nassauerallee, wo eine Strecke hinter dem ehemaligen „Hotel Maywald“[15] ein Sanitätswagen stand, um von hier aus Verletzte zur Anstalt Bedburg-Hau[16] zu fahren.
Dann aber ging’s zurück zum Pfarrhaus, um festzustellen, ob auch für den Propst noch eine Hilfe und Rettung möglich sei. Wohl ganz zufällig traf ich hier den leitenden Offizier, mit dem einige Tage zuvor im Pfarrhaus die Kriegssituation für die Stadt Kleve besprochen worden war. Auf meine Frage und Bitte, ob er nicht einige Soldaten bereithalten könne, um das Schicksal des Propstes zu klären, ging er sofort ein. Und nun ging die Suche los. Laute Rufe in Hausflur und Keller und auf den Trümmern blieben unbeantwortet. Kein Lebenslaut und kein Lebenszeichen wurde gehört. Man begann darauf, den Trümmerschutt des Hauses abzutragen. Als man schließlich bis zu den Kellerräumen vorgedrungen war und feststellte, daß kein Kellergewölbe und keine Eisenträger standgehalten hatten, war wohl nicht mehr daran zu zweifeln, daß der Propst unter den Trümmern des Hauses begraben war. Vorerst blieb also der Propst vermißt. Hilflos und fast mutterseelenallein stand man in der Steinwüste rund um die Stiftskirche, und langsam senkte sich der Abend über die tote Stadt.[17]
[1] Jakob Küppers (* 22.7.1873 in Goch, † beim Luftangriff auf Kleve 7.10.1944) – Prie­ster­weihe 18.3.1899 in Münster – Kaplan in Kleve St. Mariä Himmelfahrt 1899–1909 – Kaplan in Keve­laer 1909–1918 – Pfarrer in Kleve (Kapitelstr. 8) 25.9.1918 – Definitor 1922 – Dechant 21.12.1926 – Propst h. c. 1943 – Jakob Küppers gehörte zu den wichtigen Priestern im Leben von Karl Leisner, er erhielt mehrmals Briefe von ihm aus dem KZ Dachau.
[2] Erste urkundliche Erwähnung des heute unter Denkmal­schutz stehenden Patrizierhauses 1750 – Kauf durch die Ordens­ge­mein­­schaft der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung (Vor­sehungs­­schwestern) Rheini­sche Ordens­provinz Kevelaer 1903 – Nutzung als Kur- und Erholungshaus für anfangs 12 Kurgäste – Angliederung eines Haushaltspensionates für 25 Pen­sionäre 1904 – im Zweiten Weltkrieg Lazarett – starke Zerstörung während der Bom­bar­dierung Kleves 1944 – Wiederaufbau u. Nutzung als Altenheim
[3] Erwähnung einer kleinen, im romanischen Stil aus weißem Tuff­stein erbauten, dem hl. Evange­listen Johannes ge­weihten Kirche im 12. Jh. – Grund­steinlegung der Kirche St. Mariä Himmelfahrt durch Graf Dietrich IX. von Kleve, genannt der Fromme, 12.8.1341 – Namensgebung Stiftskirche auf Grund des Rufes der Stiftsherren des Stiftes Monreberg bei Kalkar nach Kleve – Die Kirche hat vie­le Be­zeich­­nungen: St. Mariä Himmelfahrt, Stiftskirche, Propsteikirche, Ober­­­stadtkir­che/Oberkirche und im Volksmund auch de Bover­kerk. 1934 bekam die Christus-König-Kirche den Namen Ober­stadt­kirche, da sie sich in der Oberstadt von Kleve be­fin­det, und die Stiftskir­che wurde zur Mittelstadtkirche; die­ser Begriff hat sich aber nicht durch­gesetzt.
[4] Eintreffen von Kapuzinern in Kleve am Aschermittwoch 1627 – Voll­en­dung ihres Klosters an der Stechbahn 1653 – Zusammenarbeit mit den Mino­riten der Unterstadtkirche – Aufhebung des Klosters 1802 – Grundsteinlegung eines Klosters mit einer Kirche in der Bau­ernschaft Spyck (Pfarrei Rindern) 23.4.1866 – Einweihung durch Weihbischof Johannes Boßmann aus Münster 4.10.1872 – Aufhebung des Klosters 1875 – Rückkehr 1887 – Studienanstalt der Ordensprovinz für philo­so­­phi­sche u. theo­logi­sche Studien 1890 – Abtrennung des Bereiches von der Unter­stadt­kirche (St. Mariä Empfängnis) 1966 – selbständige Pfarrei Herz Jesu, Rindernscher Deich 23, 1991 – Groß­ge­meinde Kleve 2005
[5] Dr. theol. Ludwig Deimel (* 15.10.1900 in Emmerich am Rhein, † 3.1.1970 in Hiltrup) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster Ostern 1920 – Priester­weihe 7.3.1925 in Münster – Kaplan in Kleve St. Mariä Himmelfahrt 4.9.1941 bis 1947
[6] von absolvere (lat.) = loslösen, freisprechen – Sündenvergebung im Sakrament der Buße
[7] Mt 24,15
[8] Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Kleve zwei weiterführende Mädchenschulen, das Katho­lische Mäd­­­­­­­­chenlyzeum, die Marienschule, auf der Kapitelstraße und das Evan­ge­lische Lyzeum für Mädchen, die beide auf Grün­dungen in den vierziger Jahren des 19. Jahr­hunderts zurückgingen.
[9] Am 12.8.1341 legte Graf Dietrich (der Fromme) IX. von Kleve den Grundstein für die Stifts­kirche, an die er die Stiftsherren des Stiftes Monreberg bei Kalkar berief. Diese Stiftsherren lebten von einer Pfründe, abgeleitet aus dem Mittellateinischen von „praebenda“ für „Unterhalt“. Man nannte sie auch Präbendare.
[10] vermutlich Peter Albers (* 1.12.1901 in Hülm, † 26.2.1955 in Köln). Er wurde 1946 erster Landrat des Kreises Kleve nach dem Zweiten Weltkrieg.
[11] großer breitkrempiger Hut der Kleriker – Farbe und Zahl der Quasten machten den Rang des Trägers deutlich.
[12] Errichtung auf einem spornartigen Ausläufer des Nieder­rhei­nischen Höhenzuges, dem sog. Schloßberg, durch die Grafen von Kleve im 11. Jh. – neben der Stiftskirche Wahr­zei­chen von Kleve, der Stadt auf der Klippe – Namensgebung nach dem „Schwanenritter Elias“, dem sog. Stammvater der Klever Fürsten – Im 19. Jh. wurde dieser klevische Rit­ter mit Richard Wagners Opernheld Lohengrin gleichge­stellt. Der Sage nach soll er auf der Schwanenburg gelebt haben, bis Elsa ihr Versprechen („nie sollst Du mich befragen“) brach. Lohengrin kam in einem von einem Schwan gezogenen Nachen nach Kleve. Ein Schwan krönt heute noch die Spitze des höchsten Turmes auf dem Schloßberg. Der ehemalige Sitz der Klever Herzöge beherbergt heute das Land- und Amts­gericht.
[13] Heinrich von Veldecke (* vor 1150, † zwischen 1190 und 1200) – niederländisch-deutscher Dichter – Er bezeichnete Margareta von Kleve als seine Gönnerin.
[14] Friedrich Wilhelm von Brandenburg (* 16.2.1620 in Cölln/Berlin, † 9.5.1688 in Potsdam) – Kurfürst von Brandenburg 1.12.1640 bis 9.5.1688 – Heirat 1646 in Den Haag/NL mit Louise Henriette von Oranien (* 7.12.1627 in Den Haag, † 18.6.1667 in Cölln/Berlin) – Bis 1650 residierte er in Kleve und sein ältester Sohn Wilhelm Heinrich (* 11.5.1648 in Kleve, † 20.10.1649 in Wesel) wurde auf der Schwanenburg geboren. Sein Statthalter in Kleve war ab 1649 Johann Moritz von Nassau-Siegen.
[15] Haus der Brüder Wilhelm u. August Maywald – Gründung als Kaffee­haus 1822 – Werbung mit dem Slogan „Das ganze Jahr geöffnet“ – als Hotel Maywald Anfang des 20. Jh. Belegung mit 70 Betten – Zerstörung beim Luftangriff 7.10.1944
[16] Die heutige LVR[Landschaftsverband Rheinland]-Klinik Bedburg-Hau nannte man vor dem Zweiten Weltkrieg „Landes­heilanstalt“ oder ein­fach „Anstalt“, und jeder Nieder­rheiner wußte, daß diese in Bed­burg-Hau lag.
[17] Kirche+Leben Nr. 41, 16. Oktober 1994: 13

Nach dem Bombenangriff bepackten Vater und Mutter Leisner vier Räder, von denen zwei platt waren, mit dem Allernötigsten und erreichten mit ihren drei Töchtern nach sieben Stunden Marsch den Hof von Bauer August Jans­sen in Niedermörmter, wo sie bis zum 6. März 1945 blieben.

In dem für Familie Wilhelm Leisner am 12. Oktober 1944 vom Amtsbürgermeister in Kalkar ausgestellten „Ausweis für Fliegerge­schädigte“ heißt es unter anderem:
[…] die bisherige Wohnung Kleve, Flandrischestr. 11, ist total fliegerge­schä­digt. Die Behör­den und Partei­dienststellen werden um weitgehende Un­terstützung gebe­ten.

Karl Leisner schrieb am 7. Oktober 1944 einen Brief aus dem KZ Dachau an seinen Lehrer Dr. Walter Vinnenberg und seine Familie in Kleve, ohne zu ahnen, daß der größte Teil seiner Heimatstadt an diesem Tag in Schutt und Asche zerfiel.

Die Häftlinge im KZ Dachau nahmen am 7. Oktober 1944 die Bombadierung von München wahr.

P. Gregor Schwake OSB[1]:
Die feindlichen Geschwader brausten über uns [im KZ Dachau] weg. Am 7., dann wieder am 16. und 17. Oktober sahen wir in 30 km Entfernung, wie München furchtbar bombardiert wurde[2].[3]
[1] Pater Dr. Gregor (Theodor) Schwake OSB (* 15.4.1892 in Emmerich am Rhein, † 13.6. 1967 in Dülmen) – Eintritt bei den Benediktinern in Gerleve – Profeß 8.9.1912 in Ger­leve – Prie­sterweihe 25.7.1917 – Veranstaltung von Volkschoral­wochen im gesamten deutsch­spra­chi­gen Raum u. in Jugoslawien 1929–1943 – Am 6.10.1943 wurde er in Öster­reich im Dom zu Linz von den Na­tionalsozialisten ver­haftet und kam am 2.1.1944 ins KZ Da­chau, wo er bis zu seiner Entlassung am 10.4.1945 zur Arbeit in der Plantage eingeteilt war. Er leitete den Priester­chor und kompo­nierte u. a. die „Dachauer Messe“. Sie erklang am 24.9. 1944, dem Fest der allerselig­sten Jungfrau Maria vom Loskauf der Ge­fange­nen, zum ersten Mal in der Lagerkapelle des KZ Dachau.
[2] Im OKW-Bericht gibt es keine Erwähnung der Vorkommnisse im Münchener Raum, s. Bd. V: 335f. u. 350–353
[3] Schwake, Gregor: Vor zehn Jahren. Oktober 1944, erstes Pontifikalamt. In: Singt dem Herrn. Sängerblatt des ACV für Deutschland, Österreich und die Schweiz 5 (1954): 38

Siehe auch Aktuelles vom 7. Oktober 2014 – Vor 70 Jahren – 7. Oktober 1944 im KZ Dachau und in Kleve.