Der 9. November in Karl Leisners Leben

Mit dem 9. November verbindet die deutsche Ge­schichte viele tiefgreifende Ereignisse.[1] Für Karl Leisner begann sein letzter und wichtig­ster Le­bens­abschnitt. Er überschritt ei­nen „point of no return“, denn mit seiner Äußerung zum Attentat auf Adolf Hitler be­gann für ihn ein Weg ohne Umkehr.

Den dramatischen Ereignissen vom 8. November 1939 in München folgten ebenso drama­tische am 9. November in St. Blasien. Es begann für Karl Leisner ein Lei­densweg, der ins Leben führte, obwohl er sich dessen damals nicht bewußt war. Er begann die­sen Weg als Diakon und verließ ihn als Neuprie­ster. Zu Beginn traf er als Gefangener auf den Spruch „Arbeit macht frei“ im Eingangstor zum KZ Sachsenhausen und zum KZ Dachau, am Ende trug man seinen Leichnam im Dom zu Xanten in die Krypta mit der Inschrift auf dem Eingangstor „Mors porta vitae – Der Tod ist das Tor zum Leben“.

Vater Wilhelm Leisner aus Kleve am 10. Mai 1942 an Hanna Wieland, die Schwester von Pater Otto Pies SJ in Niederlahnstein:
Dieser für die Gesundheit so ge­fährliche Monat [November] wurde unse­rem Sohn zum Ver­hängnis, da er nach dem Attentat [von Georg Elser auf Adolf Hitler] in München einem Mit­pa­tienten [Johann Krein] ge­genüber eine abfällige Bemerkung fallen ließ. Als früherer Diözesanjung­schar­füh­rer [im Bistum Münster] vorbe­la­stet, haben wir nur sehr wenig Hoff­nung, unseren Karl vor Kriegs­ende wiederzubekommen.

Gefängnis in Freiburg

Karl Leisners Bruder Willi führte nach der Beschlagnahme seiner Tagebücher am 29. Oktober 1937 durch die Gestapo kein Tagebuch mehr, sondern machte nur noch Notizen in seine Kalender. Am 9. November 1939 zeichnete er lediglich „Gitterstäbe“ mit dem Vermerk „Karl“, um die Verhaftung seines Bruders anzudeuten.


[1] einige Beispiele:

9.11.1918 – Bekanntmachung der Abdankung des deutschen Kaisers Wilhelm II. durch Reichskanzler Prinz Max von Baden – Ausrufung der Republik von einem Fenster des Reichstags­gebäudes aus durch SPD-Politiker Philipp Scheidemann – Ausrufung einer Räterepublik nach russischem Vorbild vom Balkon des Berli­ner Schlosses aus durch Karl Liebknecht

8./9.11.1923 – Gedenktag der Gefallenen der NS-Bewegung (Hitler-Putsch in München)

9.11.1938 – Judenpogrom

9.11.1989 – Mauerfall in Berlin