Der Drache und der Papst

Georg (* 3. Jh. in Kappadokien/TR, † 23.4. um 303 in Lod/IL) – laut Legende Martyrer­tod zu Beginn der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian – einer der beliebtesten Heiligen des Christentums – Gedenktag 23.4.

Tagebucheintrag
Münster, Samstag, 27. April 1935

20.00 bis 21.00 Uhr St. Georgsfeierstunde[1]. St. Georg, der standhafte christli­che Held und Martyrer. Zeitgemäß, weltbesiegend! Er, der Kappado­zier, der große Martyrer, wie ihn die Griechen nennen, heute nach 1500 Jah­ren Vorbild, Sinnbild, Held, Kraft gebende Standhaftigkeit.
Er lebte als Held und nur so konnte er als Held sterben!

[1] Das Fest des hl. Georg war am 23.4.

Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / gemeinfrei (abgerufen 23.04.2018)

Unter obiger Überschrift mit dem Zusatz: „Offen gesagt: Dass der 23. April das Fest des heiligen Georg ist, hat bis vor ein paar Jahren noch niemanden im Vatikan groß interessiert. Doch inzwischen ist das anders.“ wies Stefan von Kempis auf die Änderung im Vatikan hin. Karl Leisner hätte sich sehr darüber gefreut.

vatican-news-logo2 (1)

Link zum Bericht

* * * * *

Im Katholischen Wandervogel (KWV) gab es zu Karl Leisners Zeiten eine St. Georgs-Gruppe, „Gruppe Jörg“ genannt, und die Jungschargruppe St. Georg, die Karl Leisner später selbst leitete.

In der Zeitschrift „Am Scheidewege“ wurden für Kleve folgende Gruppen aufgeführt:

Unsere Gruppen:
1. Gruppe „Silberfalken“ (13jähr. Mitglieder), Dienstags 6–7 [18.00–19.00] Uhr im [Jungmänner-]Heim.
2. Gruppe „St. Georg[1] (13jähr. Mitglieder), Donnerstags 6–7 [18.00–19.00] Uhr in der Mühle.
3. Gruppe „Blaue Dragoner“ (12jähr. Mitglieder), Mittwochs 6–7 [18.00–19.00] Uhr im Heim.
4. Gruppe „Landsknechte“ (11jähr. Mitglieder), Donnerstags 6–7 [18.00–19.00] Uhr im Heim.
5. Gruppe „Wikinger“ (11jähr. Mitglieder), Samstags 3.30–4.30 [15.30–16.30] Uhr in der Mühle.
6. Gruppe „Seeräuber“ (10jähr. Mitglieder), Sonntags 6–7 [18.00–19.00] Uhr im Heim.[2]
[1] vermutlich eine Jungschargruppe von Karl Leisner, die Willi Leisner 1934 übernom­men hatte
[2] Am Scheidewege 1935: 323f.

Karl Leisner aus Kleve am Mittwoch, 15. Mai 1929, an Walter Vinnenberg in Maria Laach:
Vielleicht müs­sen wir [KWV-]Gruppe Jörg [St. Georg ] zu uns herüber­nehmen. Aber es wird sich ja noch finden, was wir machen.

Kleve, Montag, 22. Mai 1933
18.30 Uhr Gruppenabend „St. Georg“!

Karl Leisner aus Kleve am 27. Mai 1933 an Walter Vinnenberg in Münster:
Lieber Walter,
seit Du weg bist von uns, ist in der [KWV-]Gruppe [St. Georg] tüchtig und angriffsfreudig (das heißt eroberungslustig) geschafft worden. In drei Wochen haben wir 14 Jungens hinzubekommen[1], und jetzt heißt’s ran an die doppeltschwer lastende Ar­beit. Aber es macht einem ja wirklich mächtigen Spaß und mehrt die Ar­beits­kraft, wenn man so frische Blutzufuhr bekommt. Es sind 10 Pennäler (Quin­taner) dabei. So wird unsre Penne wenigstens nicht ganz „gebräunt“ unter der „Konjunktursonne der HJ.“

[1] auf Grund der Werbung vom 10.5.1933

Kleve, Sonntag, 28. Mai 1933
Feines Kriegsspiel bis 13.00 Uhr (siehe Plan!) Beachtung der Punktebe­wer­tung! Sehr gut durchdacht! Lager II : [KWV-Gruppe] St. Ge­org gewann mit 21:12.

Kleve, Montag, 29. Mai 1933
18.00 Uhr Gruppenabend St. Georg. Wilde Horde! Es werden immer mehr.

Kleve, Mittwoch, 7. Juni 1933
6.15 Uhr Fahrt nach Kevelaer. Zu 13 Mann mit der [KWV-]Gruppe [St. Georg]! Gegen 16.00 Uhr zurück!

Kleve, Montag, 12. Juni 1933
Abends 18.00 Uhr [KWV-]Gruppe [St. Georg] flau!

Kleve, Samstag, 17. Juni 1933
Ich habe geschafft die letzten Wochen für die [KWV-]Gruppe [St. Georg], wie ein Pferd. Doch war nicht viel unüberlegte Leidenschaft (gute!) dabei. Also viel mehr Überlegen vorher! Ordnung, Plan! Das aber geht nur, wenn ich täg­lich eine „stille“ Viertelstunde abhalte, wie ich es mir [im April während der Exerzitien] in Schön­statt vor­ge­nommen habe – bis jetzt aber leider noch sozusagen gar nicht gehal­ten habe. Dann habe ich mich letzte Woche etwas „gehen lassen“.

Kleve, Sonntag, 8. Oktober 1933
Um 13.30 Uhr mit der Jungschargruppe [St. Georg] auf Fahrt. Zu 11 Jungens, Willi auch mit.

Mittelbexbach, Mittwoch, 12. September 1934, Mariä Namensfest
Deutsches Volk soll wieder christliches, katholi­sches Volk wer­den wie einst in Zeiten der großen Kaiser und Führer, in den größ­ten Zeiten deutschen Reiches, deutschen Volkes und Landes! Drum auf die Wälle mit hochgemutem, freien Blick, mit freier, offener Stirn! St. Michael sei mir Helfer und Schutz- und Schirmherr, St. Georg – ritterli­ches Vorbild und die heilige Muttergottes sei mir eine mächtige Fürspreche­rin und gebrauche mich als Ihr und Ihres Sohnes Werkzeug zu heiliger Sen­dung in deutsches Volk!

Münster, Sonntag, 19. Mai 1935
Gestern abend: Jugendhausdienst bis spät.[1] „Aus Liebe getan, mit Liebe voran“[2] – die Gesinnung dabei. – St. Georgs­pfadfin­der – fabelhaft.[3] Kulturge­staltung!
[1] vermutlich Erledigungen, die mit dem Jugendhaus in Düsseldorf zu tun hatten
[2] Mit diesem Wahlspruch warb P. Elpidius Weiergans OFM auf zahlreichen Volks­missionen in den großen Industriestädten Deutschlands für den Kreuzbund.
[3] vermutlich die Zeitschrift St. Georgspfadfinder aus dem Jugendhaus Düssel­dorf

Kleve, Samstag, 21. Dezember 1935
Der Wind weht mich an. Ich treffe einen Jungen aus meiner alten Jung­schar­gruppe [St. Georg] Theo Nielen. Ich plaudere mit ihm. Er ist unzufrieden und voll Sehnsucht nach echtem Jungenleben, auch er ist einer von den Zwangs­kandidaten der HJ[1], dem’s Leben nicht mehr tief genug ist, der sich aber sehnt, und da er nichts anders hat, poussiert er.
[1] Manche Jugendliche mußten gezwungenermaßen in die HJ eintreten, um einen bestimmten Beruf ergreifen oder studieren zu können oder wegen des Beamten­status des Vaters.

Dresden, Sonntag, 16. Mai 1937
Bis Pirna Wacht [Zeitschrift Die Wacht] gelesen („Dämonie des Teu­fels“[1] und St. Georgsge­schichte[2]). (Mai-Nr.)
[1] Wacht 1937: 19: „Dämonie des Teufels“. In diesem Artikel geht es um den Kom­mu­nismus und die Enzyklika „Divini Redemptoris“ des Pap­stes Pius XI. vom 19.3.1937.
[2] Wacht 1937: 24–31: Josef Friedrich Perkonig: „Sankt Georg“. In einer span­nen­­den Geschichte zeigt der Autor vor dem Hintergrund der Georgs­le­gende die Verquickung von Aberglauben und christlichem Glauben auf.

Georg (1)