Der entscheidende Brief kam aus dem St.-Josef-Stift in Sendenhorst

IMG_9432Stiftung u. Eröffnung des St.-Josef‑Stiftes durch den in Rom lebenden Sen­denhorster Bürger Josef Spithöver (1813–1892) 1889 – Pflegedienst durch die Franziskanerinnen von Münster‑St. Mauritz – Entwicklung zu einer Fach­klinik für Knochen‑, Gelenk‑ und Drü­sentuberkulose mit bis zu 250 Betten 1920 – Heute firmiert es als Orthopädisches Kompe­tenz­zentrum, Rheu­matologisches Kompetenzzentrum Nord­west­­deutschland u. Endoprothesenzentrum Münsterland

IMG_9434

Stifter Josef Spithöver– Bronzeplastik des Sendenhorster Bildhauers Bernhard Kleinhans (1926-2004)

Die Kirchenzeitung im Bistum Münster „Kirche + Leben“ berichtete am 2. November 2014/Nr. 44 auf Seite 13 über die „125-jährige Erfolgsgeschichte“ des St. Josef-Stiftes in Sendenhorst.

Link zur Kirchenzeitung „Kirche + Leben“

vonGalen3

Quelle des Fotos: Archiv St. Josef-Stift Sendenhorst

Bischof Clemens August Graf von Galen in Sendenhorst vermutlich anläßlich einer Visitation oder einer Firmung am 21. Juli 1935

 

 

vonGalen10

 

Quelle des Fotos: Archiv St. Josef-Stift Sendenhorst

 

 

 

 

 

Während der Kriegswirren 1944/1945 fand Bischof Clemens August Graf von Galen eine zeitlang Zuflucht im St. Josef-Stift.

SendehorstDiakonew

Diakonatsweihe in Sendenhorst im Januar 1945

Quelle des Fotos: Bistumsarchiv Münster

 

Link zur Zeitschrift „Blickpunkt“ des St.-Josef-Stiftes, Ausgabe 1 Januar/Februar/März 1997 (KARDINAL VON GALEN IM ST. JOSEF-STIFT – EINE WENDE, ABER KEIN ENDE, S. 10/11)

Kunstwerke von Bernhard Kleinhans erinnern an den Aufenthalt von Bischof Clemens August im Sendenhorster Stift sowie an dessen Gründer Josef Spithöver.

Link zum Heimatverein Sendenhorst e.V.

Bernhard Kleinhans war auch dem seligen Karl Leisner verbunden. In seinem Haus fanden lange Zeit Konzerte statt. Hier und da waren sie mit einem Vortrag verbunden. So auch am 26. November 2000, als zu einer Bachsonate für Querflöte Texte aus dem letzten Tagebuch Karl Leisners zu Gehör kamen.

IMG_9427

 

Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (1606-1678) – Bronzeplastik von Bernhard Kleinhans – heutiger Standort am Westtor, links vom Eingang zum St. Josef-Stift

 

 

 

 

IMG_9455

 

Erinnerung an Bischof Clemens Augusts Aufenthalt in Sendenhorst am Sockel der Bronzeplastik

 

 

Nach der Zerstörung des Bischofshauses in Münster diente zunächst die Wohnung des Re­gens Arnold Francken im Priesterseminar als Ersatzwohnung für Bischof Clemens Au­gust Graf von Galen; nach erneuten Fliegerangriffen auf Münster erfolgte die Verlegung eines Teils des Generalvikariates ins St.-Josef-Stift in Senden­horst.

Bischof Clemens August Graf von Galen am 12. November 1944 aus Sendenhorst an Dr. Hermann Eising in Berlin:
Seit Mitte Oktober [14.10.] habe ich das Generalvikariat aus dem schwer beschädigten [Collegium] Borromaeum fortnehmen und seine Leitung hierher [ins St.-Josef-Stift in Sendenhorst] verlegen müssen. Der General­vikar [Franz Meis] ist hier, doch ist nicht Platz für sämtliche Abteilungen, die stückweise an anderen Orten untergebracht sind. Ich habe noch mein Zimmer in dem Rest des Priesterseminars [in der Wohnung von Regens Arnold Francken], bin aber meistens auch hier, da bei den mangelhaften Verbindungen mit Münster die Entscheidungen sonst noch längere Zeit beanspruchen würden.[1]
[1] Bistumsarchiv Münster, Slg G-A9

Bis zum 18. Dezember 1945 hielt sich der Bischof häufig in Sendenhorst auf. Von dort aus schickte er Karl Leisner über dessen Bruder Willi in Berlin die Erlaubnis zum Empfang der Priesterweihe im KZ Dachau.

Bischof Clemens August Graf von Galen am 12. November 1944 aus Sendenhorst an Dr. Hermann Eising in Berlin:
Die Frage hinsichtlich der Weihe des Diakons Leisner ist vor etwa 14 Tagen durch seinen Bruder W. Leisner, Berlin-Lichterfelde, Wildenowstr. 2a, an mich gekommen. Ich habe demselben sofort schrift­lich, durch die Post, meine Zustimmung zugesandt. Hoffentlich ist sie übergekommen. Ich meine, ich kann diese Bewilligung verantworten, und hoffe gelegent­lich darüber Nachricht zu erhalten.[1]
[1] Bistumsarchiv Münster, Slg G-A9

Dieses ausschlaggebende Dokument traf erst am 14. November 1944 bei Willi Leisner in Berlin ein. Noch am selben Tag schrieb dieser auf dem Extrabogen den Sammelbrief an seinen Bruder Karl weiter:

Sendenhorstbrief1

Sendenhorstbrief2

Mein lieber Herr Karl Leisner!
Auf die Anfrage vom 23. Septem­ber, die ich heute erst er­hielt, erwidere ich Ihnen, daß ich gern meine Zustimmung gebe, daß die heilige Hand­lung dort vollzogen wird. Voraus­set­zung ist, daß alles sicher gültig und für später nach­weisbar ge­schieht. Gott gebe sei­nen Segen dazu! Mit den be­sten Grüßen an alle lieben Mit­brüder und Segen, den 29. Okto­ber 1944 † Clemens August
Berlin, den 14. Nov. 44. Mein lieber Bruder Karl!
Nach langer Wartezeit traf heute das Jawort zu Deiner Ausweihung ein. Diese frohe Nachricht wird die traurigen Botschaften, die ich Dir in letzter Zeit aus unserer geliebten Heimat brin­gen mußte, aufwiegen. Vater, Mut­ter und die drei Mädels [Maria, Paula und Elisabeth] wün­schen nicht, daß Du Dir Sorge und Kum­mer um sie machst. Sie sind bei lieben Menschen [auf dem Bauernhof August Janssen in Niedermörmter] auf­ge­nom­men und fühlen sich dort auf nieder­rhei­ni­scher Scholle wohl. Nur im Notfall wollen sie die Hei­mat verlassen.[1] Wir sind alle froh mit Dir, daß Deine Be­rufung zum Priester­tum nun ihre Erfül­lung findet. Ist es auch nicht in der Ho­hen Dom­kirche [in Münster], so wird Dir die Gnade Gottes froh­gemute Kraft verleihen. Hof­fen und bitten wir, daß Du dann auch bald als sehnlich­sten Wunsch die Freiheit wiederer­langst. – Vater hat mit dem Ge­richt seine Zelte in Kalkar aufgeschlagen. Paula und Elisabeth wirken als Köchinnen für die Westwall­arbeiter. Einige Fahrten konnten sie noch nach Kleve machen, um Gut aus den Trümmern zu ber­gen. Aus unserer Straße fanden nur Herr [Max] und Frau [Babetta] Haas den Tod unter den Trümmern [in der Flandrischen Straße 14]. Fränz Ebben besuch­te unsere Leutchen in Niedermörmter. Heinz’ [Ebben] Frau [Maria] schenkte einem kleinen Heinz das Leben. Das wird ihr Trost sein in der Trauer um ihren [am 23.9.1944 zu Tode gekommenen] Gatten. Die Klever sind in alle Teile des Reiches zerstreut und so erhalte ich nur spärlich Nachricht. Von Gottfried Wellen erhielt ich durchs OKM [Ober­kom­mando der Marine] neuen Funkspruch aus der Festung Lorient, wo er sich tapfer schlägt. Ich suche jetzt seine Lieben, um den Gruß zu vermit­teln. So habe ich manche Brücke zwischen den Lieben zu schlagen. – Meine Fränzl ist von ihrer Hochzeitsreise in den Spessart [anläßlich der Hochzeit von Ludwig Sauer und Maria Mulder] wohlbehalten zurück­gekehrt. In letzter Stunde traf erst die Braut [Maria Mulder] aus Bentheim ein, als der Schwager Ludwig [Sauer] schon bald wieder an die Front reisen mußte. Da alles so unbe­stimmt war, konnten nur wenige seiner Lieben dabei sein. Fränzl hat nun mit den Vorbereitungen für unseren kleinen Erden­bürger begonnen. Das ist so schön für uns beide, daß wir diese Zeit in herrlicher Zweisamkeit erleben können. Kurz vorher wird Fränzl aller­dings in den Spessart zie­hen müssen, da es uns hier an allem fehlt. – Frie­del [Karl Leisner] schickte uns vom Einsatz sein Bild in Aquarell von einem PK-Kameraden [Plantagen-Kommando-Kameraden] gemalt. Er und Hans [P. Otto Pies SJ] las­sen Dich herz­lichst grüßen. Gott be­fohlen und Gnade im Herrn Dir zur Ausweihung. Wir sind im Gebet innigst mit Dir verbunden. In herzlichster Bruderliebe
Dein Willi
Lieber Karl!
Immer wieder gibt es neue Freu­den. So wollen wir Gott danken, daß Du bald Priester werden darfst und erflehen für Dich viele Gnaden von oben. Innigen Gruß Fränzl
[1]
Familie Wilhelm Leisner hatte erwogen, zu Willi Leisners Schwager, Pfarrer Burkard Sauer, nach Ro­then­buch im Spessart zu ziehen.

Der belgische Zeichner Didgé hat im Comic „Victor in Vinculis – Sieger in Fesseln“ das Eintreffen des Briefes auf Block 26 im KZ Dachau in folgenden Szenen dargestellt:

comic

Siehe auch „Sendenhorst: Karl-Leisner-Straße im Ortsteil Albersloh“.

Quelle der nicht ausgewiesenen Fotos: Gabriele Latzel