Quelle des Fotos: Gabriele Latzel
Geschenk für den damaligen Präsidenten des IKLK Hans-Karl Seeger als Dank für dessen Vortrag bei der Veranstaltung „Symposium über den Kath. Geistlichen Karl Leisner“ des Georg-Elser-Arbeitskreises in Königsbronn am 7. November 1999 anläßlich der „Eröffnung der Sonderausstellung über den selig gesprochenen Priester“
Johann Georg Elser (* als uneheliches Kind 4.1.1903 in Hermaringen/Kreis Heidenheim, † erschossen ohne Prozeß u. ohne Urteil 9.4.1945 im KZ Dachau) – Seine Eltern heirateten 1904 in Königsbronn. Dort besaßen sie eine kleine Landwirtschaft. Georg bekam fünf Geschwister: Friederike (* 1904), Maria (* 1906), Ludwig (* 1909), Anna (* 1910) und Leonhard (* 1913). Georg war ein mittelmäßiger Schüler. Er wurde Schreiner. Er galt als ruhiger, verschlossener, in seinen materiellen Bedürfnissen anspruchsloser und sparsamer Mensch. Als Einzelgänger fühlte er sich niemandem freundschaftlich verbunden, war aber durchaus nicht unbeliebt, vor allem nicht bei Frauen. Er hatte mehrere Verhältnisse. Seine Freundin Mathilde Niedermann gebar ihm 1930 einen Sohn Manfred, heiratete jedoch einen anderen Mann. Politisch trat Georg Elser nie hervor. Er hatte seine eigene Meinung und das genügte ihm. Von Berufs wegen war er Mitglied der Gewerkschaft des Holzarbeiterverbandes, außerdem zahlendes Mitglied im Roten Frontkämpferbund. Er wählte immer die KPD, weil er annahm, sie setze sich für Arbeiter ein. Den Nationalsozialismus und das neue Regime lehnte er entschieden ab. Er war der Meinung, „daß Deutschland anderen Ländern gegenüber noch weitere Forderungen stellen und sich andere Länder einverleiben wird und daß deshalb ein Krieg unvermeidlich ist …“ (Gruchmann 1970: 81). Im Herbst 1938, als sich offensichtlich die Sudetenkrise zu einem Krieg auszuweiten drohte, entschloß sich Georg Elser, durch ein Attentat die NS-Führung (Adolf Hitler, Josef Goebbels und Hermann Göring) zu beseitigen. Nach dem deutschen Überfall auf Polen am 1.9.1939 wußte er, daß nun ein Weltkrieg bevorstand, und er machte ernst. In minutiöser Kleinarbeit installierte er im Bürgerbräukeller in München eine Bombe in dem Pfeiler, vor dem Adolf Hitler alljährlich stand, während er seine Rede hielt. Hätte am 8.11.1939 kein Nebel geherrscht, so daß Adolf Hitler gezwungen war, statt des Flugzeuges den Zug von München nach Berlin zu nehmen und daher nicht wie in den Vorjahren eineinhalb Stunden lang redete, wäre der Anschlag gelungen.
Georg Elser wurde am 8.11.1939 gegen 20.45 Uhr in Konstanz verhaftet, zunächst wegen versuchten illegalen Grenzübertritts, dann nach München gebracht und im Wittelsbacher Palais, der Münchener Gestapozentrale, verhört und gefoltert. Man wollte nicht glauben, daß er diese Tat ohne Hintermänner vollbracht hatte. In der Nacht vom 13. auf den 14.11. 1939 gestand er, allein der Attentäter gewesen zu sein. „Ich wollte ja durch meine Tat nur noch größeres Blutvergießen verhindern“ (Gruchmann 1970: 75), sagte er beim Gestapoverhör. Offensichtlich wollte man ihn für den großen Schauprozeß gegen England nach dem Endsieg aufbewahren. So kam er als Sonderhäftling in Einzelhaft ins KZ Sachsenhausen und im Winter 1944/1945 in den „Ehrenbunker“ ins KZ Dachau. Als der Ausgang des Krieges auch für den größten Optimisten klar war und Georg Elser daher für den vorgesehenen Zweck nicht mehr verwendbar war, wurde er erschossen. Sein Deckname war Eller, ein Bombenangriff sollte seine Liquidierung tarnen. Der Zeitpunkt seiner Ermordung macht deutlich, daß er zu den bedeutenden Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus zählt. Er wurde erschossen, weil er als erster dem Ziel, Adolf Hitler zu töten, denkbar nahe gekommen war.
Die F.A.Z. vom 8. November 2014 brachte einen Artikel von Rüdiger Soldt unter dem Titel „‚Nach 1945 hat man psychologisch dicht gemacht’ – Warum Königsbronn so lange brauchte, bis Hitler-Attentäter Georg Elser geehrt wurde“
Online-Version des Artikels unter FAZ.NET vom 8. November 2014 – Hitler-Attentäter – Der weite Weg zum Denkmal in „Attentatshausen“
In Königsbronn, dem von den Nationalsozialisten „Attentatshausen“ genannten Wohnort von Georg Elser, durfte dessen mißglücktes Attentat auf Adolf Hitler vom 8. November 1939 im Bürgerbräukeller in München lange Zeit nicht erwähnt werden. Es war ein Tabu. Das änderte sich 1989 mit dem Film von Klaus Maria Brandauer „Einer aus Deutschland“.
Der Leitspruch des bis 1990 amtierenden Bürgermeisters Burr lautete „Mir saget fei nix“. Insofern verweigerte er unter anderem sogar Interviews.
Siehe Link zur Zeit Online vom 24. November 1989 – Unerschrocken zugepackt – Von den Nazis belohnt – ein Orden aus Bonn: der Mann, der Georg Elser verhaftete.
Durch seinen Beitrag während der oben genannten Veranstaltung in Königsbronn trug Hans-Karl Seeger zur Vergangenheitsbewältigung des Ortes bei. Im November 2002 sprach auch Klaus Riße, der damalige Vizepräsident des IKLK, in diesem Anliegen anläßlich eines weiteren Symposiums des Georg-Elser-Arbeitskreises.
LINK zum Rundbrief des IKLK Nr. 41 – Februar 2000: 15f.: Vom Täter Georg Elser und Bekenner Karl Leisner zum anerkannten Widerstandskämpfer und seligen Martyrer
LINK zum Rundbrief des IKLK Nr. 47 – Februar 2003: 54–67: Georg Elser Gedenken
Quelle des Fotos: Wikimedia Commons
Rüdiger Soldt vermerkt zu diesem Kunstwerk:
„[…] nur die großen Hände, die auf die Tatkraft des Schreiners hinweisen, und die Dynamitstangen in seiner Aktentasche glänzen in Edelstahl.“
Link zum Georg-Elser-Arbeitskreis
Link zu Aktuelles vom 20. Juli 2014 – Georg Elser im Widerstand gegen Adolf Hitler
LINK zum Rundbrief des IKLK Nr. 36 – Dezember 1997: 4–8: 8. November 1939 – Attentat auf Adolf Hitler in München