Der Klever Heimatkalender 2018 hätte Karl Leisner sicherlich sehr interessiert

 

 

 

In der Ausgabe für das Jahr 2018 gibt es viele Themen, zu denen Karl Leisner eine Beziehung hatte.

 

Kalender für das Klever Land auf das Jahr 2018
Kleve 2017

 

 

 

Jens-Holger Wroblewski berichtet unter dem Titel „Armenfürsorge im spätmittelalterlichen Kleve – Die Brotstiftung des Propstes Wessel Swartkop (um 1355-1442)“ (S. 10-15) unter anderem über die Burg Schmithausen.

Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / gemeinfrei (abgerufen 04.12.2017)

 

Schmithausen bei Kleve
Haus Schmithausen – Rokokoschloß auf dem Sommerdeich bei Kleve – Namensgebung nach dem in der Nähe liegenden bereits im 11. Jh. durch seine Zollstation bekannten Smithuysen am heutigen Altrhein – erste urkundliche Erwähnung 1442 – u. a. Residenz preußischer Beamte – Landwirt­schafts­schule 1935 – Medien­zentrum des Kreises Kleve 1975 – Sitz der Euregio Rhein-Waal 1993

Karl Leisner erwähnt Schmithausen in seinem Tagebuch als Orientierungspunkt.

Kleve, Donnerstag, 25. Mai 1933, Christi Himmelfahrt
Im Marsch geht’s bis Schmithausen. Dann ich auf die Kiste [Fahrrad] und weg!

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Georg Hütter berichtet unter dem Titel „Ergänzendes zur Baugeschichte der Schwanenburg“ (S. 16-25) über das Wahrzeichen von Kleve.

Quelle des Fotos: Gabriele Latzel

Errichtung auf einem spornartigen Ausläufer des Nieder­rhei­nischen Höhenzuges, dem sog. Schloßberg, durch die Grafen von Kleve im 11. Jh. – neben der Stiftskirche Wahr­zei­chen von Kleve, der Stadt auf der Klippe – Namensgebung nach dem „Schwanenritter Elias“, dem sog. Stammvater der Klever Fürsten – Im 19. Jh. wurde dieser klevische Rit­ter mit Richard Wagners Opernheld Lohengrin gleichge­stellt. Der Sage nach soll er auf der Schwanenburg gelebt haben, bis Elsa ihr Versprechen („nie sollst Du mich befragen“) brach. Lohengrin kam in einem von einem Schwan gezogenen Nachen nach Kleve. Ein Schwan krönt heute noch die Spitze des höchsten Turmes auf dem Schloßberg. Der ehemalige Sitz der Klever Herzöge beherbergt heute das Land- und Amts­gericht.

 

Quelle des Fotos: Johannisfeuer 1926: 45

 

 

Es ist nicht verwunderlich, daß der Wimpel des Jungkreuzbundes, zu dem Karl Leisner gehörte, die Schwanenburg als Symbol trug.

 

 

 

Kleve, Dienstag, 2. Oktober 1928
Heute überflog das stolze Luftschiff „Graf Zeppelin“ unsere Stadt um 17.30 Uhr. – Es flog weiter nach Holland. Eine Fahrt nach Amerika macht es auch bald. – Es war wunderbar, die große silberne „Zigarre“ mit fünf Mo­tor- und einer großen Führergondel über sich in der Luft zu sehen. Alle Leute waren weg vor Begeisterung. – Mit großen roten Buchstaben stand auf dem Luft­schiff LZ [Luftschiff-Zeppelin] 127 und rechts Graf Zeppelin. Papa fand den Luftpostbeutel, den „Graf Zeppelin“ über der Schwanenburg abge­worfen hatte. Es war ein gelber Beutel aus Ölpapier mit Leineneinlage, mit folgen­der Aufschrift:
Luftschiffbau Zeppelin
G.m.b.H.
Friedrichshafen
(Vorderseite)
Luftschiffs-
Post
Hinterseite)
Der Finder dieser Luftschiffpost wird höfl. gebeten, den Inhalt dieser Tasche bei dem nächsten Post­amte mög­lichst sofort abzuliefern.

An dem Beutel war ein meterlanges schwarz-weiß-rotes Band, das leider von allen möglichen Leuten abgeschnitten wurde und jetzt nur noch 16 cm lang ist.

 

 

 

Kleve, Dienstag, 17. September 1929
„Graf Zeppelin“ über der Klever Schwanenburg

 

 

 

Kleve, Donnerstag, 19. Juni 1930
Nachtrag vom: 19.6.30
Ich mußte bei der Einweihung der Gefallenengedenktafel [für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Beamten der Kle­ver Justiz­behörden] im Schwanen­burg­hof das Gedicht „Gebet“[1] vom Arbeiterdichter Heinrich Lersch auf­­sagen. – Es klappte gut!
[1] Gott, ich atme deine Kraft! / Gott, du heilige Leidenschaft, / bist in mir und heiligst mich. Deine Größe mich verbrennt. / Herr, in diesem Schmerz erkennt / meine Seele dich!
Ich darf dein Gefäß nur sein.
Gott, du flößt in mich hinein, / und gesegnet flammt / all mein Sein in deine Glut.
Sünde sank in Gnadenflut, / daß mein Leben, klar und rein,
fließt in dich, aus dem es stammt!
(Heinrich Lersch)

 

Kleve, Sonntag, 25. Juli 1937
Ab­schied. Frisch ge­stärkt – die Türme [der Schwanenburg und Stiftskirche] der Stadt ver­schwin­den – geht’s wieder ab ins Emsland.

 

 

Familie Leisner war die Schwanenburg sehr vertraut, weil Vater Leisner dort seinen Arbeitsplatz hatte. Am 17. November 1943 schrieb er in einem Rundbrief an seine Familie:
Mit dem D-Zug fuhr ich nach Goch, wo mich Willi [Väth] mit [Hund] Kuki [von Tante Maria] abholte. Nun waren alle Geschwister Leisner – alle ohne ihre Spusis [Ehepartner] – beisam­men. Onkel Hans mußte aus der Jugend erzählen und es wurde viel ge­lacht. Leider mußte ich um 21.00 Uhr weiter­fahren, weil ich die Schwa­nenburg zu bewachen hatte.

Rundbrief vom 16. Februar 1944:
Es ist zwar kalt [an meinem Arbeitsplatz in Kleve] auf der Schwanenburg, weil die Heizung repariert wird, aber in Anbetracht, daß Ihr viel mehr auszu­stehen habt, will ich gern das Opfer bringen und meinen Rundbrief fabri­zieren.

Rundbrief vom 6. März 1944:
Wir hof­fen heute abend unsere liebe Mutter wie­der bei uns zu haben und ich höre sie schon sagen: „Nie mehr kriegt Ihr mich vor die Türe bei all dem Alarm.“ Ver­gangene Nacht hatte ich Wache auf der Schwa­nenburg, und da ich gestern mit Elisabeth einen eineinhalb­stün­di­gen Spaziergang über Bresserberg, Ranzow, Materborn gemacht hatte, schlief ich ganz vorzüg­lich.

Rundbrief vom 16./17. Mai 1944:
Es ist Dienstagnachmittag und ich sitze auf der Schwanenburg, die bisher vom Krieg verschont stolz in die Niederung schaut, wo es heute wieder recht unangenehm kalt ist; aber es ist ja auch heute „Kalt Sofie“[1], und die will doch auch zu ihrem Recht kommen.
[1] Die „Kalte Sofie“, gefeiert am Fest der hl. Sophia von Rom am 15.5., gehört zu den „Eisheiligen“.

Rundbrief vom 31. Mai 1944:
Ich habe ihn [Pfarrer Ferdinand Stegemann] nach Hause begleitet, da ich sowieso auf Schloß­wache [an der Schwanenburg] ziehen mußte und auf diesem Weg bot er mir das vertrau­liche „Du“ an.

Sammelbrief von Familie Wilhelm Leisner aus Kleve am 12. Oktober 1944 an Karl Leisner im KZ Dachau:
Beide Häuser, rechts und links von uns, durch Volltref­fer platt. Alle Häuser weit und breit unbe­wohnbar. Sämtli­che Kirchen, Schwanenburg, Gymnasium, Große Straße vernichtet. Mühlenstraße aus­gebrannt.

Sammelbrief von Willi Leisner aus Berlin am 1. No­vem­­­­­­­­ber 1944 an Karl Leisner:
Das Maß der Verheerungen ist furchtbar. Die Türme der Stiftskirche sind nicht mehr, die Schwanenburg wurde zu einer Burgruine, die Christ-König-Kirche liegt bis auf den stark ange­kratzten Turm in Trümmer.

Rundbrief von Vater Wilhelm Leisner aus Niedermörmter am 9. November 1944 an seine Verwand­ten:
Am 7. Oktober wurde unser schönes Kleve wirk­lich aus­radiert; nur in der Peripherie stehen noch einige unversehrte Häu­ser. Das Wahrzeichen von Kleve, die schöne Schwanenburg, sämt­­li­che Kirchen mit Ausnahme des Kapuzinerklösterchens im Spyck, alles alles ist hin.

 

 

In einem Buchdeckel mit dem Titel „In­troibo ad altare Dei – Zum Altare Gottes will ich treten“ haben die Prie­ster im KZ Dachau verschie­dene Ele­mente zusam­mengestellt, mit denen sie dem Neu­priester Karl Leisner ihre Glückwünsche aus­sprachen. Darunter ist auch die Schwanenburg.

 

 

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Jens-Holger Wroblewski berichtet unter dem Titel „Ordensbrüder und Granatapfel Neue Erkenntnisse zum Minoritenkloster in der Unterstadt“ (S. 49-67) über die Geschichte des Minoritenklosters, dessen angebundene Klosterkirche bis heute als Pfarrkirche (St. Mariä Empfängnis), im Volksmund Unterstadtkirche genannt, in Gebrauch ist.

St.-Antonius-Hospital in Kleve

Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / gemeinfrei (abgerufen 04.12.2017)

Auf dem Klostergelände wurde nach der Säkularisierung 1802 ein Krankenhaus gebaut, nach dem Krieg befand sich auf dem Gelände das Rathaus.

Karl Leisner hatte sowohl zu der Kirche als auch zu dem Krankenhaus Kontakte.

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Franz-Josef Gabriel schrieb einen Artikel über „Sagen, Legenden oder Mysterien – Geheimnisvolles im Umkreis von Elten“ (S. 165-170).

Obwohl auf der anderen Rheinseite gelegen – „gönne Kant“, wie der Niederrheiner sagt – war Elten auch für Familie Leisner durchaus ein Anziehungspunkt. Der Eltenberg mit seiner Vituskirche ist von Kleve aus zu sehen.

Quelle der Fotos: Manfred Zentgraf

Kleve, Donnerstag, 30. August 1928
Karl Leisner:

Willi und ich blieben freiwillig zu Hause und vertrieben uns die Zeit durch Spielen, während die andern mit Ferdinand [Falkenstein] aus Neuß, der vor­gestern ge­kommen war, nach Elten fuhren.

Sonntag, 25. November 1934
Willi Leisner:
Um 6.00 Uhr gings raus! Frühsport, Waschen. Um 7.00 Uhr war Gemein­schaftsmesse in der Pfarrkirche [St. Martinus in Elten]. Dann gab’s Kaf­fee. Um 9.00 Uhr war Stunde der Jungführer. Die Scharführer gaben kurze Berichte. Dann sprach Franz [Steber] über unsere Aufgabe, be­son­ders in der Jungschar. Um 13.00 Uhr gabs Mittagessen (Ein­topf). Inzwi­schen traf die Jungen­schaft ein. Wir machten in dem großen Park der Patres[1] ein Kriegsspiel und sonstige Sachen. Um 15.30 Uhr trat alles an, 180 an der Zahl zum Appell vor unserem Reichssturmscharführer Franz Steber. Er kritisierte das Schlechte des Tages und gab uns allen Richtung. Das Treffen schloß um 17.00 Uhr mit einer Andacht. Dann fuhr alles heimwärts per Rad, per Lastauto, per Bahn und per pedes. Wir Klever lande­ten um 19.00 Uhr zu Hause an.[2]
[1] Hochelten: ursprünglich Abtei mit Damenstift auf dem Eltenberg – Gründung durch Graf Wichmann (* ?, † um 973/983) 967 – Be­schlag­nahme des Stiftes durch Preußen bei Weiter­be­stehen der geistlichen Korporation des Kapitels 1802 – end­gül­tige Auf­hebung 1811 – Erwerb der ehemaligen Äbtis­­sinnen­wohnung durch die Niederdeutsche Jesuiten­provinz 1921 – Das Haus diente zuerst als Jugendbegegnungshaus und als Unterkunft für die Novizen von ’s-Heeren­berg, außerdem als „Villa“, d. h. als Erholungshaus. 1936 wurde es Noviziat, da ’s-Heeren­berg aufgrund der Devi­senbe­stimmungen von Deutschland aus nicht mehr unterstützt wer­den konnte. Nach dem Krieg baute P. Hans Sträter SJ das stark zerstörte Haus wieder als Jugend-Begegnungsort auf. Im Laufe der Jahre entwickelte es sich immer mehr zum Exer­zitienhaus. Heute hält die Deut­sche Provinz der Jesuiten das Haus als ihr letz­tes Werk in der Diözese Münster mit der kla­ren Zweckbestimmung eines Exerzitien- und Tagungshauses.
[2] Leisner, Willi: Tagebuch Nr. 5: 75f.

Samstag, 24. November 1934
Willi Leisner:

Gautreffen der Sturmschar
Um 17.30 Uhr trafen wir Klever uns an der Emmericher Straße und dann gings los über Emmerich nach Hochelten, wo wir um 19.00 Uhr als erste landeten. Das war im Exerzitienhaus [Jugendbegegnungshaus] der Jesui­ten. Um 20.00 Uhr setzten wir uns zusammen zu ei­nem Niederrhein­abend. In Ge­dichten, Erzählungen und Liedern wurden die Eigenheiten des Nieder­rheins wiedergegeben. Um 22.30 Uhr verkrochen wir uns in die Betten.[1]
[1] Leisner, Willi: Tagebuch Nr. 5: 75

Kleve, Donnerstag, 16. März 1939
Karl Leisner:

Bei [Gerhard] Alsters![1] Nachmittags 14.00 Uhr mit Elektrische [Straßen­bahn] bis Offenberg-Kellen und Griethausen – Spyck – übergesetzt [mit der Fähre über den Rhein] – Elten­berg – im Kurhaus [Hotel Café Restaurant KURHAUS ELTENBERG] Kaffee – (Kaplan St. [Fer­dinand Stegemann], Schm. [Leo Schmitz], Huyg. [Heinrich Huyeng], Jupp R.[2], Delbeck[3], Rehm[4], Dornbusch[5]) – Blick auf Montfer­land – Emmerich – 20.00 Uhr Kleve. Bis 23.00 Uhr bei Ebbens.
[1] Gerhard Alsters war vom 8.2.1935 bis 1939 Kaplan in Materborn.
[2] vermutlich Joseph Ranneberg, ab 13.6.1938 Kaplan in Kellen
[3] vermutlich Wilhelm Delbeck, gebürtig aus Kleve-Hau
[4] vermutlich Wilhelm Rehm, Studienrat in Kleve
[5] vermutlich Sonderschulrektor Michael Dornbusch aus Kleve

Sammelbrief von Willi und Franziska Leisner aus Berlin-Lichterfelde am Montag, 16. Oktober 1944, an Karl Leisner im KZ Dachau:
Man kann jetzt oben von der Linde[nallee 40] bei [Werner] Pannier den Eltenberg sehen.[1]
[1] Vor dem Angriff auf Kleve war dies nur vom Kupfernen Knopf aus möglich, s. Aktuelles vom 28. Juni 2014 – „Neuer Tiergarten“ ist ein Gartendenkmal.

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Heinz Heix schrieb einen Artikel über „Plumsklo, Teut und Prölleken – Kindheitserinnerungen an Kalkar von den 1930er Jahren bis zum Krieg“ (S. 171-181).

Mit Kalkar verbinden Karl Leisner vor allem die Passionsspiele.

Am Ende dieses Links befindet sich als PDF-Datei folgender Artikel von Hans-Karl Seeger aus dem Kalender für das Klever Land auf das Jahr 2002, Kleve 2001: Karl Leisners Erlebnisse in Kalkar (102–107).

In Altkalkar ist ein Platz nach Karl Leisner benannt.

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Seite 217
HANSMANN, Wilfried, Der Selige Karl Leisner 1915-1945. Sein Leben und sein Erinnerungsmal in Kleve, hrsg. v. Internationalen Karl-Leisner-Kreis (IKLK) e. V., Kevelaer: Butzon & Bercker, 2017, 80 S. ISBN 978-3-7666-2414-7

Seite 220
STALDER, Werner, Mein »gestaldertes« Leben. 77 bewegende Jahre, Billerbeck: nick emotion Medienproduktion Nicole Dick, 2016, 292 S. ISBN 978-3-943884-06-7
Werner Stalder erwähnt Karl Leisner auf den Seiten 90-92, 115, 117-121, 123, 133f., 148, 150, 158-160, 162f., 164, 170, 177, 179f., 183, 188, 217, 225, 227, 236, 239-247, 249, 262f., 265, 276, 281f., 284

Quelle der nicht ausgewiesenen Fotos: Karl Leisner-Archiv