Diese Frage steht in einer Collage unter dem Foto von Karl Leisner in einem Artikel von Heinz Kühnen, den die Rheinische Post unter der Rubrik „Gott und die Welt“ am 26. November 2011 brachte.
Sympathische Boten und Beschützer
Sind Engel eine christliche Erfindung? Gibt es diese geheimnisvollen Wesen überhaupt? Oder sind „Engel“ einfach nur Menschen, die Gutes für andere tun? Wir haben uns auf die Spur der weißgewandeten Lichtgestalten gesetzt.
XANTEN/RHEINBERG Und der Engel brachte Maria die Botschaft. Mit der ersten Vesper zum ersten Adventssonntag beginnt in den meisten christlichen Gemeinschaften das neue Kirchenjahr. Jesu Geburt als Beginn einer neuen Lehre: „Liebe Deinen Nächsten“ ist die Botschaft. Und seine Mutter Maria hat die Botschaft als Erste erfahren. Am eigenen Leibe. Du wirst die Mutter des Gottessohn. Gabriel war der Botschafter. Ein – ja was?
Das Magazin Geo hat das Umfrageinstitut Forsa vor gut sechs Jahren mal mit einer Umfrage beauftragt. Und 66 Prozent der Deutschen, so das Ergebnis. glauben an Engel, an Schutzengel zumal. Und das, obwohl nur 64 Prozent der Befragten an (einen) Gott glauben und elf Prozent noch nie einen Gottesdienst besucht haben. Engel? Wenn man ihn einmal zu Gesicht bekommt, gehört das schon zu den außergewöhnlichen Erlebnissen.
Die Rede ist zunächst nicht von einem Engel, sondern von einem Weihbischof. Wilfried Theising wohnt seit einiger Zeit gleich um die Ecke der Redaktion der Rheinischen Post in Xanten. Aber zu Hause ist er selten. Der Niederrhein ist groß. Theising ständig unterwegs. Als Botschafter des Glaubens. Gar nicht so weit hergeholt. Archangelos, Engel, stammte aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt Botschafter. Oder Engel halt. Leibfreie Wesen, die Boten Gottes sind. übersetzt der Theologe. Ein von Gott geschaffenes Wesen, nicht sichtbar, aber in seiner Wirksamkeit wahrnehmbar.
Zweifel? Suchen Sie im Internet oder Lexika mal nach Zarathustra oder Mazda. Da wird ein Wesen beschrieben, das von unsterblichen Heiligen (Amesha Spenta) begleitet wird. Entstanden ist der Glaube möglicherweise bereits 1600 – vor Christus. Engel gibt es in Ägypten, im Alten Testament. Gabriel als Hüter des Paradieses, Raphael gilt in der christlichen Tradition aus dem Mittelalter als Schutzpatron der Kranken und Apotheker. Er hat Tobit auf seinen Wanderungen begleitet, gilt seither als Patron der Reisenden, der Seeleute und Auswanderer sowie Dachdecker.
Überholt? Weihbischof Theising verneint sofort: Selbst im esoterischen Bereich, im sogenannten New Age sei ein Engel ein ganz bekannter Begriff, ist er doch Übermittler (channeling) zu einem vertrauten, schutzgebenden Wesen. Das hat nichts mit christlichem Glauben zu tun, aber „Engel kommen immer sympathisch rüber, als Lichtgestalt, in Darstellungen meist weißgewandet, Wesen, die einem Menschen gut tun“, sagt der Weihbischof.
Lichtgestalten, die einem Menschen gut tun.
In der Antroposophie von Rudolf Steiner sind sie als Mittler erwähnt. Nicht ohne Grund werden Menschen, die eine Hochschätzung genießen, als „Engel“ bezeichnet. Ob es nun neun hierarchisch geordnete Engel-Wesen gibt, wie es noch im katholischen Kirchenlied „Kommt her ihr Kreaturen all“ heißt, sei eben Sache des Glaubens. Heilige, Selige wie Karl Leisner, an die zum Beispiel in der Xantener Krypta erinnert werde, seien Fürsprecher vor Gott und damit in der tiefsten Seele Gottesverehrung. Den „Umweg“ müsse man nicht gehen, könne es aber. Und es gebe eine Menge von Menschen, die heute Gutes tun. Unsere Engel setzen sich ein.