Der Südtiroler Franz Thaler kam am 17. Dezember 1944 ins KZ Dachau

Erst nach der Befreiung aus dem KZ erfuhr Franz Thaler von der Priesterweihe Karl Leisners.

Der am 6. März 1925 in Durnholz geborene Franz Thaler wohnt heute in Reinswald im Sarntal, einer wunderschönen Gegen in Südtirol. Der Bauernjunge konnte nicht recht lesen und schreiben, aber sein Lebensschicksal brachte ihn dazu, ein Buch zu schreiben, das bereits in der zweiten Auflage erschienen ist. Er will Zeugnis geben gegen das Vergessen und spricht bereitwillig über sein Leben.

 

Franz Thaler war ein sogenannter Dableiber. Nach 1939 standen die Südtiroler vor der Entscheidung, die deutsche Staatsangehörigkeit anzunehmen, womit ihnen eine Umsiedlung bevorstand, oder die italienische Staatsangehörigkeit zu behalten. Franz Thaler entschied sich für letzteres und blieb im Sarntal; damit galt er als sogenannter Walscher, in österreichischer Mundart ein abwertender Ausdruck für Italiener. Obwohl es gegen das Völkerrecht verstieß, wurden auch die Dableiber zum deutschen Militär eingezogen. Als Franz Thaler für den 1. Juni 1944 seinen Stellungsbefehl bekam, floh er in die Berge. Da man aber seine Familie in Sippenhaft nehmen wollte, stellte er sich und kam vors Kriegsgericht. Er wurde zu „10 Jahren Dachau und Frontbewährung“ verurteilt. Das bedeutete, man hätte ihn jederzeit an die Front schicken können.

Am 17. Dezember 1944 kam er ins KZ Dachau und erlebte die Leiden eines KZlers vor allem bezüglich des Hungers. Als das Lager am 29. April 1945 von den Amerikanern befreit wurde, stürmte er mit einigen Kameraden durch das Lager auf der Suche nach Eßbarem. Dabei fanden sie Kleidungsstücke der SS und tauschten ihre verlausten Hemden gegen frische SS-Hemden. So wurden sie von den Amerikanern angetroffen und sollten wie viele SS-Männer erschossen werden. Im letzten Augenblick erkannten die Amerikaner, daß die ausgehungerten jungen Männer unmöglich zur SS gehören konnten und verschonten sie, nahmen sie aber, da sie deutsche Soldaten waren, in Gefangenschaft. Nach einmonatiger amerikanischer Kriegsgefangenschaft kam Franz Thaler in ein Lager in Frankreich, wurde dort als Kranker behandelt und kam langsam wieder auf die Beine. Am 14. August 1945 wurde er entlassen und durfte in seine geliebte Heimat zurückkehren.

Erst nach seiner Heimkehr erfuhr er, daß an dem Tag, als er ins KZ Dachau gekommen war, Karl Leisner dort in der Lagerkapelle die Priesterweihe empfangen hatte.

Durnholz

Durnholzer See

Reinswald

Franz Thaler, Unvergessen, Bozen 2002