Am 10. Februar 2020 nachmittags um 14:00 Uhr jährte sich der Luftangriff der Alliierten zum 75. Mal.
Am Freitag, den 21.02.2020 läutet um 12.15 Uhr die Totenglocke des Xantener Domes anlässlich des 75. Jahrestages der Zerstörung der Stadt im 2. Weltkrieg. Gleichzeitig findet eine kurze Gedenkandacht im St. Viktor Dom statt.
Quelle des Fotos: Karl Leisner Archiv
Unser Vereinsmitglied Helmut Sommer war damals 9 Jahre alt und lebte mit seinen Eltern in Xanten. Er musste mit ansehen, wie seine Heimatstadt zerstört wurde. Ab 1966 – nach dem Wiederaufbau – war Helmut Sommer dann Küster im Sankt Viktor Dom.
Zwei Tage zuvor hatte mit zwei kombinierten Operationen der britisch-kanadische und amerikanische Vorstoß auf den Rhein begonnen. Ein weiterer Angriff (Bombardierung) erfolgte am 21. Februar 1945. Beide Angriffe mit Fliegerbomben fügten der Stadt Xanten und dem Dom schwerste Schäden zu.
Ab September 1944 war der Krieg in all seiner Härte auch an den bislang weitgehend verschont gebliebenen Niederrhein gekommen. Sechs Monate sollten die Alliierten dann von den Niederlanden aus benötigen, um den Rhein schließlich zu überqueren, um von dort ins Innere Deutschlands vorzustoßen. Erst mit dem alliierten Rheinübergang 1945 endeten die Kämpfe am Niederrhein. Auch Xanten wurde dadurch von Nationalsozialismus und Terror befreit, doch das Erbe von 2000 Jahren Siedlungs- und über 700 Jahren Stadtgeschichte lag in Schutt und Asche.
Der Krieg hat die niederrheinische Region stark gekennzeichnet.
Viele Städte waren fast vollständig zerstört worden. Auch Karl Leisners Geburtsstadt Rees und seine Heimatstadt Kleve waren davon stark betroffen. Tausende Zivilisten und Soldaten wurden getötet, unzählige Menschen mussten fliehen und verloren ihr Hab und Gut. Kein anderes Ereignis in der Neuzeit prägte die Region stärker, als die Geschehnisse im Frühjahr 1945.
In Xanten findet Regierungsbaurat Johann Schüller unter den Trümmern der Werkstatt der Dombauhütte den Tod; nachdem der obere Teil des Nordturms nach einem Treffer einstürzte und auf die Hütte fiel. Walter Bader hielt sich während des Angriffs ebenfalls in der Dombauhütte auf. Er wurde glücklicher Weise zum Hotel „Scholten“ am Markt gerufen, wo er mit seiner Frau Hildegard wohnte. Ernsthaft wird an eine Einebnung der Kirchenruine gedacht. Die Ausstattung des Domes, darunter auch die kunstvollen Fenster, waren jedoch schon vor Beginn der Angriffe aus dem Dom entfernt worden, um diese vor der Zerstörung zu bewahren.
Walter Bader — ohne ihn gäbe es den Dom nicht mehr
Dem unermüdlichen Einsatz des Landeskonservators und Denkmalpflegers Walter Bader ist es zu verdanken, dass der Dom Sankt Viktor ab 1947 originalgetreu wieder aufgebaut wurde. Er setzte sich für die Wiedererrichtung des Doms als Wahrzeichen der Stadt Xanten ein. Er sprach sich – Gott sei Dank – dagegen aus, „im Geist der Gegenwart“ neu zu bauen. Die Wiederherstellung konnte innerhalb von nur 19 Jahren bis 1966 weitestgehend abgeschlossen werden.
Ohne den Einsatz von Walter Bader gäbe es auch keine Grablege für den Seligen Karl Leisner.
Großen Wert legte man hierbei auf eine möglichst originalgetreue Wiederherstellung in allen Einzelheiten. Bislang konnten jedoch noch nicht alle Objekte wieder an ihren ursprünglichen Platz gesetzt werden. Es handelt sich dabei vor allem um Skulpturen der Außenmauer, aber auch um Wandteppiche und Gemälde des Innenraums. Diese werden bis zu ihrer Restaurierung in einem Saal ähnlich einem Museum ausgestellt. Bereits im Sommer 1948 war der Westteil des Langhauses als Notkirche hergerichtet worden, so dass dort erstmals wieder Gottesdienste abgehalten werden konnten.
Aus Anlass des Einzuges in den wiedererstandenen Xantener Doms fand dort 1966, 30 Jahre nach der „Großen Viktortracht“ von 1936, wieder eine solche statt. Außerdem wurde die Krypta unter dem Dom erweitert und die Opfer (Blutzeugen) des Nationalsozialismus in dieser neu gestalteten Gedenkstätte beigesetzt. So befinden sich dort Urnen mit Asche aus den Konzentrationslagern Auschwitz, Bergen-Belsen und Dachau. Ebenfalls in der Krypta befinden sich die Gräber Heinz Bellos, Karl Leisners und Gerhard Storms. Ascheurnen, Schrifttafeln und Erinnerungsstücke gedenken an Wilhelm Frede, Nikolaus Groß und Johannes Maria Verweyen. Ende Januar 2006 wurde eine Reliquie des Bischofs Clemens August Graf von Galen, der in Xanten und Münster gegen den Nationalsozialismus gepredigt hatte, in die Xantener Krypta übergeführt.
Ich bin schon oft gefragt worden, warum man Karl Leisner von Kleve nach Xanten überführt hat und wer das veranlasst hat. Lesen dazu den nachfolgenden Beitrag von Biograf Hans-Karl Seeger vom 03.09.2016 (50 Jahre nach der Neugestaltung der Krypta).
Der Bericht trägt den Titel: Vor 50 Jahren – Umbettung der Gebeine Karl Leisners von Kleve nach Xanten
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Aus Anlass der Eröffnung des Seligsprechungsprozesses für Karl Leisner erfolgte am 13.03.1994 eine neue Grablege in der Krypta des Xantener Domes. Hier der Bericht von Hans-Karl Seeger vom 31.03.2019 mit dem Titel: Vor 25 Jahren: Exhumierung von Karl Leisner und neue Grablege
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Der Xantener Dombauverein hat auf seiner Website einen Beitrag zur Domgeschichte.
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Nachfolgend finden Sie zwei Berichte der Rheinischen Post Xanten zum Thema: Zerstörung der Stadt Xanten im zweiten Weltkrieg.
RP Xanten_Bombenhagel Teil I_20200207