Kirche, Altarraum und Rückwand
Eine Einladung in eine außergewöhnliche katholische Kirche in Bochum
Monika Kaiser Haas berichtet:
Man muss kommen und schauen, dann versteht man die Einzigartigkeit der Heimkehrer-Dankeskirche „Heilige Familie aus Ägypten“ in Bochum, ein Kleinod deutscher und europäischer Geschichte.
Die Kirche ist der Initiative des Spätheimkehrers Pfarrvikar August Halbe (* 17.3.1912, † 5.8.1974) zu verdanken. Sie wurde in den Jahren 1958/1959 erbaut und ist seit ihrer Gründung ein Mahnmal und eine Erinnerungsstätte für die (Spät-)Heimkehrer des II. Weltkrieges und die geschundenen Menschen des Krieges.
Die Heimkehrer-Dankeskirche, ihre Kunstschätze und die beeindruckende Krypta erhielten im Kulturhauptstadtjahr Ruhr 2010 eine besondere Anerkennung als eine der 52 spirituellen Tankstellen im Bistum Essen.
Wie kam es zu dieser Einladung nach Bochum in die Heimkehrer-Dankeskirche?
Ausschlaggebend war der Besuch von meiner Mutter Elisabeth Haas, geb. Leisner, der Schwester des Seligen Karl Leisner, und mir im Zisterzienserkloster Stift Heiligenkreuz in der Nähe von Wien. Der deutsche Papst Benedikt XVI. (2005–2013) bezeichnete das Kloster als einen „Ort der Kraft“ bei seinem Besuch 2007. Meine Mutter und ich haben diese Erfahrung machen dürfen.
Das Stift Heiligenkreuz ist auch ein Ort der Kommunikation. Die Mönche als Gastgeber tun alles in ihrer Macht stehende für ihre Gäste, die sich in der Klosterkirche beim Gebet und im Speiseraum beim Essen begegnen. Der Speiseraum bietet gute Gelegenheiten für vielfältige Gespräche und Kontakte.
Ein Beispiel dafür ist Pater Ägidius, der den Seligen Karl Leisner seit vielen Jahren verehrt und seit mehr als einem Jahrzehnt einen freundschaftlichen Kontakt mit meiner Mutter pflegt. Abt Maximilian und Pater Ägidius luden meine Mutter als Zeitzeugin und mich zu einem Vortrag im Sommer 2013 ins Stift Heiligenkreuz ein.
Siehe Aktuelles vom 14. Juni 2013 – Begegnung mit einer Zeitzeugin.
Beim nächsten Besuch im Stift Heiligenkreuz, anläßlich der Feierlichkeiten der Ewigen Profess von Pater Ägidius im Oktober 2013, lernte ich Christian Herker aus Bochum kennen. Bei unserer ersten Begegnung beim gemeinsamen Mittagessen zeigte er Interesse an Karl Leisner und berichtete von der Heimkehrer-Dankeskirche in Bochum. Er entdeckte Zusammenhänge und wünschte den Kontakt zum Internationalen Karl-Leisner-Kreis.
Am 07. April 2014 lud Prior Pater Pirmin meine Mutter und mich zum geistlichen Abend in der Fastenzeit in das Kloster-Stiepel ein.
Siehe Aktuelles vom 4. März 2014 – Auf Einladung von Pater Prior Pirmin Holzschuh OCist spricht Karl Leisners Schwester Elisabeth Haas im Kloster Stiepel über ihren Bruder.
Das Thema unseres Vortrages lautete:
„Karl Leisner ein junger Glaubenszeuge“
Unser Besuch im Kloster-Stiepel war für Herrn Herker der willkommene Anlass für seine Einladung in die nahegelegene Heimkehrer-Dankeskirche in Bochum.
Im Anschluss an den geistlichen Abend im Kloster-Stiepel stellte Herr Herker uns Herrn Stiewe als einen weiteren Experten der Heimkehrer-Dankeskirche vor. Am folgenden Tag, dem 08. April 2014, trafen wir uns um zehn Uhr an der Kirche. Herr Stieve und Herr Herker führten uns durch die geschichtsträchtige Kirche. Sie zeigten uns die großartigen Kunstschätze und die einmalige Krypta.
Die Krypta der Heimkehrer-Dankeskirche
Bild: In der Krypta der Heimkehrer-Dankeskirche (v. l. n. r.):
Alfons Stiewe, Elisabeth Haas, Monika Kaiser-Haas und Christian Herker (© Hermann Haferkamp)
An den Seligen Märtyrer und Glaubenszeugen Karl Leisner soll in Zukunft in der Krypta erinnert werden
Der Blick des Betrachters fällt auf den Altar der Krypta, auf die liebevoll mit Plattstich gestickte Stalingrad-Madonna, die vielen Fahnen rechts vor dem Gitter und die angrenzenden kleinen Ausstellungsräume mit Vitrinen: eine Krypta und Museum zugleich, so unser Eindruck.
Der Altar steht im Zentrum vor Wänden mit mehr als 420 schlichten rotbraunen Tontafeln. Sie tragen die Namen von Kriegsgefangenenlagern. Die Reihung der vielen Namen lässt die Grausamkeit der menschenunwürdigen Lager in Europa deutlich spüren. Gedenktafeln für die Konzentrationslager Sachsenhausen und Dachau werden noch ergänzt.
In den angrenzenden Ausstellungsräumen der Krypta sind Vitrinen zu sehen, die viele persönliche Gegenstände, Fotos, Zeichnungen und Briefe von Soldaten aus der Kriegsgefangenschaft und dem Lagerleben zeigen. Diese Erinnerungsstücke präsentieren eindrucksvoll neben der dunklen Seite der Geschichte die positiven Fähigkeiten von Menschen in Ausnahmesituationen: wozu ist er noch fähig, wie erfinderisch und liebevoll kann er noch sein, obwohl er vom Tode bedroht ist, durch Hunger gequält wird, menschenunwürdige Bedingungen und Folter erträgt. Viele Gegenstände belegen persönliche Beziehungen in dunkler Zeit. Ein Beispiel: Beeindruckt hat mich ein wunderschön gearbeiteter Armreif aus dem Metall eines Flugzeugwracks, ein Geschenk an eine geliebte Person.
Der Betrachter kann einerseits staunen über die menschenunwürdigen Bedingungen und Greuel des II. Weltkrieges. Andererseits wurde die Seele vieler Gefangener nicht erstickt. Viele Ausstellungsstücke belegen die Grausamkeit des Krieges.
Die Krypta wird somit zum Mahnmal für Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit.
Die gemeinsame Führung von Herrn Stiewe und Herrn Herker hat einen nachhaltigen Eindruck bei meiner Mutter und mir hinterlassen. Wir sind uns einig, dass der Besuch in der Heimkehrer-Dankeskirche der Anfang einer Zusammenarbeit mit dem IKLK e.V. sein wird. Wir haben einen Besuch in der Kirche für interessierte Mitglieder des IKLK e.V. im Jubiläumsjahr des 70-jährigen Priesterjubiläums von Karl Leisner angedacht.
Sicher ist, dass in Zukunft an den Seligen Karl Leisner mit Bild und Text in der Krypta der einzigartigen Kirche erinnert wird.
Meine Mutter und ich danken Herrn Stiewe und Herrn Herker für die ergreifende Führung und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit.
Link zum Bericht von Nina-Alisa Hinz vom 9. April 2014 – Zeitzeugin zu Besuch – Schwester des Seligen Karl-Leisner in Heimkehrer-Dankeskirche
Monika Kaiser-Haas, Vizepräsidentin des IKLK e.V.
21. April 2014