Dinslaken: Karl-Leisner-Haus im Ortsteil Averbruch

Dinslaken Karl-Leisner-Haus

Im Oktober 1992 wurde nach mehrjähriger Vorlaufzeit das Karl-Leisner-Haus an der Karl-Leisner-Straße 23 im Ortsteil Averbruch eingeweiht. Es wurde von der Kirchengemeinde St. Vincentius in Dinslaken errichtet.

 

 

 

Dinslaken Karl-Leisner-Straße 2Wolfgang Krüsmann aus Dinslaken Averbruch, der seit der Planung bis zur heutigen ehrenamtlichen Tätigkeit im Bereich der Begegnungsstätte mit dem Haus verbunden ist, schreibt im Auftrag der Gemeinde St. Vincentius dazu: „1961 erwarb die Kath. Kirchengemeinde St. Vincentius in dem wachsenden Stadtteil Dinslaken Averbruch vorsorglich ein Grundstück um die Option zu besitzen, hier in den kommenden Jahren ein Gemeindezentrum für eine weitere eigenständige Tochtergemeinde zu errichten. Als dann in den 1980er-Jahren die teilweise Erschließung des Grundstücks begann, wurde der neue Einhang an der Rosenstraße auf Antrag der Kirchengemeinde am 15.12.1987 nach Karl Leisner benannt. Ziel war es, den Märtyrer der Neuzeit in der Gemeinde und der Öffentlichkeit bekannt zu machen.“

Die Pfarrgemeinde wurde in die Planung des Hauses einbezogen, besonders hinsichtlich der Nutzungsmöglichkeiten der Begegnungsstätte. Zu den gewünschten Schwerpunkten gehörten religiöse Veranstaltungen, wie die Möglichkeit, einen Gottesdienst feiern zu können, aber auch Veranstaltungen von kirchlichen Gruppen und Verbänden sowie Weiterbildungsangebote der verschiedenen Bildungs­einrichtungen. Dazu sollte es ein Ort zwangloser Begegnung und der Geselligkeit sein. Zur Benennung des Hauses nach Karl Leisner wurde in einem Pfarrbrief dessen Leben und Wirken dargestellt, sein Einsatz für die Jugend, seine heimliche Priesterweihe im KZ Dachau und seine Primiz, die erste und einzige heilige Messe, die er feierte.

Darüber hinaus wurde ein „Förderkreis Karl-Leisner-Haus“ gegründet, der auch heute noch besteht.

Dinslaken PfarrbriefDinslaken Pfarrbrief Karl Leisner

Wolfgang Krüsmann: „Aufgrund des innerkirchlichen Strukturwandels wurde absehbar, dass es zur Gründung einer eigenständigen Gemeinde im Stadtteil nicht kommen würde. Dennoch machte die zunehmende Bautätigkeit im Averbruch und der damit verbundene Zuzug von Gemeindemitgliedern die Notwendigkeit einer Begegnungsstätte für die hier wohnenden Gemeindemitglieder von St. Vincentius immer deutlicher.“

Neben den Begegnungs- und Kommunikationsräumen sollte auch eine Kindertagesstätte angesiedelt werden; diese wurde im Erdgeschoss des Karl-Leisner-Hauses errichtet und die Begegnungsstätte im Dachgeschoss.

In dem Buch „Straßen in Dinslaken“[1] steht unter der Karl-Leisner-Straße: […] Ursprünglich bestand die Absicht, hier eine katholische Kirche für den Bereich Averbruch zu bauen. Statt dessen wurde das Karl-Leisner-Haus, eine kleine Begegnungsstätte mit angeschlossenem Kindergarten errichtet. […]
Ein Foto von Karl Leisner und ein kurzer Lebenslauf ergänzen den Eintrag.

[1]    Band 27 der „Veröffentlichungen zur Geschichte und Heimatkunde“, Hg. Verein für Heimatpflege Land Dinslaken e.V., 2008.

Dinslaken Karl-Leisner-Haus 2Nachdem sich die Gemeinde St. Vincentius von dem Kindergarten trennen wollte, übernahm der Caritasverband für die Dekanate Dinslaken und Wesel e.V. im Jahr 2010 die Kindertagesstätte. Das Karl-Leisner-Haus ging einschließlich der Begegnungsstätte im Dachgeschoss in das Eigentum des Caritasverbandes über. Die Kindertageseinrichtung wurde um drei Gruppen erweitert. Seither gibt es vier Gruppen mit unterschiedlichen Betreuungsformen.

Die Begegnungsstätte blieb unverändert. „Sie ist ein fester Ort der Begegnung geworden und weiterhin eine wichtige christliche Anlaufstelle im Stadtteil“, da es über die Grundschule und einem Geschäftszentrum für die Nahversorgung der Bürger hinaus keine Gaststätten und Orte der Begegnung in Averbruch gibt.

Dinslaken Karl-Leisner-Haus Krüsmann 6

 

 

 

Für den Aufgang zur Begegnungsstätte wurde eine Karl-Leisner-Darstellung gebastelt.

 

 

 

Interessant ist, dass der Caritasverband für die Dekanate Dinslaken und Wesel e. V. in Wesel ebenfalls in einem Karl-Leisner-Haus eine Kindertageseinrichtung betreibt.[1]

[1] Link zum Karl-Leisner-Haus in Wesel

Den Aufzeichnungen Karl Leisners ist nicht zu entnehmen, dass er die Stadt Dinslaken und den Ortsteil Averbruch kennengelernt hat. Zum Jahreswechsel 1935/1936 fanden in Paesmühle in Straelen Exerzitien für Duisburger Jungen statt, die Karl Leisner mit begleitete. Hier lernt er unter anderen Kaplan Heinrich Kils[1] aus Dinslaken kennen. In der Nacht zu Neujahr bricht er zu einem Führerkurs in Schloss Raesfeld auf, dort hilft ihm ein „Dinslakener Junge“ sein Rad zu flicken.

[1] Heinrich Kils (* 14.4.1903 in Kleve, † 6.6.1987) – Priesterweihe 22.12.1928 in Münster – Kaplan in Dinslaken-Loh­berg 5.3.1929 bis 1930 – Kaplan in Frasselt 28.8.1930 bis 1934 – Kaplan in Nieukerk 15.1.1934 bis 1940 – Sein Vater Jakob Kils war Vorsitzender des Fahrbeamten­ver­eins der Reichsbahn.

Paesmühle, Dienstag, 31. Dezember 1935, Heiliger Silvester
Dienstag heute! Wir jungen Führer sind eigentlich zu schlapp mit den Jun­gen. – Aber ein frohes Herze leuchtet über allem. […] Abends 17.00 bis 18.00 Uhr eine nicht ausgefüllte Stunde nach dem Ende der Exerzitien. Ein großer Fehler! Zumal, wo’s noch regnet draußen. Sie fallen über einen von den Nieukerker Jungens, die ganz aus der Gemeinschaft herausfallen. (Ich hätte mich der stillen [.?.] Jungens mehr annehmen sollen! Wie ich Kaplan [Heinrich] Kils versprochen hatte!) – Der Heimabend miß­glückt. Als nachher auch noch Direktor [Max] Hild mit der „erschüttern­den“ Botschaft der abgedrehten Krippenköpfe kommt (die Jun­gens haben vor lauter Mutwillen an eher nix Böses dabei gedacht). … Der lustige Abend bringt so etwas die Stimmung wieder. Die Stunde zur Mitter­nacht draußen wird ganz fein. Nur noch mehr Zucht. Ein Knallen und Toben zur Mitternacht. (Der Krach muß bei den Jungen immer toll und fest „orga­ni­­siert“ sein!)
Sie machen Spöks [Unsinn] bei meinen kurzen Neujahrsworten, die aus dem Stegreif (zu laut manchmal, etwas zu wenig inneren Schwung) gesprochen wurden. Sie sollen mir Richtstern im Jahr sein:
Freude, Frische, Wagen – Das Licht der Natur unserer jungen Art. Christus allen bringen im Licht! Hellhörig und aufgeschlossen, fromm und gut!
0.30 Uhr pennen die Jungen nach der feinen Feier der Jahreswende in der Kapelle. Christus – versinnbildet durch die auf dem Altar brennende große Kerze – spendet jeden Monat (versinnbildet durch einen kerzentragenden Jungen) das Licht. Das packte, auch was Kaplan Kils uns dazu sagte. Chri­stus Licht. Wir Kinder des Lichts [Eph 5,8] in Treue, Glauben und Liebe zu Ihm, unserm Herrn.
Um 1.00 Uhr liegen auch wir im Kahn. 3.10 Uhr rasselt der Wecker zum Neujahrstag 1936.

Paesmühle, Mittwoch, 1. Januar 1936
[…] Gegen 8.00 Uhr in Raes­feld.
[…] Vor dem Mittag noch Rad geflickt mit Georg Schmitts und ‘nem Dinslakener Jungen Hilfe. – Nach dem Mittag Schlußappell.

Link zur Karl-Leisner-Straße in Dinslaken

Impressionen zum Karl-Leisner-Heim

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Text und Fotos Christa Bockholt, Wolfgang Krüsmann und IKLK-Archiv