Am 15. Dezember 1987 fasste der Hauptausschuss der Stadt Dinslaken den Beschluss, dass die geplante Stich-Straße zur Erschließung des Grundstücks zwischen der Rosenstraße und der Schloßstraße im Ortsteil Averbruch die Bezeichnung Karl-Leisner-Straße erhält.
Unterhalb der Straßenbezeichnung steht: Karl Leisner 1915 – 1945 – Priesterweihe im KZ Dachau, am 17.12.1944 – Ruhestätte im Dom zu Xanten
Die Straßenbenennung im März 1989 war mit einer Ausstellung verbunden, die die Bevölkerung über das Leben und Wirken Karl Leisners informierte.[1]
[1] Rundbrief des IKLK Nr. 20 – August 1989, Seite 70
Am Ende der Karl-Leisner-Straße wurde im Oktober 1992 von der Kirchengemeinde St. Vincentius in Dinslaken das Karl-Leisner-Haus errichtet. Es dient als Begegnungsstätte und Kindertageseinrichtung.[1]
[1] siehe Link zum Karl-Leisner-Haus in Dinslaken
Wolfgang Krüsmann aus Dinslaken Averbruch, der seit der Planung bis zur heutigen ehrenamtlichen Tätigkeit im Bereich der Begegnungsstätte mit dem Karl-Leisner-Haus verbunden ist, schreibt im Auftrag der Gemeinde St. Vincentius dazu: „Als dann in den 1980er-Jahren die teilweise Erschließung des Grundstücks begann, wurde der neue Einhang an der Rosenstraße auf Antrag der Kirchengemeinde am 15.12.1987 nach Karl Leisner benannt. Ziel war es, den Märtyrer der Neuzeit in der Gemeinde und der Öffentlichkeit bekannt zu machen.“
In dem Buch „Straßen in Dinslaken“[1] steht unter der Karl-Leisner-Straße: […] Ursprünglich bestand die Absicht, hier eine katholische Kirche für den Bereich Averbruch zu bauen. Statt dessen wurde das Karl-Leisner-Haus, eine kleine Begegnungsstätte mit angeschlossenem Kindergarten errichtet. […]
Ein Foto von Karl Leisner und ein kurzer Lebenslauf ergänzen den Eintrag.
[1] Band 27 der „Veröffentlichungen zur Geschichte und Heimatkunde“, Hg. Verein für Heimatpflege Land Dinslaken e.V., 2008, Seite 159f.
Den Aufzeichnungen Karl Leisners ist nicht zu entnehmen, dass er die Stadt Dinslaken und den Ortsteil Averbruch kennengelernt hat. Zum Jahreswechsel 1935/1936 fanden in Paesmühle in Straelen Exerzitien für Duisburger Jungen statt, die Karl Leisner mit begleitete. Hier lernt er unter anderen Kaplan Heinrich Kils[1] aus Dinslaken kennen. In der Nacht zu Neujahr bricht er zu einem Führerkurs in Schloss Raesfeld auf, dort hilft ihm ein „Dinslakener Junge“ sein Rad zu flicken.
[1] Heinrich Kils (* 14.4.1903 in Kleve, † 6.6.1987) – Priesterweihe 22.12.1928 in Münster – Kaplan in Dinslaken-Lohberg 5.3.1929 bis 1930 – Kaplan in Frasselt 28.8.1930 bis 1934 – Kaplan in Nieukerk 15.1.1934 bis 1940 – Sein Vater Jakob Kils war Vorsitzender des Fahrbeamtenvereins der Reichsbahn.
Paesmühle, Dienstag, 31. Dezember 1935, Heiliger Silvester
Dienstag heute! Wir jungen Führer sind eigentlich zu schlapp mit den Jungen. – Aber ein frohes Herze leuchtet über allem. […] Abends 17.00 bis 18.00 Uhr eine nicht ausgefüllte Stunde nach dem Ende der Exerzitien. Ein großer Fehler! Zumal, wo’s noch regnet draußen. Sie fallen über einen von den Nieukerker Jungens, die ganz aus der Gemeinschaft herausfallen. (Ich hätte mich der stillen [.?.] Jungens mehr annehmen sollen! Wie ich Kaplan [Heinrich] Kils versprochen hatte!) – Der Heimabend mißglückt. Als nachher auch noch Direktor [Max] Hild mit der „erschütternden“ Botschaft der abgedrehten Krippenköpfe kommt (die Jungens haben vor lauter Mutwillen an eher nix Böses dabei gedacht). … Der lustige Abend bringt so etwas die Stimmung wieder. Die Stunde zur Mitternacht draußen wird ganz fein. Nur noch mehr Zucht. Ein Knallen und Toben zur Mitternacht. (Der Krach muß bei den Jungen immer toll und fest „organisiert“ sein!)
Sie machen Spöks [Unsinn] bei meinen kurzen Neujahrsworten, die aus dem Stegreif (zu laut manchmal, etwas zu wenig inneren Schwung) gesprochen wurden. Sie sollen mir Richtstern im Jahr sein:
Freude, Frische, Wagen – Das Licht der Natur unserer jungen Art. Christus allen bringen im Licht! Hellhörig und aufgeschlossen, fromm und gut!
0.30 Uhr pennen die Jungen nach der feinen Feier der Jahreswende in der Kapelle. Christus – versinnbildet durch die auf dem Altar brennende große Kerze – spendet jeden Monat (versinnbildet durch einen kerzentragenden Jungen) das Licht. Das packte, auch was Kaplan Kils uns dazu sagte. Christus Licht. Wir Kinder des Lichts [Eph 5,8] in Treue, Glauben und Liebe zu Ihm, unserm Herrn.
Um 1.00 Uhr liegen auch wir im Kahn. 3.10 Uhr rasselt der Wecker zum Neujahrstag 1936.
Paesmühle, Mittwoch, 1. Januar 1936
[…] Gegen 8.00 Uhr in Raesfeld.
[…] Vor dem Mittag noch Rad geflickt mit Georg Schmitts und ‘nem Dinslakener Jungen Hilfe. – Nach dem Mittag Schlußappell.
Impressionen zur Karl-Leisner-Straße
Text und Fotos Christa Bockholt