Am 9. Juli 1996 beschloss der Hauptausschuss des Gemeinderates Eching: „Die neue Erschließungsstraße im Baugebiet an der Hollerner Straße erhält die Benennung ‚Karl-Leisner-Straße‘.“ Die Begründung lautete: „Karl Leisner war Diakon im KZ Sachsenhausen, kam dann später ins KZ Dachau und wurde 1944 heimlich zum Priester geweiht. Ende Juni diesen Jahres wurde er anläßlich des Papstbesuches selig gesprochen.“
Bereits am 17. Dezember 1991 hatte der Rat der Gemeinde Eching den Grundsatzbeschluss gefasst, „für das neue Baugebiet Westlich der Frühlingstraße Namen von Widerstandskämpfern gegen das Hitler-Regime aus allen gesellschaftlichen Bereichen, dem kirchlichen, studentischen, dem Widerstand innerhalb der Wehrmacht, zu wählen um damit auch das unterschiedliche Bild des Widerstands in der Gesellschaft zu verdeutlichen.“
Es wurden Benennungen nach Anne Frank, Prof. Kurt Huber, Alfred Delp, Pater Rupert Mayer, Maximilian Kolbe, Edith Stein, Dietrich Bonhoeffer, Wilhelm Leuschner, Graf von Stauffenberg und den Geschwistern Scholl beschlossen. Am 11. April 1995 folgte noch die Willi-Graf-Straße.
Am 4. Juni 1996 fasste der Hauptausschuss des Gemeinderates Eching den Beschluss, „Die neue Erschließungsstraße im Baugebiet ‚an der Hollerner Straße‘ erhält die Bezeichnung ‚Willi-Graf-Straße‘.“ Dabei hatte das Gremium übersehen, dass bereits 1995 eine andere Straße im Gemeindegebiet Eching nach Willi Graf benannt worden war. Bereits am 9. Juli 1996 wurde dieser Beschluss aufgehoben und die Straße nach Karl Leisner benannt.
In der Gemeinde Eching wird über die Karl-Leisner-Straße hinaus an der Imma Mack Realschule Karl Leisners gedacht. „Das segensreiche Wirken von Imma Mack ist eng verbunden mit dem Schicksal von Karl Leisner. Dieser wird auch auf einer großen Schautafel zur Vita der Namenspatronin in der Aula der Staatlichen Realschule Eching ausdrücklich erwähnt.[1]
[1] Email von Archivpfleger Günter Lammel vom 3.3.2016
Schwester Maria Imma (Josefa) Mack (* 10.2.1924 in Möckenlohe, † 21.6.2006 in München) wurde 1940 Kandidatin der Armen Schulschwestern im Angerkloster in München. Ab 1942 arbeitete sie als Helferin im Kinderheim des Ordens in Freising. 1944 wurde sie beauftragt, wöchentlich in der Plantage des KZ Dachau Pflanzen und Blumen einzukaufen. Dabei wurde sie zur großen Helferin für viele Häftlinge im KZ Dachau. Der Priesterhäftling Dr. Ferdinand Schönwälder war auf sie aufmerksam geworden und hielt sie für vertrauenswürdig, Kurierdienste – unter dem Decknamen Mädi – zu übernehmen. Sie schmuggelte Schwarzpost aus dem Lager und Briefe und Lebensmittel in das KZ hinein. Im November 1944 wandte sich der väterliche Freund Karl Leisners, Pater Otto Pies SJ, an Dr. Schönwälder, teilte ihm den Plan der heimlichen Priesterweihe Karl Leisners mit und bat ihn, die dafür erforderlichen Kurierdienste über Mädi zu organisieren. Sie schmuggelte die notwendigen Briefe aus dem KZ, und die für die Priesterweihe erforderlichen liturgischen Gegenstände, aber auch Arzneien und kräftigende Lebensmittel für Karl Leisner in das Lager.
Für ihr mutiges und selbstloses Verhalten während der Zeit des Nationalsozialismus erhielt Imma Mack am 6. Juni 2005 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Zur feierlichen Eröffnung und Einweihung der neuen Imma Mack Realschule überreichte die Oberin Salome Strasser von den Armen Schulschwestern am 16. Mai 2007 mit ausdrücklicher Genehmigung der bayerischen Staatskanzlei dieses Bundesverdienstkreuz zusammen mit der Urkunde der inzwischen verstorbenen Schwester Imma Mack. Im Aulabereich der Schule sind Urkunde und Bundesverdienstkreuz in einer Vitrine ausgestellt.
Den Aufzeichnungen Karl Leisners ist nicht zu entnehmen, dass er die Gemeinde Eching kennengelernt hat. Auch in den Berichten über die gemeinsamen Allgäu-Fahrten im August 1936 von Wilhelm Elshoff und im Sommer 1938 von Willi Väth wird Eching nicht erwähnt.
Impressionen zur Karl-Leisner-Straße
Text und Fotos Christa Bockholt und IKLK-Archiv