Die Lebens-Chronik zu Karl Leisner wird inzwischen nicht nur zitiert, sondern es wird auch um die Erlaubnis zum Abdruck ganzer Textpassagen gebeten.
Foto Joachim Albrecht / medienflotte.de
Um Schüler und vor allem Lehrer zu ermuntern, die Sonderausstellung zu Karl Leisner „… aber zwingen laß ich mich nicht, denn ich bin frei.“ zu besuchen, erstellt das StiftsMuseum Xanten Arbeitsblätter mit Textpassagen aus der Lebens-Chronik.
Die „Katholische Karl-Leisner-Trägergesellschaft“ druckt anläßlich des 100. Geburtstages von Karl Leisner in der nächsten Ausgabe ihrer Mitarbeiterzeitung einen Auszug aus der Lebens-Chronik ab.
Die Katholische Karl-Leisner-Trägergesellschaft hat im Kreis Kleve mehr als 2.300 Mitarbeiter. Das Leistungsspektrum reicht von der medizinischen Versorgung im Katholischen Karl-Leisner-Klinikum mit den vier Standorten Goch, Kalkar, Kevelaer und Kleve über das Katholische Altenhilfe-Netzwerk am Niederrhein mit mehr als 20 Pflegeinrichtungen und Wohnanlagen für Senioren bis zur Versorgung der Region mit Medizinprodukten, Wirtschafts- und Verbrauchsgütern über ein modernes Logistikzentrum. Hochspezialisierte medizinische Einrichtungen wie das Brustzentrum Linker Niederrhein, Präventions- und Rehabilitationszentren wie das Mutter-Kind-Kurhaus in Goch sowie die Bildungsakademie für Gesundheitsberufe in Kleve komplettieren das Gesundheits- und Pflegeangebot.
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Karl Leisner mit seiner Gruppe im August 1933 in Marienthal bei Wesel
der dritte Junge in der ersten Reihe von links ist Johannes Willemsen
Angelika Heinze aus Nideggen/Eifel, die Tochter von Johannes Willemsen, schrieb an den IKLK:
Sehr geehrte Damen und Herren,
zufällig stieß ich auf die Internetseite des Karl-Leisner-Kreises, die mein Interesse geweckt hat.
Mein Vater, Johannes Willemsen, wurde 1920 in Kleve geboren. Seine Mutter starb, als er 10 Jahre alt war. Halt fand er in dieser Zeit in einer Jugendgruppe, die von Karl Leisner geführt wurde. Er hat Karl Leisner sehr geschätzt oft über diese Zeit gesprochen. Als er etwa 80 Jahre alt war, wurde er etwas vergesslich. Über die Zeit mit Karl Leiser hat er aber immer wieder berichtet. Anlässlich eines solches Gespräches druckte mein Mann im Internet ein Foto von Karl Leisner aus und gab es meinem Vater. Der freute sich sehr und sagte, dass er ihn genauso in Erinnerung habe. Dann fand mein Mannn ein Foto, auf dem Karl Leisner mit einer Gruppe von Jungen zu sehen ist. Auch das druckte er und zeigte es meinem Vater. Der war völlig überrascht und konnte es kaum fassen. Er sagte: „Das bin ja ich!“. Der Junge links von K. L. ist mein Vater. Er nannte auch noch Namen einiger anderer Jungen. Leider habe ich sie mir nicht gemerkt. Mein Mann druckte ihm dann noch den Lebenlauf von K. L. aus. In den nächsten Wochen nahm mein Vater die Unterlagen immer wieder in die Hand und erinnerte sich begeistert an einen schönen und wichtigen Zeitabschnitt in seinem Leben.
Später sind wir mit ihm noch einmal nach Kleve gefahren, um gemeinsam Stationen seiner Kindheit und Jugend aufzusuchen. Das war ein schöner Tag – auch für uns. Wir haben viel erfahren und sind auch sehr gastfreundlich behandelt worden. Neben seiner Schule, dem Wasserturm und der Schwanenburg besuchten u. a. das Haus in der Merowinger Straße, in dem mein Vater aufgewachsen ist und in dem meine Geschwister und ich oft die Ferien bei unserer Oma (Stiefmutter meines Vaters) verbracht haben.
Die neuen Bewohner bemerkten unser Interesse und baten uns herein, als sie hörten, dass es sich um das Elternhaus handelt. Wir durfen Haus und Garten ansehen und erkannten vieles wieder. Hühnerstall und Plumpsklo gab es zwar nicht mehr, aber wir konnten uns daran erinnern, wo diese Lokalitäten früher gestanden haben. Da die neuen Bewohner früher in der Nähe gewohnt haben, gab es einige gemeinsame Bekannte, über die mein Vater sich mit ihnen austauschen konnte.
Als mein Vater 88-jährig starb, haben wir überlegt, was ihm besonders am Herzen gelegen hat und was wir ihm ins Grab mitgeben könnten. Neben einem kleinen Seidenbeutel mit Erde und einigen Dingen aus unserem Garten, in dem er uns viel geholfen und sich immer wohlgefühlt hat, haben wir die Karl-Leisener-Unterlagen zusammengerollt und mit einem Bändchen versehen in seine Jackettasche gesteckt. Für seinen Nachruf haben wir uns für ein Zitat von Larl Leisener entschieden:
„Dein Selbst kreise um Gott!
Lebe in ihm!
Und Du wirst alles gewinnen!“
So hat ihn diese wichtige Station in seinem Leben noch auf seine letzte Reise begleitet.
Mit freundlichen Grüßen
Angelika Heinze
Link zur Todesanzeige von Johannes Willemsen
dieselbe Gruppe
Am Scheidewege 1934: 58
die beiden unteren Fotos entstanden während des Lagers in Marienthal vom 23. August bis 2. September 1933
Über die oben genannten Rückmeldungen hinaus gibt es schon viele weitere, die anzeigen, daß die Lebens-Chronik nicht nur ein verstaubtes Dasein in Bibliotheken findet und nur von Historikern aufgeschlagen wird, sondern auch vielfältiges Interesse bei Jung und Alt findet.
Es ist anrührend, daß zum Beispiel Kinder durch die Lebens-Chronik Dinge, die sie noch nicht wußten, über ihre mit Karl Leisner befreundeten Väter erfahren und sehr erfreulich, daß Leser unter anderem Fotos und Texte aus ihrem Besitz dem IKLK-Archiv überlassen, die sonst vermutlich später in Containern landen würden.