Vorschlag eines Gedenksteins zu Karl Leisner bei den Heldengräbern in Schönstatt!
Heldengräber früher
Heldengräber heute
Foto Hellhofer
Die Schönstatt- Priestergruppe, der Karl Leisner angehörte (Sacerdotern oportet offerre et offerri), hat bei einer Arbeitstagung in Oldorf laut Protokoll des Gruppenführers Heinrich Tenhumberg vom 8. September 1952 folgenden Beschluß gefaßt:
7) Bei den Heldengräbern hinter dem Kapellchen muß möglichst bald auch ein Gedächtniskreuz für Karl Leisner errichtet werden. Sein Name muß dort stehen, stellvertretend und syrnbolhaft für unsere Priestergemeinschaft.
In Verfolgung dieses Beschlusses entwarf Klinikenpfarrer Josef Brink im August 1954 einen Antrag an das Generalpräsidiums des Schönstattwerkes und legte diesen Heinrich Tenhurnberg zur Begutachtung vor.
Heinrich Tenhumberg antwortete am 30. August 1954 mit Vorschlag für die Anordnung eines Gedenksteins.
Lieber Jupp [Brink]!
Hab herzlichen Dank für Deinen Brief vom 21. August 1954. Mit dem Entwurf dieses Briefes an das Generalpräsidium bin ich gern einverstanden, sende ihn nur möglichst bald ab. Du kannst Dich ja als Leiter der letzten Generationstagung auf deren Beschluß berufen. Im Text würde ich nur eine Stelle etwas ändern: Pater [Otto] Pies [SJ] hat ja die Zugehörigkeit Karls zu Schönstatt nicht ganz übergangen, sondern diese nur am Rande betont, und selbst dieses auch nur auf ein Drängen hin. Immerhin stand eine Erwähnung seiner Zugehörigkeit zu Schönstatt schon im ersten Manuskript.
Mit Deinem Vorschlag für die Anordnung eines Gedenksteins bzw. Erinnerungsmals bei den Heldengräbern bin ich gern einverstanden. Als Text würde ich allerdings folgendes vorschlagen:
Karl Maria Leisner
* 28.2.1915
zum Priester geweiht in Dachau am 17.12.1944
+ 12.8.1945
Als Symbol käme der Opferkelch mit den gefesselten Händen sicher in Frage. Er würde Karls Grundhaltung und unser gemeinsames Kursideal, dem sich Karl besonders verpflichtet fühlte, besonders schön wiedergeben.
Leider habe ich aber bisher noch keinen Künstler entdeckt, von dem ich annehmen würde, daß er uns gut und zugleich zu einem erschwinglichen Preis das Ehrenmal entwerfen und anfertigen würde. Ich will es aber im Auge behalten, bitte Dich, aber auch das gleiche zu tun.
Heinrich Tenhumberg
Karl Heinrich[1] schrieb am 8. November 1954 an Heinrich Tenhumberg:
Du hast mir unter dem 18.9.[1954] einige Unterlagen für die Schaffung eines Karl-Leisner-Gedenksteines übersandt. Unser Mitbruder, Präfekt Albert Schlereth[2], hat einen Entwurf gefertigt, den ich in den nächsten Tagen an Cfr. [Mitbruder] Josef Brink übersenden will.
[1] Religionslehrer Prälat Karl Heinrich, geboren am 4.2. 1920 in Würzburg, Priesterweihe am 13.3.1948 in Würzburg, gestorben am 11.7.1988 in Würzburg.
[2] Religionslehrer Prälat Albert Schlereth, geboren am 5.2.1925 in Greßthal, Priesterweihe am 4.12.1949 in Würzburg lebt heute in Miltenberg.
Josef Brink verfaßte drei Schreiben, jeweils mit Datum vom 1. Februar 1955:
Brink, Klin.-Pfr., Münster, den 1.2.1955
Münster Hüfferstr. 22
An das Präsidium des Schönstattwerkes z. Hd. Hochw. Herrn Pater Mühlbeyer[1]
Vallendar/Rhein, Haus Regina[2]
Betr.: Kurze Erläuterung zur Karl-Leisner-Gedächtnisplatte.
In Anlehnung an das Karl-Leisner-Primizbild aus Dachau: Sacerdotem oportet offerre – Sacerdotem oportet offerri – versuchte die junge Priester-Generation einen Entwurf zu gestalten, der ungefähr die Ausführung der Skizze 2 finden sollte: eine Kupferplatte in der Art des beigelegten Entwurfs (von Metall-Bildhauer Wild[3], Münster, an der Aegidii-Kirche). Diese Platte würde auf einen möglichst schlichten, niedrigen Steinsockel gelegt und, wie Herr Pater [Ferdinand] Kastner damals vorschlug, zwischen den beiden Kreuzen von Max Brunner und Hans Wormer, etwa in Höhe der Blume, angebracht werden. Name und Daten würden vorne abgeschrägt ebenfalls in Kupfer getrieben und das Gruppenideal Sacerdotem oportet offerre – Sacerdotem oportet offerri auf die beiden Längsseiten verteilt werden.
Es sei darauf hingewiesen, daß die zur Ausführung vorgesehene Skizze 2 noch überarbeitet werden muß, daß das Christuszeichen oben am Kelch entfällt, daß wir als Form den Ludgerus-Kelch wählen möchten und am Kelchfuß in der angedeuteten Weise das Mta-Zeichen eingelassen werden soll.
Die Ausmaße (60 x 40) dürften einerseits ausreichend sein, erscheinen andererseits nicht zu groß; somit dürfte sich die Platte harmonisch dem Ganzen einfügen.
Die Kosten würden von der jüngeren Priester-Generation getragen.
Für Rückgabe der beigefügten Skizzen wäre ich dankbar.
Mit ergebenen Grüßen Ihr Jos. Brink
[1] Pater Friedrich Mühlbeyer SAC, geboren am 3.6. 1889 in Bachenau bei Heilbronn, Priesterweihe am 23.3.1918 in Limburg, gestorben am 22.6.1959. Er war in Schönstatt Mitarbeiter von Joseph Kentenich und erster Generaldirektor des Säkularinstituts der Frauen von Schönstatt (gegründet am 2.2.1946).
[2] Haus Regina in Schönstatt ist das Zentralhaus des Säkularinstituts der Frauen von Schönstatt und Sitz der Generalleitung des Instituts.
[3] Erhard Wild, geboren am 2.4.1900 in München, gestorben am 9.6.1967 in Münster. Er war Meisterschüler von Professor Ewald Mataré (1887-1965).
Ein ähnliches Schreiben gleichen Datums war an den Bundespräses der Schönstattpriester Joseph Schmitz[1] in der Marienau in Schönstatt gerichtet. Es ist nicht bekannt, ob Prälat Schmitz den Entwurf an das Präsidium weitergeleitet hat und was gegebenenfalls daraus geworden ist. Wegen der zunehmenden Schwierigkeiten zwischen dem Schönstattwerk und den Pallottinern in der damaligen Zeit – Vorsitzender des Präsidiums war der Generalobere der Pallottiner Dr. Wilhelm Möhler[2] – kam das Präsidium nur noch selten zusammen.
[1] Schönstattpriester Prälat Josef Schmitz (* 15.2.1900 in Duisburg, † 12.5.1986) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster Herbst 1920 – Priesterweihe 27.2.1926 in Münster – Religionslehrer in Goch 1928–1932 – Bundespräses der Schönstattpriester 1952 – Leiter des Exerzitienwerkes des Bistums Münster 1963
[2] Dr. Wilhelm Möhler SAC, geboren am 20.3.1912, Eintritt in die Gemeinschaft der Pallottiner am 12.9. 1925 in Limburg, Profeß am 1.5.1937 in Rom, Priesterweihe am 17.7.1938 in Rom, gestorben am 9.7. 1981. Er war von 1953 bis 1971 General der Pallottiner.
Der Plan eines Gedenksteins für Karl Leisner ist nicht realisiert worden.
nicht ausgewiesene Fotos IKLK-Archiv