Eine Ausstellung, die Karl Leisner sicher interessiert hätte

2014_03_15_MUssolini

Benito Mussolini (* 29.7.1883 in Dovia di Predappio/I, † erschossen 28.4.1945 in Giulino di Mezzegra/I) – Mitbegründer des italienischen Faschis­mus durch die Fasci di com­batti­mento (Kampfbünde) 1919 – Führer (Duce) der Kampfbünde mit dem Marsch auf Rom 28.10.1922 – König Viktor Emanuel III. berief ihn ohne Hinzuziehung des Par­lamentes zum Ministerpräsidenten. Benito Mussolini war für Adolf Hitler in vieler Hinsicht ein Vor­bild.

Artikel in der F.A.Z. vom 25. Januar 2014 von Dirk Schürmer

Plötzlich war das Böse da
Was ließ den jungen, politisch bewegten Mussolini vor genau hundert Jahren zum kriminellen Menschenfeind mutieren? Eine Ausstellung in seinem Geburtsort in der Emilia-Romagna sucht Antworten.

2014_03_15_MUssolini_FAZ1

2014_03_15_MUssolini_FAZ2

2014_03_15_MUssolini_FAZ3

2014_03_15_MUssolini_FAZ4

2014_03_15_MUssoliniBueste

© Filippo Massellani
Die Büste des Faschisten im Garten der Villa Carpena, die heute als Museum fungiert

Mussolinis Geburtshaus Villa Carpena

2014_03_15_casa natale di benito mussolini

Karl Leisner schrieb am 1. Juli 1934 in sein Tagebuch:
Über die ernste politi­sche Lage gesprochen und gedacht. (Walter [Vinnenberg] meint,  Musso­lini habe Hitler „aufgeklärt“.[1])

[1] Benito Mussolini gilt als Begründer des italienischen Faschismus. Adolf Hit­ler galt anfänglich als sein Nachahmer, überholte ihn aber bald in­haltlich und macht­politisch mit seinem Anspruch als Schöpfer des Nationalsozialismus.

2014_03_15_MUssolini_HItler

 

Benito Mussolini und Adolf Hitler 1938

 

In der Vorbereitung für das Abitur 1934 beschäftigte sich Karl Leisner auch mit Benito Mussolini.
Das vor ungefähr einem Jahr abgeschlossene Reichskonkordat, das die Ver­hältnisse und Einflußgebiete von Kirche und Staat abzugrenzen und in gutes gegenseitiges Einvernehmen zu bringen sucht, hat seinen Vorläufer im italie­nischen Konkordat von 1929, das unser Papst Pius XI. mit Italiens Staats­lenker Mussolini im Anschluß an die Lösung der römischen Frage schloß. Hiermit wurde endgültig jener für Italien ver­hängnisvolle Zustand der Feindschaft von Papst und Staat beseitigt. Pius XI. verzichtete endgültig auf den politischen Katholizismus, um so mehr seine ganzen Kräfte dem Vor­dringen der religiösen Idee des Christentums und der katholischen Kirche als Heilsvermittlerin der Menschheit freizumachen. Er führte die Kirche wieder ihren ureigensten Bestimmungen zu. Erinnert sei nur an seine urchristliche Idee vom Apostolat der Laien in der Kirche, der Teil­nahme des Laien am hierarchischen Apostolat, die seine Verwirklichung in der katholischen Aktion finden soll.

Am Donnerstag/Freitag, 29./30. September 1938, trafen sich Benito Mussolini (Italien), Arthur Chamberlain (Großbritannien), Edouard Daladier (Frankreich) und Adolf Hitler in Abwesenheit der Tsche­choslowakei im Hotel Vier Jah­reszei­ten in München zu einer Konferenz über die Sudetenfrage. Am Freitag um 0.30 Uhr unterzeichneten sie das Münchner Abkommen über die Abtretung des Sudetenlandes an das Deutsche Reich.

Am 1. September 1939 schrieb Karl Leisner in sein Tagebuch:
5.45 [4.45] Uhr Beginn des polnischen Krieges  [Zweiten Weltkrieges]

Am 3. September 1939 blieb ein letzter Vermittlungsversuch Benito Mussolinis von Adolf Hitler unbeant­wortet. Daraufhin erklärten Großbritannien und Frankreich Deutsch­land den Krieg, wohingegen die USA, Italien und Spanien sich neutral er­klärten.

Im KZ Dachau erlebte Karl Leisner, wie die russischen und italienischen Häftlinge durch ein zusätzliches Schandmal gezeichnet waren, einen 10 cm breiten kahlgeschorenen Streifen auf dem Kopf; die vorge­schriebene Länge der rechts und links davon befindlichen Haare betrug 5 mm wie bei den anderen Häftlingen. Die Russen trugen es wegen ihrer Zuge­hörig­keit zum russisch-bolschewistischen Untermenschentum, daher auch „Russenstraße“ genannt, die Italiener wegen des schmäh­­­lichen Verrates ihres Königs Viktor Emanuel III. an Benito Mussolini durch dessen Verhaftung am 25. Juli 1943 in Rom. Das Schandmal der Italiener nannte man „Strada Mussolini“.
Die Regierung des nach der Verhaftung Benito Mussolinis mit der Regierung in Italien beauf­tragten Marschalls Pietro Badoglio erklärte nach einem Waffenstillstand mit den Alliierten An­fang September Deutschland am 13. Oktober 1943 den Krieg.

Die Ausstellung ist bis zum 31. Mai 2014 jeweils freitags bis sonntags sowie an Feiertagen geöffnet.
Adresse: Via Varano Costa Nuova, 47016 Predappio Forlì-Cesena, Italien
Telefon:+39 0543 921711