Entlassungen aus dem KZ Dachau

1945 wurden im März und April Priester aus dem KZ Dachau entlassen. Karl Leisner und Hermann Scheipers waren nicht dabei.

Ferdinand Maurath
Die deutsche Regierung hat sich an den Vatikan gewandt wegen der verschiedenen Behandlung der deutschen Kriegsge­fangenen in Amerika, wo man (mit Recht!) einen Unter­schied zwischen Pgs und Nichtpartei­ge­nossen machte. Der Vatikan ver­sprach mit Erfolg zu intervenieren, wenn endlich die Häftlinge entlassen würden, die aus religiösen Gründen einge­sperrt waren. (Ferdinand Maurath, Bericht von Ferdinand Maurath, Pfarrvikar, in: Freiburger Diöze­san-Archiv 1970, S. 152)

Bischof Heinrich Wienken bekam vom Reichssicherheitshauptamt in Berlin die Möglichkeit, eine Liste von zu entlassenden KZ-Priestern zusammenzustellen. Diese Liste wird in Berlin im Diözesanarchiv (Diözesanarchiv Berlin V 158-3-9) aufbewahrt.

Beispielseiten der 33seitigen Liste mit 374 Namen von KZ-Häftlingen, darunter 12 Ordensschwestern:

Seite 14

Seite 19

Seite 24

Die aufgeführten Namen lassen vermuten, daß Bischof Heinrich Wienken alle Personen nach vorhandenen Vorlagen aufgeführt hat; denn es befinden sich auch Personen auf der Liste, die gar nicht ins KZ Dachau gekommen oder bereits gestorben waren.

Hermann Scheipers am 2. Februar 2012 aus Ochtrup an Hans-Karl Seeger:
Weil ich nicht mehr lesen und schreiben kann, diktiere ich diesen Brief meiner Schreibhilfe.
Lieber Mitbruder, das war für mich etwas ganz Neues, daß ich 1945 zusammen mit Karl Leisner entlassen werden sollte. Ich erkläre es mir folgendermaßen, warum dies nicht geschah:
Karl Leisner war noch im Krankenrevier und konnte als Kranker nicht entlassen werden. (Das finden Sie illustriert bei „Jean Bernard, Pfarrerblock 25487“ Seite 199. Kein Häftling durfte als Kranker entlassen werden.)
Daß ich auch nicht entlassen wurde, hängt wahrscheinlich damit zusammen, weil ich aus den Flecktyphusbaracken entlassen war. Oder man wollte für Karl Leisner einen möglichen Betreuer zurücklassen.
Bischof Wienken habe ich zweimal in Berlin besucht, um etwas über diese Dinge zu erfahren. Er hat geschwiegen wie ein Grab, denn als Diplomat der Kirche bei den Nazis wurde er auch von den Polen wegen des Beichtverbotes angegriffen. Nur die Tapferkeit meiner Schwester hat er rühmend anerkannt. Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Recherchen.