Ergänzungen zu „Veröffentlichte Beiträge zum 75. Todestag von Karl Leisner“

Artikel von Hans-Karl Seeger

 

 

ERGÄNZUNGEN

Zu „Promisglauben“

Am 17. Dezember 1944 weihte der ebenfalls in Dachau inhaftierte Bischof des französischen Bistums Clermont, Gabriel Piguet, mit Erlaubnis von Leisners Heimatbischof Graf von Galen …
Erlaubnis des Heimatbischofs Clemens August Graf von Galen von Münster:
Mein lieber Herr Karl Leisner! Auf die Anfrage vom 23. Septem­ber, die ich heute erst er­hielt, erwidere ich Ihnen, daß ich gern meine Zustimmung gebe, daß die heilige Hand­lung dort vollzogen wird. Voraus­set­zung ist, daß alles sicher gültig und für später nach­weisbar geschieht. Gott gebe sei­nen Segen dazu! Mit den be­sten Grüßen an alle lieben Mit­brüder und Segen, den 29. Okto­ber 1944 † Clemens August

Der Primizkelch von Karl Leisner befindet sich in dessen Nachlass.
Während das Primizgewand erhalten ist, ist nicht klar, welchen Kelch Karl Leisner verwendet hat. Der kleine Meßkelch im Nachlaß, den man allgemein für den „Primiz­kelch“ hält, ist mit Sicherheit nicht der Kelch, mit dem Karl Leisner seine Primiz gefeiert hat. Er stammt vermutlich aus dem Meßkoffer, der ihm zur Primiz zugedacht war, aber erst zwischen dem 13. und 27. Januar 1945 im KZ Dachau eintraf. Karl Leisner hat vermutlich mit einem Kelch in normaler Größe aus dem Bestand der Lagerkapelle zele­briert.

Zu „Heimliche Priesterweihe“

Kurz zuvor hat Leisner am Morgengebet teilgenommen.
Karl Leisner nahm in Soutane an der Schwestern­messe um 6.00 Uhr in der Hauskapelle des Fürstabt-Gerbert-Hauses teil und begleitete die Lieder am Harmonium. Die Kranken­schwester Maturina Vogt feierte ihren Na­menstag. Unter ande­ren erklang das Lied „Erde singe, daß es klinge“ und als Schlußlied das Marienlied „Ma­ria breit den Mantel aus“.

Er unterhält die anderen Kranken mit einer hereingeschmuggelten Gitarre, …
Entweder ist seine eigene Gitarre nach seiner Verhaftung am 8.11.1939 im Lungensanatorium Fürst-Abt-Gerbert Haus in St. Blasien geblieben oder auf dem Weg nach Kleve verlorengegangen. Die Gitarre, die seine Familie ihm ins KZ Dachau schickte, war die seines Bruders Willi.

Am 6.4.1941 bestätigte er den Erhalt der Gitarre:
Die Gitarre macht uns allen seit 10 Tagen Freude.

Am 13.11.1943 schrieb er:
Meine Klampfe erfreut die Kameraden. Ich spiele zur Zeit selbst allerdings nicht.
Vermutlich wollte er mit dieser Mitteilung auf seinen Aufenthalt im Kranken­re­vier hinweisen.

Doch Leisner träumt davon, in seiner nordrhein-westfälischen Heimat zum Priester zu werden und seine Primiz, die erste Messe, im Dom von Münster zu begehen.
Karl Leisners Heimat ist Kleve am Niederrhein, wo er seine erste Messe, die Primiz, in seiner Heimatpfarrei gefeiert hätte. Im westfälischen Münster hätte er im Dom das Sakrament der Priesterweihe empfangen.

Zu „Heimliche Wunder in der Hölle“

Um die Wächter abzulenken, spielt vor der Kapelle ein Häftling Geige.
Christian Bernadac hat diese Geschichte erfunden. Er schreibt sogar, ein Jude habe Geige gespielt. Im Dezember 1944 waren kaum noch Juden im KZ Dachau, außerdem hätte das Spiel vor dem Priesterblock eher Aufmerksamkeit erregt, statt von dem Geschehen abzulenken.

Bernadac, Christian
L’Ordination clandestine de Karl Leisner [Die geheime Priesterweihe von Karl Leisner]. In: Les sorciers du ciel [Die Himmelskomiker], Paris 1969, Kap. XXI: 321–333