Erinnerung mit einem Klick

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Titel des Zeitungsartikels in der Münsterschen Zeitung

Foto Wikipedia.de

Eine Kamera der Daguerreotypie von 1895

 

 

175. Geburtstag der Fotografie – Der französische Maler Louis Jacques Mandé Daguerre (* 18.11.1787 in Cormeilles-en-Parisis/Val-d´Oise/F, + 10.7.1851 in Bry-sur-Marne/Val-de-Marne/F) entdeckte 1839 die Methode, Bilder, die man in einer Camera obscura sah, zu fixieren, die nach ihm benannte Daguerreotopie.

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Dieser Artikel erschien am 1. Februar 2014 in der Münsterschen Zeitung.

Zur Zeit Karl Leisners waren Film und Foto noch lange nicht so entwickelt wie heute. Daher war ein Foto auch etwas Besonderes. In seinen Tagebüchern erwähnt er immer wieder, wenn bei einer Gelegenheit ein Foto gemacht wurde.

Beispiele aus den Tagebüchern:

Nideggen, Sonntag, 8. April 1928, Ostersonntag
Der Morgen verging durch Singen, Spielen und in der Heide lie­gen. Zum Mittag­essen gabs Linsensuppe (Ia prima). Wir wurden auch fotogra­fiert. Um 4 Uhr nachmittags war Knappenprüfung.

Ein Foto konnte auch mißglücken und wurde trotzdem aufgehoben. So auf der Pfingstfahrt 1930

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Die mißglückte Abschiedsaufnahme
Nur die Hälfte! Die andere Seite war mißglückt

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Die geglückte Abschiedsaufnahme

In Karl Leisners Familie gab es vermutlich keinen Fotoapparat.

Juni 1930

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Willi [Leisner] konnte wegen des Gipskorsetts nicht mit auf [Pfingst-]Fahrt. Er machte mit „On­kel“ Ferdi [Falkenstein] aus Neuß, der hier [in Kleve] war, und den andern so schöne Touren. Onkel Heinrich und Tante Mia [Brücken] aus Neuß wa­ren die Pfingsttage da. Onkel Heinrich knipste auch unser schönes Haus.
Unser jetziges (seit 4.10.1929) Haus (Flandrische Str. 11)

Fotoapparate wurden bei einer Fahrt eingeplant:

Karl Leisner aus Kleve am 18. Juli 1933 an Walter Vinnenberg in Münster:
Wir bringen zwei Photos [? Foto­­apparate zur Baltrumfahrt] mit.

Die Farbfotografie entwickelte sich Mitte des 19. Jahrhunderts. Dennoch blieben farbige Fotos etwas Seltenes.

28. Dezember 1938
Am Abend eingeladen zu Kaplan Ferdinand Stegemann. Wir trinken (nach herzlicher Begrüßung) einen Festtagswein und plaudern über Christus und uns Menschen heute, über echtes Priestertum und heiliges Leben. Über Got­tes Wege und uns Menschen. Es ist so schön, mit diesem Mann zu er­zäh­len. Alle Schwere leugnen wir nicht, aber um so herrlicher erstrahlt Gottes Größe und Güte!

Dann zeigt er die Buntfotos von Kaplan [Josef] Wigger, [die] sie zusam­men auf der Fahrt in Dalmatien machten. Er zeigt mir Gottes schöne Welt und erzählt mir von seinen „Erfahrungen“ – während ich Süßes knabbere. Es ist so wunderschön zu lauschen und zu schauen. Berge, Meer und Menschen – wie schön sind Gottes Welt und seine Menschen!

Wer nicht fotografieren konnte, erwarb Fotokarten. Solch klebte Karl Leisner auch in sein Tagebuch ein. Wenn er eine Ansichtskarte nach Hause schrieb, erbat er sie stets zurück.

Karl Leisner aus Werms­dorf am 3. Mai 1937, Ansichtskarte (Schloß Hubertusburg bei Werms­dorf), an seine Familie in Kleve:
Grüß Euch Gott!
[…]
Herzliche Maiengrüße – auch an alle, die gegrüßt sein wollen!
Euer Karl
Karte aufbewahren

Früher wurde nicht so viel fotografiert wie heute, dafür aber oft selbst entwickelt. Die im Fotoapparat belichteten schwarz-weiß-Filme wurden in einer Dunkel­kammer ohne jeglichen Lichteinfall (meist umgenutzte Badezimmer) entwickelt. Man benötigte Entwicklungsdosen, Thermo­meter, Entwickler, Fixierer und reichlich fließendes Wasser. Die so entstanden Negativfilme konnten dann mit Hilfe eines Vergrößerungsapparates in der gleichen Dunkelkammer, diesmal aber bei Rot- oder Gelblicht auf lichtempfindliches Fotopapier projiziert, belichtet und entwickelt werden.
Auf Grund dieser Möglichkeiten befinden sich im IKLK-Archiv Fotos aus dem KZ Dachau, u. a. zwei Tage vor der Priesterweihe, am 15. Dezember 1944 aufgenommene Fotos von Karl Leisner.

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Leisner 1944 600 dpi

P. Sales Heß OSB:
Ich hatte die Aufgabe, botanische Versuche und Pflanzenversuche auf der Plantage[1] zu fotografieren. Dazu hatte ich zwei Fotoapparate eine Exakta und eine Leica. Ich habe mit einem dieser Apparate kurz vor dem Tag der Prie­sterweihe, dem dritten Adventssonntag 1944, in der Ka­pelle des Lagers KZ mehrere Aufnahmen von Karl Leisner gemacht.[2]

[1]    „Plantage“ war der Kommandobegriff für die Arbeit der KZ-Häftlinge im „Kräutergarten Dachau, Deutsche Versuchsanstalt für Verpflegung und Ernährung GmbH, Werk Dachau“.

[2]        Seligsprechungsprozeß: 1851f.

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Foto Wikimedia Commons

Exakta

 

 

 

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Foto Wikipedia

Leica

 

 

 

 

Alois Knecht aus Bregenz am 28. Dezember 1950 an Rein­hold Friedrichs in Münster:
Jener Benediktinerpater [P. Sales Heß OSB …] hat unser Tütenkleb­kom­mando in der Plantage draußen wiederholt photographiert, er war ja der behörd­lich kon­zes­sio­nierte Photograph von Blumen, Pflanzen etc. etc., und so konnte er auch eines Tages uns un­geniert aufnehmen. Aber nie bekam ich ein Bild da­von zu sehen, weder im noch außerhalb des Kazetts.
Die Nega­tive von den Fotos bei der Probe zur Priesterweihe wurden über Leo Pfanzer aus dem KZ Dachau ge­schmug­gelt und ohne Kommentar mit der Post an Willi Leisner nach Berlin geschickt. Leo Pfanzer war Angestellter bei der Bayerische Warenvermittlung (Baywa) in Da­chau, als solcher hatte er freien Zu­tritt zur Plan­tage und war Vermittler hinaus und herein.

P. Sales Heß OSB:
Beson­ders danken wir ihm [Leo Pfanzer] seine Hilfe für un­sere illega­len und sehr ge­fährlichen fotografi­schen Aufnah­men. Wir hätten keine Bilder von unserer Kapelle, der Madonna, des Primizianten Karl Leis­ner und vieler anderer Konfratres, wenn er nicht mit gro­ßem Ri­siko für ihn und uns die ent­wickelten Filme schnellstens aus dem Lager­be­reich hinauszu­schaffen und in sei­nem Hause bis zum Ende unse­rer KZ-Haft zu ver­wah­ren be­reit gewesen wäre.[1]

[1]    P. Sales Heß OSB in: Stimmen von Dachau, 1967/68 – Nr. 9: 76

P. Otto Pies SJ am 29. März 1945 an Willi Leisner in einem Nach­satz:
PS Ich habe von der Weihe zwei Serien Bilder geschickt. Sind beide ange­kommen, auch die in Paramenten?

Willi Leisner aus Berlin am 15. April 2003 nach seinen Kalender­auf­zeich­nungen an Hans-Karl Seeger:
Die Negative, die Pater Sales Heß [OSB] im KZ Da­chau gemacht hat, schmug­gelte er [P. Otto Pies SJ durch Leo Pfanzer] aus dem KZ und kamen in ei­nem Briefumschlag ohne Bei­lage bei mir an.
Abzüge von den Negativen machte mir Dr. [Hermann] Eising, damals Kaplan in St. Matthias am Win­terfeldplatz in Berlin-Schöneberg. […] Mit ihm hatte ich wegen der Zustimmung von Bischof [Clemens August] Graf von Galen zu Karls Priester­weihe laufend Kontakt. […]
Den Eltern schickte ich am 6. Januar 1945 das Foto Karl im Ornat und am 7. Januar das Foto Karl und [P.] Otto Pies [SJ] mit der Brief­post nach Nieder­mörmter.
Die Negative bekam später Otto Pies für seine Veröffent­lichun­gen. Ein Fotograf hat sie verbummelt und nicht wieder aufge­funden.

Pies Leisner

 

 

 

v. l. Otto Pies u. Karl Leisner